(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Billigung des Steuerpakets durch den Bundesrat

Geschrieben am 18-12-2009

Bielefeld (ots) - Die angedrohte Blamage ist Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) und ihrem Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP)
erspart geblieben. Einhellig erteilten die sieben schwarz-gelb
regierten Bundesländer am Freitag dem Steuerentlastungspaket der
Bundesregierung ihren Segen - nachdem buchstäblich bis zur letzten
Sekunde gepokert worden war.
Doch die Rettung des ersten großen Prestigeprojekts kommt die neue
Bundesregierung teuer zu stehen. Mehr als fünf Milliarden Euro
jährlich an Bundeszuschüssen für die Bildung hat die Kanzlerin den
Ländern bereits versprochen, die geplante Kürzung der Bundeszuschüsse
für die Wohn- und Heizungskosten Langzeitarbeitsloser hat der
Bundesrat vorerst gestoppt. Dieses Veto kann der Bundestag zwar
wieder außer Kraft setzen, doch auch hier üben sich die Bundesländer
kräftig im Fingerhakeln. Über den Tisch ziehen lassen sie sich dabei
jedenfalls nicht, wie ihre Forderung nach einem höheren Anteil an den
Mehrwertsteuereinnahmen beweist. Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU) gibt sich bereits gesprächsbereit - weitere
Milliardenlöcher für den Bund sind somit absehbar.
Der Aufstand der erstarkten Ministerpräsidenten war ein Schuss vor
den Bug des Regierungsschiffs, das derzeit schwere See abwettern
muss. Kurs Steuersenkung? Der wird sich nicht länger halten lassen.
Merkels erster Offizier Westerwelle, nach dem schwarz-gelben
Stapellauf noch mit dem Versprechen weiterer Entlastungen für Bürger
und Unternehmen in Höhe von mehr als 20 Milliarden Euro an Bord
gegangen, ist verstummt. In Wirklichkeit hat Steuermann Schäuble die
Kursänderung bereits abgesteckt: Auf 25 bis 30 Milliarden Euro
veranschlagt er den Konsolidierungsbedarf allein für das Jahr 2011.
Weihnachtsgeschenke von der schwarz-gelben Koalition sind im nächsten
Jahr nicht mehr zu erwarten - schon gar nicht so fragwürdige wie die
milliardenschwere Steuersubvention für das in der Wirtschaftskrise
bislang nicht als systemrelevant betrachtete Hotelgewerbe.
Noch hält Bundeskanzlerin Angela Merkel an ihrem Führungsstil fest:
moderieren statt zuspitzen, Konsens statt Konflikt. Doch was in der
Großen Koalition noch funktionierte, ist mit einem kleineren Partner
nicht mehr so leicht. Denn anders als die SPD, die sich auch in der
Regierung mit der CDU einerseits auf Augenhöhe sah, andererseits aber
einem anderen Gesellschaftsentwurf nachhing, fischen die große CDU
und die kleine FDP im selben Wählerreservoir. So kommt es schnell zu
Eifersüchteleien und Profilierungssucht.
Das Schweigen der FDP in der Steuerdebatte lässt die Vermutung zu,
dass auch die Liberalen das Ausmaß der ausufernden Verschuldung zu
ängstigen beginnt. Nach der Agenda 2010, die sich auf Sozialstaat
fokussierte, braucht Deutschland jetzt eine Agenda 2020, die den
Steuerstaat reformiert. Dieser Herausforderung muss sich die
schwarz-gelbe Regierung endlich stellen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

243462

weitere Artikel:
  • Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zum Wachstumsbeschleunigungsgesetz Köln (ots) - Letzte Hürde genommen NORBERT WALLET, Berlin,zum Steuerpaket Vermutlich wird die Bundeskanzlerin sehr zufrieden sein. So kurzsichtig funktioniert Politik zuweilen. Das erste große Gesetzesprojekt der neuen Regierung hat die letzte Hürde genommen. Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz kann in Kraft treten. Am Ende war ein politisches Argument entscheidend: Dass CDU-geführte Bundesländer ihrer Berliner Wunschkoalition einen verheerenden Fehlstart bereitet sollten - nein, das war dann doch nicht denkbar. Auch wenn es sicher mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Klimakonferenz Halle (ots) - Doch nüchtern betrachtet: War mehr zu erwarten? Zu unterschiedlich sind die Stadien der Entwicklung, zu verschieden die Interessen. Oder wie es der brasilianische Präsident Lula da Silva auf den Punkt gebracht hat: Drei Mahlzeiten am Tag - in den reichen Ländern ein Ziel der Vergangenheit; in den armen - eins, das noch lange nicht erreicht ist. Die Verzichtsappelle aus dem Westen kommen in vielen Ländern des Südens als arrogante Anmaßung daher. Für die einen heißt Veränderung: Mehr haben als bisher. Die anderen können mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Landtagswahl NRW = Von Frank Uferkamp Düsseldorf (ots) - Rund fünf Monate vor der Landtagswahl haben die Kommunen Gehör gefunden. Das gestrige Treffen und vor allem die anschließende Pressekonferenz mit NRW-Finanzminister Helmut Linssen können sie als Erfolg verbuchen. Der gestrenge Hüter der Landesfinanzen hat sich erstmals für die Idee eines Rettungsfonds erwärmt. Darauf lässt sich in den kommenden Gesprächen aufbauen. Denn es ist tatsächlich nicht einzusehen, warum das Land viel Geld in die marode Staatsbank WestLB pumpt, aber Städte wie etwa Oberhausen oder Wuppertal alleine mehr...

  • RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Klimagipfel Heidelberg (ots) - Der Klimagipfel wird mit einem Minimalkonsens und damit vor allem für die künftigen Generationen als Enttäuschung enden. Denn er verurteilt sie zu einem Leben unter krankhaften klimatischen Bedingungen. Nicht weniger bedeutet das unverbindliche Ziel, die Erderwärmung bis 2050 auf zwei Grad zu begrenzen. Falls diese Marke überhaupt in einem Weltklimaabkommen rechtlich verpflichtend werden wird. Erneut wird wertvolle Zeit vertan. Die Kompromisse sind von einer "Vollbremsung" in Sachen Klimaverbrauch weit entfernt. Aber mehr...

  • Berliner Morgenpost: Bundesregierung erkauft sich ihren ersten Erfolg - Leitartikel Berlin (ots) - Sie hatten gar keine Wahl. Nur um den Preis für ihre Zustimmung konnten sie pokern. Hätten die schwarz-gelb regierten Länder der schwarz-gelben Bundesregierung gleich deren erstes großes Gesetzesvorhaben torpediert, hätten Angela Merkel und Guido Westerwelle alle Hoffnung begraben können, irgendwann doch noch in Fahrt zu kommen. Also stimmten Carstensen, Wulff und Co. letztlich wie zu erwarten im Bundesrat dem Gesetz zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums zu. Doch bevor die Wirtschaft wächst, wachsen erst einmal die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht