Zitate von Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender, aus dem n-tv-Talk "Heiner Bremer - Unter den Linden 1"
Geschrieben am 17-12-2009 |
Köln (ots) - Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender, im n-tv-Talk "Heiner Bremer - Unter den Linden 1" (erneute Ausstrahlung So, 20.12.09 um 10.10 Uhr)
auf die Frage nach seinem Rat an Verteidigungsminister zu Guttenberg:
"Nerven bewahren. Einen geraden Weg gehen und nach eigener Überzeugung handeln, sich nicht von externen Einflüssen irgendwo nervös machen lassen."
Zur der sich ständig ändernden Informationslage in der Kundus-Affäre:
"Ich bin sehr, sehr vorsichtig mit Kommentierungen zur jeweiligen Tagesaktualität, weil man nie weiß, wie lange dies wieder trägt. Deshalb ist sicher der Untersuchungsausschuss ein richtiges Instrument."
Zum Afghanistan-Einsatz:
"Ich habe gesagt, wir müssen die Mandatierung eines Einsatzes der Bundeswehr im Ausland, gerade in Afghanistan, künftig mit einer klaren Zielsetzung verbinden. a) was wollen wir zivil erreichen in der Bildung, in der Infrastruktur, in der Sicherheit eines Landes und b) welche Vorstellungen haben wir überhaupt, wie lange das dauern soll, und wann wollen wir wieder herauskommen?"
"Wir können uns dieser Verpflichtung nicht entziehen, weil es eine internationale Verpflichtung ist. Ich stelle ja auch gar nicht in Frage, dass wir uns engagieren - wir würden ja das afghanische Volk im Stich und praktisch den Taliban überlassen. Aber ich möchte, dass wir künftig die militärische Frage mit der zivilen verbinden."
Zu den Gründen des in einer Umfrage von Wirtschaftsvertretern geäußerten Unmuts über den Start der neuen Bundesregierung:
"Wir haben eine Koalitionsverhandlung abgeschlossen, wo jede Seite nicht zu 100 Prozent durchsetzen konnte, was sie sich vorgestellt hat. Und dann hat es einen gewissen öffentlichen Nachlauf: Dass alle drei an der Koalition beteiligten Parteien [...] ihre ursprünglichen Positionen immer wieder in die Debatte bringen. [...] Aber das ist jetzt vorbei, jedenfalls nach allem, was wir uns vorgenommen haben. [...] Es ist schon viel Wille da, diese Nachhutgefechte zu den Koalitionsvereinbarungen einzustellen und sich um die Probleme des Landes wirklich zu kümmern."
Zum Waschstumsbeschleunigungsgesetz und der Frage, was die Kanzlerin den Ländern für ihre Zustimmung alles geboten habe:
"Also mir hat sie noch nichts angeboten."
"Wir haben uns das vor der Wahl überlegt, nach der Wahl in der Koalition vereinbart und von allen denkbaren Gremien bestätigt. [...] Deshalb ist es jetzt aus meiner Sicht nicht so, dass jemand behaupten kann, er hätte das vor der Wahl nicht gewusst. [...] Das war vor der Wahl nicht anders als nach der Wahl. Und deshalb kann jetzt auch niemand ausscheren mit dem Argument, dass er jetzt irgendwelche Sondervorteile möchte. Ich teile die Meinung von Christian Wulff [...]: Wenn man den Ländern finanziell entgegenkommt [...], dann muss man alle Länder gleich behandeln."
Zu einer zukünftigen Steuersenkung um rund 24 Mrd. Euro angesichts der Rekordverschuldung:
"Ich glaube, dass eine weitere Steuerreform kommen muss, weil wir ein sehr, sehr ungerechtes Steuersystem haben, das zusätzliche Leistungen geradezu bestraft. [...] Wenn wir ein dynamisches und innovatives Land bleiben wollen, können wir die Leistungsträger - zu denen übrigens auch die Polizeibeamten und Krankenschwestern zählen und nicht nur die Führungsleute - steuerlich nicht so weiter behandeln, wie bisher. [...] Die nächste Stufe kommt. Wir haben immer gesagt, dass wir das Ausmaß, das Volumen und die Schritte dann festlegen, wenn die nächste Steuerschätzung im Mai stattgefunden hat."
Zu den von der CSU maßgeblich geförderten "Steuergeschenken" im Wachstumsbeschleunigungsgesetz, z.B. ermäßigter Mehrwertsteuersatz für Hotels und Hilfe für die Milchbauern:
"Sie werden einem Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten aus Bayern nicht vorhalten können, dass er sich für seine Wirtschaftsstruktur auch einsetzt. Das ist doch meine Pflicht. Jeder dritte Bauernhof in Deutschland steht in Bayern."
"Zweiter Punkt: Hotels. [...] Bayern hat vielleicht so viele Nachbarn, wie kein anderes Bundesland. Ich nenne nur die Österreicher, die Schweizer und die Tschechen. Mit denen sind wir im Wettbewerb. Wir sind neben dem Bauernland auch noch ein Tourismusland. Und deshalb ist es für Bayern besonders wichtig, dass wir mit unseren Nachbarn wettbewerbsfähig bleiben."
Zu einer Kopfprämie im Gesundheitssystem:
"Der Grundsatz muss gelten in Deutschland: Die Menschen tragen entsprechend ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit zur Finanzierung unseres Gemeinwesens bei - bei der Steuer wie bei den Beiträgen. Das war ein gutes Prinzip in 60 Jahren Nachkriegsgeschichte. Und das sollten wir auch aufrecht erhalten. Das schafft nämlich auch inneren Kitt und Zusammenhalt in einer Gesellschaft. Ich kann mehr beitragen zur Finanzierung dieser Gemeinschaft als mein Fahrer. Und deshalb muss man dies vom Grundprinzip schon mal diskutieren: Wie wollen wir unsere Gesellschaft bauen? Ist jeder seines Glückes Schmied oder muss auch jemand darauf vertrauen können, wenn er in jungen Jahren behindert wird, pflegbedürftig wird, krank wird, dass eben die Gemeinschaft hilft. Ich bin für's Zweite."
Zur Finanzierung des Gesundheitssystems:
"Wir haben 2004 dies ja alles durchgerechnet: Wenn sie die gesamte Krankenversicherung auf eine Pauschale umstellen, dann brauchen sie einen Sozialausgleich - und dieser Sozialausgleich kostet über 30 Milliarden. Ich weiß nicht, woher das kommen soll. [...] Heute erklärt der Bundesgesundheitsminister, 'es ist richtig in der Analyse, was der Seehofer sagt, aber deshalb möchte ich (der Bundesgesundheitsminister Anm. d. R.) das in Stufen verwirklichen'. Und er wird uns irgendwann mal öffentlich erklären, wie wann welche Stufe realisiert werden wird. Ich halte das für objektiv undurchführbar."
Zur Bayern-LB-Affäre:
"Es ist ein Debakel. [...] Es waren Fehlentscheidungen. Ich kann mir heute die Auffassung nicht erklären, es sei die Aufgabe einer Bayerischen Landesbank, sich über eine österreichische Bank im Balkan zu engagieren. Ich habe das immer so verstanden, dass eine Bayerische Landesbank die Aufgabe hat, die bayerische Strukturpolitik, den bayerischen Mittelstand zu unterstützen und sich nicht auf den weltweiten Märkten und noch dazu auf dem Balkan zu engagieren."
Zu Edmund Stoiber, der diesen "Flop" politisch verantwortet und ihm diese Erbschaft hinterlässt:
"Es ist persönlich und politisch eine ungewöhnlich schwierige Situation."
