(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Das Risiko kehrt zurück, Börsenkommentar "Marktplatz" von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 11-12-2009

Frankfurt (ots) - So haben sich die Marktteilnehmer das Jahresende
sicher nicht vorgestellt. Das Thema Dubai war noch nicht ganz
überwunden, da versetzten die maroden Staatsfinanzen Griechenlands
die Anleger in Angst und Schrecken. Hinzu kommt die pessimistischere
Einschätzung Spaniens durch die Ratingagenturen. Und vielleicht
werden vor Jahresultimo noch weitere Länder der Euro-Peripherie
Sorgen bereiten.

Zu einer griechischen Tragödie ist es an den Märkten zwar nicht
gekommen - vor einigen Monaten noch wäre dies aber unweigerlich
passiert. Jetzt haben sich die Aktienmärkte hingegen erstaunlich gut
gehalten, die Anleger behielten nach dem ersten Schrecken die Nerven.
Die Verluste hielten sich in Grenzen, zumal die Märkte in der zweiten
Hälfte der beendeten Börsenwoche das preisgegebene Terrain zumindest
teilweise wieder gutgemacht haben. Im Wochenverlauf hat der Dax
lediglich 1% auf 5756 Zähler eingebüßt.

Die relative Robustheit des Marktes ist ein klares Indiz dafür,
dass die seit dem Frühjahr laufende enorme Rally nicht auf Sand
gebaut ist. Entgegen den vielfach geäußerten Befürchtungen handelt es
sich - zumindest bei europäischen Dividendentiteln - wohl nicht um
eine neue Überbewertungsblase. Solche Gebilde haben nämlich die
unangenehme Eigenschaft, mitunter bereits bei schlechten Nachrichten
zu platzen, die von geringerer Bedeutung sind als die jüngsten
Entwicklungen am südlichen Rand der Eurozone.

Allerdings haben die Ereignisse und ihre Rezeption durch die
Marktakteure aktuell die Aussicht auf eine Jahresend-Rally gründlich
verhagelt. Einen solchen Endspurt dürfte es auch aller Voraussicht
nach in der neuen Börsenwoche nicht geben. Am wahrscheinlichsten ist
für die kommenden Handelstage das Szenario einer Seitwärtsbewegung.

Dies liegt zum einen daran, dass die Reihen der Marktteilnehmer
mit Blick auf die nahenden Feiertage bereits ausgedünnt sind. Viele
Akteure können es sich wegen der im Jahresverlauf erzielten Gewinne
leisten, sich mit risikoreichen Engagements zurückzuhalten.
Hauptgrund für die zu erwartende Kursflaute ist aber die Tatsache,
dass sich mit den genannten Ereignissen die Risikoperzeption der
Anleger verändert hat. Zwar schalten die Investoren noch nicht wieder
auf Krisenstimmung um. Allerdings ist nun für alle klar erkennbar,
dass die Spätfolgen der Finanzkrise noch lange für Verwerfungen
sorgen werden. Deren Folgen könnten auch durchaus noch ernster sein
als das, was sich gegenwärtig beobachten lässt.

Die sinkende Kreditqualität von Unternehmen wie Dubai World oder
von Staaten wie Griechenland ist ein typisch spätzyklisches Phänomen.
Ab dem kommenden Jahr rechnen beispielsweise die Analysten der WestLB
zwar mit einer beginnenden Erholung der Kreditausfallraten. Sie
merken jedoch kritisch an, dass zumindest im High-Yield-Segment die
gegenwärtig eskomptierten Default-Prämien, die die Bondanleger
verlangen, nicht mehr ausreichend sind. Mit anderen Worten: Zumindest
an einem Teil der Märkte sind die Einschätzungen wohl optimistischer,
als sie es eigentlich sein sollten. Dies sollte zumindest das
Potenzial für weitere Kursgewinne sehr eng begrenzen.

Möglicherweise geben die jüngsten Ereignisse auch bereits einen
gewissen Vorgeschmack auf das kommende Jahr. Dieses dürfte nämlich
nach Einschätzung vieler Ökonomen und Volkswirte für die Märkte recht
schwierig werden.

