Anne-Sophie Mutter über künstlerische Niederlagen, Karajan und die Vereinbarkeit von Kindern und Weltkarriere
Geschrieben am 22-12-2009 |
Hamburg (ots) - Anne-Sophie Mutter, 46, gilt als beste Geigerin der Welt, ist aber mit ihrer Leistung nie ganz zufrieden: "Ich habe künstlerisch nie voll erreicht, wovon ich träume", sagte Mutter dem ZEITmagazin. Perfektion hält die Musikerin für unerreichbar: "Es ist sinnlos, zu denken, man könne auch nur in die Nähe davon kommen. Aber das Streben nach Perfektion finde ich durchaus spannend." Insofern sehe sie "das Nichterreichen eines Idealzustandes nicht unbedingt als Scheitern an. Und jede Niederlage ist ein weiterer Schritt hin zu etwas Interessantem."
Ihr "Lebensziel" sei es, "Interpretationen zu schaffen, die so zeitlos wie möglich sind". Dies sei selbst ihrem Entdecker und Förderer Herbert von Karajan nicht immer gelungen: "Ich halte Karajan für einen der zwei oder drei größten Dirigenten des letzten Jahrhunderts, und es gibt vieles, was man tatsächlich nicht schöner, nicht spannungsvoller, nicht differenzierter interpretieren kann als das, was er uns hinterlassen hat." Sein Klangkonzept sei jedoch "an eine bestimmte Zeit gebunden" gewesen: "Ich würde es zwar nicht als démodé bezeichnen, aber es ist natürlich ein Kind der achtziger Jahre." Es sei "eben nicht völlig zeitlos".
Ihre beiden Kinder stehen bei Anne-Sophie Mutter "an erster Stelle": "Und dann dreht sich bei mir fast alles darum, optimale Bedingungen für meine Musik zu schaffen." Das erfordere oft ungewöhnliche Arbeitszeiten: "Als berufstätige Mutter lernt man, alles den Bedürfnissen der Kinder unterzuordnen und den Beruf irgendwann einzufügen, wenn es halt passt - zwischen fünf und sieben Uhr morgens zum Beispiel oder spätnachts. Das ist eine tolle Lebensschule, weil man zum ersten Mal lernt, sich selbst nicht so ernst zu nehmen, und weil man für zwei Menschen da ist, die viel wichtiger sind als alles andere. Die rufen einen um fünf vor acht an, wenn man um acht Uhr auf die Bühne muss, und man muss noch mal schnell ans Telefon, um das Drama so zu balancieren, dass man es bis abends um zehn, bis zum nächsten Telefonat, erträglich macht." Wenn sie die Bühne betritt, könne sie diese Dinge ausschalten: "Aber es ist sofort wieder angeknipst, sobald ich von der Bühne runter bin." Sie finde es "widerwärtig, wenn man seinen Beruf in den Vordergrund stellt, egal, wie wichtig er ist"!
Anne-Sophie Mutter bekennt im ZEITmagazin-Interview: "Ich bin ein schwieriger Mensch! Ich bin nicht anspruchsvoll in dem Sinn, dass ich viel bräuchte, um mich wohl zu fühlen. Aber ich bin sicherlich im persönlichen Umgang ein hypersensibler und deshalb auch extrem schwieriger Mensch." Für ihre Umwelt sei es sicher "nicht leicht, mit einem Menschen, mit einer Mutter zu leben, die alles auf die Goldwaage legt. Ich bemühe mich um eine dickere Haut, aber es gelingt mir nicht gut."
Darauf angesprochen, dass seit ihrer Zusammenarbeit mit Karajan immer wieder ältere Männer ihre Bezugspersonen gewesen sein, antwortet Mutter: "Erstens teile ich Menschen nicht in Alt und Jung ein, zweitens liebe ich alte Bäume, und drittens liebe ich Menschen mit Lebenserfahrung. Das können aber auch Menschen sein, die jünger sind als ich, Menschen mit einem ungewöhnlichen Blickwinkel auf das Leben oder einer hohen moralischen Kompetenz. Geht das unbedingt mit dem Alter einher? Nein, aber öfter als mit einem 20-Jährigen."
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