Kranke Jugendliche fallen mit dem Erwachsenwerden in ein Versorgungsloch / Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin(DGSPJ) fordert klare und fließende Übergangsregelungen
Geschrieben am 14-12-2009 |
Hamilton / Würzburg (ots) - Junge Erwachsene, die krank sind oder krank werden, stehen in Deutschland vor einem ganz großen Dilemma. Als Erwachsene finden sie zumeist häufig nicht mehr die gute medizinisch-therapeutische Versorgung vor, die sie aus ihrer Kinder- und Jugendzeit kennen. Statt eines weichen Übergangs hin zu einem selbständigen Leben erleben viele junge kranke Menschen als Erwachsene eine Bauchlandung, die ihr Leben radikal verändert.
Denn Kinder- und Jugendärzte dürfen junge Erwachsene in der Regel nicht mehr behandeln, wenn sie älter als 18 Jahre sind. Ausnahmen sind zwar möglich, hängen aber allein vom Gutdünken der Krankenkassen ab, kritisiert Professor Dr. Hans-Michael Straßburg, Präsident der DGSPJ aus Würzburg. So gibt es Krankenkassen wie die AOK Bayern, die die Vergütung von Leistungen von erwachsenen Patienten beim Kinder- und Jugendarzt recht "großzügig" handhaben. Andere lehnen Übergangs-Regelungen strikt ab. Einen Rechtsanspruch gibt es weder für die Ärzte noch für die betroffenen Familien.
Auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen hat in seinem jüngsten Sondergutachten 2009 erkannt, dass die Versorgung von Jugendlichen im Übergang zum Erwachsenenalter defizitär ist. Die Experten wollen die Versorgungsforschung in diesem Bereich nun vorantreiben. Dabei soll herausgefunden werden, wie hoch der Bedarf an Transitionssprechstunden und Übergangsstationen (eigene Station für Heranwachsende) für bestimmte Krankheiten tatsächlich ist. Die DGSPJ stuft diesen Bedarf schon heute als hoch ein, da immer mehr chronisch kranke und (geistig) behinderte Adoleszente das Erwachsenenalter erreichen.
In vielen Ländern sind solche Übergangsmodelle vom Jugend- in das Erwachsenenalter (Transition) schön längst etabliert. In der Provinz Ontario (12 Millionen Einwohner) in Kanada wurden vorbildhafte "Best Practice Modelle" für den Übergang von Jugendlichen mit Krankheiten oder Behinderungen ins Erwachsenenalter entwickelt. Die Ziele einer gelungenen Transition erschöpfen sich dabei nicht nur darin, ein unabhängiges Leben zu führen. Genauso wichtig ist es für diese jungen Menschen, dass sie auch einer Beschäftigung nachgehen können, die sie tatsächlich gerne ausüben und in gesundheitlicher Hinsicht auch ausüben können.
Unterstützung können die Jugendlichen in Ontario neben einem Team aus Spezialisten aus den Bereichen Erwachsenen- und Kinder- und Jugendmedizin auch von einem "Peer Advisor" erhalten, also einem jungen Erwachsenen, der bereit ist, seine eigenen Erfahrungen mit Behinderung in dieser Übergangsphase an andere Betroffene weiterzugeben.
In Deutschland erfolgen die meisten der Transitionssprechstunden lediglich auf der Grundlage von Sonderregelungen für einzelne Patientengruppen (Spina bifida, Herzfehlbildungen, Mukoviszidose-Ambulanzen) oder durch guten Willen und großzügiges Übersehen der Altersgrenze. Deshalb ist dringender Handlungsbedarf geboten. In Anlehnung an die Regelungen des SGB IX zur Erbringung der "Komplexleistung Frühförderung" sollte eine "Komplexleistung Transition" geschaffen werden, fordert die DGSPJ. Damit würde es für Pädiater, Erwachsenenmediziner sowie Sozialarbeiter und Therapeuten möglich, fließende Übergangs-Programme für Jugendliche mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen zu schaffen, fordert Dr. Olaf Kraus de Camargo, Professor für Sozialpädiatrie an der Mc Master Universität in Hamilton (Kanada). Diese Programme könnten hierzulande an Spezialambulanzen und/oder Sozialpädiatrische Zentren angebunden sein. Ziel dabei sollte es sein, die Patienten so lange zu lotsen und zu begleiten, bis sie auch im Erwachsenenbereich gesundheitlich gut versorgt sind.
DGSPJ Präsident Straßburg sieht dafür mit der Unterstützung des Sachverständigenrates gute Chancen, solche Modelle nun auch in Deutschland fest zu verankern und verbindlich zu finanzieren. Damit würden auch die Patientenrechte junger Menschen - wie 2009 von allen Parteien eingefordert - gestärkt werden.
Originaltext: Dt. Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55202 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55202.rss2
Pressekontakt: Dr. Olaf Kraus de Camargo Associate Professor an der Mc Master Universität Hamilton Kanada krausdc@mcmaster.ca
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
242270
weitere Artikel:
- Stierkampf in Spanien: VIER PFOTEN protestiert gegen barbarische Foltermethoden Hamburg (ots) - Am 15. Dezember 2009 wird in Katalonien über den Entwurf eines Tierschutzgesetzes entschieden, der als Ziel die Abschaffung des Stierkampfes in Katalonien hat. Die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN setzt sich für ein sofortiges Verbot des Stierkampfes ein und ruft alle Menschen zum Boykott dieser grausamen Praxis auf. Während eines Stierkampfes müssen Tiere Foltermethoden wie im Mittelalter erleiden. Stück für Stück werden sie zu Tode gequält. Die Stiere sterben langsam, qualvoll und unter größten Schmerzen. Zusätzliche mehr...
- VPRT verabschiedet Analog-Digital-Fahrplan TV Berlin (ots) - - Vorschlag der Landesmedienanstalten zur Abschaltung der analogen Satellitenverbreitung im April 2012 begrüßt - Politik soll in 2010 Migrationskonzept auch für das Kabel vorlegen Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) hat in seinem Fachbereich Fernsehen und Multimedia einen Analog-Digital-Fahrplan verabschiedet und in Berlin vorgestellt. In dem Sechs-Punkte-Papier begrüßt der Verband auch den heutigen Vorschlag der Landesmedienanstalten, die analoge Verbreitung von Fernsehprogrammen mehr...
- MDS fordert Verbesserungen für Menschen mit Demenz - Gute Konzepte liegen vor Berlin/Essen (ots) - Demenz ist eine Volkskrankheit. Experten prognostizieren eine Verdoppelung von derzeit 1,2 Mio. Menschen, die an einer Demenzerkrankung leiden, auf 2,4 Mio. in den nächsten 20 Jahren. "Deshalb ist es besonders dringlich, dass sich das pflegerische Versorgungssystem auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz einstellt", so Dr. Peter Pick, Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS). "Wenn wir die Versorgung von Menschen mit Demenz wirksam verbessern wollen, müssen mehr...
- Novellierte Verpackungsverordnung: Bewährungsprobe missglückt Berlin (ots) - Novelle der Verpackungsverordnung von 2008 verfehlt ihr Ziel - Statt mehr Transparenz neue Zweifel an Vollständigkeit und Qualität der Entsorgung - Falschdeklaration von Verkaufsverpackungen bringen Unternehmen hohe Zusatzgewinne - Wirksame Kontrolle findet nicht statt - Deutsche Umwelthilfe will Deutschen Industrie- und Handelskammertag mit Antrag auf Umweltinformation zwingen, Zahlen über angemeldete Verpackungsmengen zu nennen Mehr Transparenz über den Verbleib und die Wiederverwertung so genannter Verkaufsverpackungen mehr...
- Röttgen und Merkel müssen beim Weltklimagipfel vermitteln und die Industriestaaten zur Übernahme von mehr Verantwortung drängen Berlin/Kopenhagen (ots) - Bei einem Treffen mit Bundesumweltminister Norbert Röttgen in Kopenhagen haben heute Vertreter vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die deutsche Delegation beim Weltklimagipfel zu entschlossenem Engagement aufgefordert. Zur Überwindung der gegenwärtigen Blockaden müsse die Bundeskanzlerin ihre guten Kontakte zu US-Präsident Barack Obama und zum chinesischen Staatschef Hu Jintao nutzen, um zwischen beiden zu vermitteln. Es wäre ein Fiasko, wenn am Ende der zweiten und entscheidenden Verhandlungswoche mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|