So ist mit einer nachlassenden Dynamik des globalen
Wirtschaftswachstums zu rechnen, nachdem die Erholung von der
Talsohle der Krise zügig verlaufen ist. Viele Experten rechnen damit,
dass die Notenbanken, allen voran die Fed, anstatt mit der
Normalisierung der Geldpolitik zu beginnen, sich zu weiteren
konjunkturellen Stützungsmaßnahmen hinreißen lassen. Dies könnte aber
das Vertrauen in US-Anleihen und den Dollar unterminieren. Sollte es
zu einem Crash am US-Bondmarkt kommen, würde dies unweigerlich auch
Dividendentitel in Mitleidenschaft ziehen. Da die Aktienmärkte
konjunkturelle Entwicklungen um einige Monate vorwegnehmen, könnte es
sein, dass die Anleger den Höhepunkt der Kurserholung bereits gesehen
haben.

(Börsen-Zeitung, 12.12.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

242122

weitere Artikel:
  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu Dong-Rückzug/Steinkohlekraftwerk Rostock (ots) - Für die Bürgerinitiativen rund um den Greifswalder Bodden, für Umweltverbände und Touristiker der Region ist das zweifellos ein Freudentag. Die größte Volksbewegung in Mecklenburg-Vorpommern nach der Wende kann das Aus für die Kohle-Pläne als Erfolg verbuchen. Die von Dong in Lubmin verfolgte Kohleverbrennung ist als Technologie nicht mehr zeitgemäß. Die Abgase schaden dem Klima, zudem wäre unnötig der Bodden aufgeheizt worden. Einen fossilen Energieträger zu verbrennen, ohne dabei auch die Wärme zu nutzen, ist Verschwendung mehr...

  • WAZ: Steuer gegen Spekulanten. Kommentar von Thomas Wels Essen (ots) - Auch wenn Börsenspezialisten und Banker aufheulen sollten - man kann die Europäer nur zu der Finanztransaktionssteuer beglückwünschen. Sie ist vor allem aus ökonomischen Gründen geboten. Immer noch vagabundieren Billionen-Summen tagtäglich allein deshalb über den Globus, weil sich so genannte Arbitrage-Geschäfte mit Finanzkonstrukten aus abgeleiteten echten Werten lohnen. Da werden dann nicht die Aktien, das Fass Öl oder ein Kilo Gold gehandelt, sondern das Recht auf den Erwerb der Aktie oder des Öls zu einem bestimmten mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Banken / Finanzkrise Osnabrück (ots) - Zu kurz gesprungen Gordon Brown ist ein Schaumschläger. Sein Plan einer Sonderabgabe auf Bonuszahlungen in der Finanzbranche erweist sich bei näherem Hinsehen als populistischer Aktionismus. Zwar ist es richtig, die schon wieder üppig fließenden Sondervergütungen im Blick zu haben. Denn es waren genau solche Anreize, die Banker dazu verleitet haben, extrem hohe Risiken einzugehen. Und die Steuerzahler, die den Schaden jetzt zu einem großen Teil ausbaden müssen, verlangen zu Recht wirksamere Schutzmaßnahmen. mehr...

  • Kloosterboer sieht für das Jahr 2010 gute Auslastung der erweiterten Hafenanlage in Dutch Harbor voraus Seattle (ots/PRNewswire) - - Der Abschluss der ersten Phase des 150-Millionen-Dollar-Projekts hat die Nachfrage für die kommende Saison unmittelbar angeregt In den vier Monaten seit der feierlichen Eröffnung im Juli, so der Generaldirektor der Anlage, hat Kloosterboer Dutch Harbor bereits mehrere bedeutende Fischereiunternehmen an der Hand, die die Anlage als umfassende Logistikdrehscheibe für die Saison 2010 nutzen möchten. "Wir sind über diese unmittelbare Nachfrage und das Interesse, das wir so kurzfristig haben wecken können mehr...

  • Studie: Südeuropäische Photovoltaik-Märkte sollen der Weltwirtschaft wieder auf die Sprünge helfen Barcelona, Spanien (ots/PRNewswire) - Während der spanische Markt sich mit gesetzlichen Hürden herumschlägt, treiben Italien und Frankreich den europäischen Photovoltaiksektor durch beachtliches kurzfristiges Wachstum voran. Die langfristigen Wachstumsaussichten in Südeuropa, wo bis 2020 neue Projekte mit einem Gesamtvolumen von 38 GW geplant sind, sollen dazu beitragen, den globalen Photovoltaiksektor aus seinem derzeitigen Sumpf zu ziehen, wie eine neue Studie von Emerging Energy Research belegt. Den Erwartungen zufolge verbucht Südeuropa mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht