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Westdeutsche Zeitung: Der Wirtschafts-Klimagipfel = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 17-12-2009

Düsseldorf (ots) - In Kopenhagen sollte die Welt gerettet werden.
Das war nicht nur der Plan der dänischen Präsidentschaft - so lautete
auch der Tenor vieler politischer Stellungnahmen aus den Hauptstädten
der Welt.
Doch weder Ärmel-hoch-Parolen noch Fünf-vor-Zwölf-Beschwörungen
können die Wirklichkeit außer Kraft setzen, und so war die
Dramaturgie des Gipfels nüchtern gesehen vorhersehbar. Wer die
Poker-Spiele von Kopenhagen nun verfolgt, der erkennt, dass der
Klimawandel zwar Anlass des Treffens ist, in der Sache aber
wirtschaftliche Interessenskonflikte seinen Verlauf bestimmen.
Nein, die Protagonisten des globalen Dorfes stehen keinesfalls Hand
in Hand zusammen, um die größte Bedrohung für unseren Planeten
solidarisch anzugehen. Nicht Moral, sondern theatralisch verpacktes
Kalkül macht dieses Treffen aus. So inszenieren sich die
Entwicklungsländer als der düpierte, vergessene Teil der Welt, um
mehr Unterstützung von den Industrienationen zu erhalten. Die
Supermacht USA wiederum spielt den erweckten Klima-Kümmerer, um
einerseits aus der Rolle des Verweigerers herauszukommen,
andererseits aber nicht zu viele Zusagen machen zu müssen. Und China
beteiligt sich an der Empörungswelle der Entwicklungsländer, um zu
vertuschen, dass das Reich der Mitte als neue Wirtschaftssupermacht
zum größten Klimaschädling herangewachsen ist.
Was sich zunächst paradox anhört, erscheint bei genauerer Analyse
logisch. Die USA und China, die sich gegenseitig beschuldigen, zu
wenig gegen den Klimawandel zu unternehmen, stärken sich mit dieser
Gipfel-Blockade gegenseitig. Längst sind China und die Vereinigten
Staaten ökonomisch untrennbar miteinander verwoben; eine Schwächung
des einen Landes würde auch das andere Land treffen. Als größte
Produzenten von CO2 verbindet beide ein zentrales Interesse: Auf
keinen Fall soll der Kampf ums Klima ihr Wachstum ausbremsen.
Vor diesem Hintergrund würden sich selbst bescheidene Kompromisse als
gute Ergebnisse bewerten lassen. Eine unverbindliche
Absichtserklärung jedoch wäre ein verheerendes Signal. Ein Scheitern
des Gipfels sollte auch so genannt werden. Dies hätte wenigstens den
Vorteil, dass der Handlungsdruck bleibt.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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