WAZ: Weinland Deutschland? - Hoffnung flaschenweise. Leitartikel von Lars von der Gönna
Geschrieben am 11-12-2009 |
Essen (ots) - Es gab Zeiten, da war man in der Welt bereit, für einen Rheingau-Riesling das Gleiche zu zahlen wie für einen "Château Lafite". Lang ist's her. Dazwischen lag eine grausige Durststrecke für alle Beteiligten. Ihre extremen Pole waren Weinskandale, in denen sich nicht weniger spiegelte als eine verfehlte Politik absurder Subventionspirouetten und das rufschädigende Hinterherlaufen der Winzer nach dem, was der Markt "Sweet & Cheap" (süß und billig) hieß.
Dass ein guter Teil deutscher Winzer all das hinter sich gelassen hat, ist auch einem Generationswechsel zu verdanken. Da stehen Menschen im Weinberg, die wissen, dass es im globalen Weindorf sinnlos ist, einen einfachen Zechwein in Konkurrenz zu den Monsterflächen Australiens zu produzieren. Stattdessen setzen die Erfolgreichen auf Unverwechselbarkeit, klare Identität. Einen Steillagenriesling von der Mosel kann man im Napa-Valley nicht imitieren. Das wissen die Erfolgreichen - weil es ihnen nicht peinlich war, in Kalifornien oder dem Burgund zu schauen, wie es die anderen machen. Was sie produzieren, hat seinen Preis, aber es gibt einen Markt, der ihn bezahlt, der regelrecht giert nach einer von jenen 2660 abgezirkelten Einzellagen auf Schiefer, Löss oder Keuper, die Einzigartiges, Authentisches hervorbringen können.
Längst sind in Tokio und New York Weinbars selbstverständlich bestückt mit deutschen Spitzenweinen, der Riesling-Kult reicht von Oslo bis Los Angeles. Und wer an Nahe oder Saar wieder mal gut nach Übersee verkauft hat, ist dankbar für die Abkehr vom politisch gewollten Credo, das Winzern verordnete, möglichst billig, möglichst viel zu produzieren.
Das sind gute Nachrichten, aber es ist erst ein Anfang. Zwar gibt es immer mehr Deutsche, die Spaß haben an den Geschmäcken und Geschichten, die dieses uralte Kulturprodukt Tropfen für Tropfen bietet. Insgesamt aber haben die Deutschen qualitativ immer noch Nachholbedarf. Höchstens ein Drittel von ihnen ist bereit, für die Flasche mehr als zwei Euro auszugeben. Und die zwei anderen sind nicht unbedingt jene, die durch finanzielle Not vom Konsum ausgeschlossen sind.
Predigen bringt gar nichts. Viel zu lange haben Snobs Gelegenheitstrinker eingeschüchtert oder zu Parvenüs erzogen, die fortan nach Etiketten schielten. Dabei muss Liebe doch wachsen. Wie? Keine 120 Kilometer vom Ruhrpott wächst: Wein! Hinfahren, wandern, trinken und staunen - über ein Weltkulturerbe made in Europe.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-6528 zentralredaktion@waz.de
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