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Börsen-Zeitung: Der Dollar schlägt zurück, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 18-12-2009

Frankfurt (ots) - Kaum eine Finanzmarktgröße neigt dazu, so abrupt
und gleichzeitig so heftig die Richtung zu wechseln wie der Dollar.
Das bekommen dieser Tage diejenigen Marktteilnehmer schmerzhaft zu
spüren, die sich mit Wetten gegen die US-Währung auf der sicheren
Seite wähnten. Denn es wurde - und wird - seitens der Notenbank der
Vereinigten Staaten deutlich signalisiert, dass der US-Leitzins noch
für einen längeren Zeitraum nahe der Nulllinie verharren wird. Gelder
in Dollar aufzunehmen und in höhere Renditen abwerfende
Anlageinstrumente zu investieren war vermeintlich eine sichere Bank.

Doch das viel zitierte "Free Lunch" bleibt nur ein Traum, dem das
böse Erwachen folgt. Wie ein Kometeneinschlag wirkte der
US-Arbeitsmarktbericht vom November, der mit einem beinahe zum
Stillstand gekommenen Stellenabbau die Prognosen der Volkswirte über
den Haufen warf. Seit dem Bericht wirkt die Gemeinschaftswährung wie
ein in sich zusammenfallendes Kartenhaus. Unmittelbar vor dem Bericht
mit 1,5140 fast noch auf einem Jahreshoch, sackte der Euro in nur
zehn Handelstagen bis auf 1,4260 Dollar ab; ein Verlust von fast 6%.
Seine Gewinne gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn sind damit auf
kümmerliche 2% geschrumpft.

Der Kurseinbruch ist indes nicht nur darauf zurückzuführen, dass
seither noch weitere US-Konjunkturdaten überraschende Stärkesignale
ausgestrahlt haben, sondern auch auf die Schuldenprobleme
europäischer Peripherie-Staaten. Die Herabstufung Griechenlands durch
Fitch und zuletzt auch Standard&Poor's hat das Vertrauen in die
Gemeinschaftswährung empfindlich geschwächt. Zwar ist die
wirtschaftliche Bedeutung Griechenlands überschaubar. Sein
Bruttoinlandsprodukt entspricht nur 3% der Wirtschaftsleistung des
Euroraums. Jedoch besteht die Befürchtung, dass Griechenland von den
übrigen EWU-Staaten aus dem Schlamassel herausgeholt wird, womit
fiskalische Laxheit honoriert würde, was bei anderen Staaten
Begehrlichkeiten wecken könnte. Zudem werden Sparmaßnahmen zur
Verbesserung der Haushaltslage angesichts der ohnehin bereits
unzufriedenen und teilweise bereits aufsässigen griechischen
Bevölkerung nur schwer durchzusetzen sein.

Es gibt aber noch gewichtigere Gründe, warum der Euro noch weiter
unter der Peripherie-Problematik leiden könnte. Denn mit Spanien ist
bereits ein wesentlich größeres Kaliber als Griechenland ins Visier
der Ratingagenturen geraten. Zwar wurde die Bonität dieses Landes
"nur" im Hinblick auf eine eventuelle Herabstufung auf den Prüfstand
gestellt. Tatsächlich ist das Land aber bereits Opfer einer
Herabstufung geworden, von der die Öffentlichkeit wenig Notiz
genommen hat. Moody's hat nämlich kürzlich drei Regionen, darunter
mit Katalonien das wirtschaftliche Zugpferd Spaniens, herabgestuft
und vier weitere Regionen mit einem negativen Ausblick versehen.
Die Dollar-Bullen haben damit gewichtige Gründe zu frohlocken. Jedoch
muss noch abgewartet werden, ob sich die Erholung der US-Wirtschaft
auch fortsetzt und damit die Grundlage für eine erste Zinserhöhung
der Zentralbank Fed geschaffen wird. Das ist allerdings nicht der
Hauptgrund, warum die Dollar-Bären die Flinte noch nicht ins Korn zu
werfen brauchen. Die Entscheidung, ob der Dollar die Wende nach oben
geschafft hat oder nicht, ist noch längst nicht gefallen. Der
Hauptgrund für die Heftigkeit seiner Befestigung ist nämlich nicht
fundamentaler, sondern technischer Natur.

Extreme Short-Positionen

Die weit verbreitete Auffassung, dass der US-Währung eine weitere,
schwere Abwertung bevorsteht, hat zum Aufbau extremer
Short-Positionen im Markt geführt. Es bedurfte nur eines Anlasses, um
eine lawinenartige Eindeckungsbewegung loszutreten, zumal die Nähe
zum Jahres-Ultimo Motivation genug bietet, Gewinne zu sichern. Ein
Rückfall der US-Währung und ein Anstieg des Euro auf 1,60 Dollar oder
höher, den nicht wenige Finanzinstitute erwarten, ist damit alles
andere als bereits vom Tisch. Wenn der Effekt der
Jahresend-Eindeckungen wegfällt, wird möglicherweise eine
Gegenbewegung nach oben folgen. Sollten zudem die nächsten US-Daten,
darunter insbesondere der Arbeitsmarktbericht vom Dezember, wieder
enttäuschen, wird auch die Gegenbewegung heftig ausfallen.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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