Zum Landesbank-Fiasko in Bayern und den anderen Landesbanken in Deutschland:
"Ich hatte schon immer eine Skepsis, ob der Staat der richtige Banker, geschweige denn Unternehmer, ist. Der soll die Rahmenbedingungen setzen. [...] Deshalb möchte ich mich so schnell wie möglich, d.h. wenn die Marktlage es zulässt, wenn die Bank restrukturiert ist, von dieser Bank (d. Bayerischen Landesbank, Anm. d. Red.) trennen.
Zum Vertrauen in seinen Finanzminister Fahrenschon:
"Ich habe ihm das Vertrauen erklärt und wenn ich jemandem das Vertrauen erkläre, gilt dies. Und zwar nicht nur solange, bis die Pfeile sich dann auf mich richten [...], sondern das gilt. Auch wenn ich dann mit ins Visier gerate. Das ist doch völlig klar. Aber auch das werden wir aushalten."
Zur "Kreditklemme" bei den Landesbanken:
"Die Bayerische Landesbank habe ich in den letzten Monaten häufig gebraucht als Konsortialführer. Wenn also Sparkassen oder Genossenschaftsbanken vom Investitionsvolumen überfordert waren, war die Landesbank hilfreich, mehrere Banken zu managen, um die Kreditklemme zu überwinden. Mir ist die Kreditklemme auch in der Realität begegnet: Viele bayerische Unternehmer wollen investieren oder sich in Bayern ansiedeln, haben aber nicht die Kreditversorgung, die sie dafür brauchen und dann muss man heutzutage als Politiker sozusagen das Zusammenwirken von Banken organisieren."
Zur aus dem Bankendebakel resultierenden Krise in der CSU, von der Theo Waigel gesprochen hat:
"Es ist absolut richtig. Erstens von der Sache her. [...] Aber zweitens auch, weil hier natürlich Leute in der Vergangenheit Verantwortung getragen haben, jetzt andere Leute in der Verantwortung stehen und man dies so aufarbeiten muss, dass nicht zwei Schnellzüge aufeinanderrasen. Das muss ja rechtsstaatlich auch alles einwandfrei sein. Wir können aber an der Aufklärung der Vergangenheit nicht vorbei. Wenn soviel Milliarden in den Sand gesetzt wurden, gibt es eine Rechenschaftspflicht für eine Regierung, der Öffentlichkeit zu sagen, wie ist es geschehen, warum, wer ist dafür verantwortlich und wie kann man Wiederholungen vermeiden. Uns es ist ja völlig klar, wenn man Vergangenheit aufklärt, die mit anderen Personen besetzt war, dass dies in einer Partei ungeheure persönliche Spannungen ergibt. [...] Es gibt eine politische Verantwortung - sagte ich gestern vor dem Bayerischen Landtag - da ist kein Verschulden Voraussetzung. [...] Juristische Verantwortung, die muss man auch rechtsstaatlich behandeln. Ich kann niemandem zivilrechtlich einen Vorwurf machen, wenn nicht auch eine juristische Verantwortung dafür gegeben ist."
Zur Frage, ob er prüfen wolle, ob auch CSU-Politiker, die im Verwaltungsrat saßen, für Schadensersatzforderungen in Anspruch genommen werden können:
"Wir machen das bereits seit Mitte des Jahres. [...] Sowohl der Bayerische Landtag als auch unser Finanzminister in München haben Mitte des Jahres Kanzleien beauftragt, ob es zivilrechtlich eine Möglichkeit der Haftung gibt aufgrund dieses hohen Defizits und dieser Schwierigkeiten bei der Landesbank. Wir haben das Ergebnis noch nicht. Das gehört auch dazu. Es gehört nicht nur die politische Verantwortung dazu, sondern es gehört die unvoreingenommene Prüfung dazu: Gibt es dafür Verantwortlichkeiten zivilrechtlich und kann man zivilrechtlich Konsequenzen ziehen?"
Diese Zitate sind frei mit dem Hinweis auf n-tv.
Originaltext: n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8180 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_8180.rss2
Pressekontakt: Sonja Friedrich Referentin Presse & Kommunikation 0221 - 91522620 Sonja.Friedrich@n-tv.de www.n-tv.de
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