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Internationale Konferenz zur Bauwirtschaft: Gefahrstoffe immer stärker verbreitet - Gesundheitsprobleme führen zu vorzeitigem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben (mit Bild)

Geschrieben am 22-12-2009

Berlin (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

"In der Bauwirtschaft gibt es besondere gesundheitliche Risiken.
So beenden viele Beschäftigte krankheitsbedingt das Arbeitsleben,
bevor sie die Rentenzeit erreicht haben", so Jutta Vestring,
Vizepräsidentin der Sektion Bau der Internationalen Vereinigung für
soziale Sicherheit (IVSS) und Mitglied der Geschäftsführung der
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft bei einem Symposium der IVSS
kürzlich in Brüssel. Internationale Fachleute der Baubranche haben
dabei an die Verantwortlichen aller Nationen appelliert, sich stärker
für die Besserung der gesundheitlichen Situation der Beschäftigten
einzusetzen. Vestring und andere Experten der BG BAU haben im Rahmen
der Veranstaltung auf Probleme und Lösungswege für die deutsche
Bauwirtschaft hingewiesen. Dabei bildet die Globalisierung eine
starke Herausforderung.

"In Bauberufen blieben in den letzten Jahren nur knapp ein Drittel
der Beschäftigten zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr im
Arbeitsprozess. Bei allen anderen Berufen waren es im Durchschnitt 44
Prozent. Das zeigen die Daten der Arbeitsmarkt-Statistik in
Deutschland", erläuterte Bernd Hartmann, Leitender Arzt der Region
Hamburg des Arbeitsmedizinischen Dienstes (AMD) der BG BAU. Aus
gesundheitlichen Gründen müssten am Bau ein Viertel aller
Arbeitskräfte ihre Berufe aufgeben. In manchen Berufen der Baubranche
sei die Zahl noch höher. So treten zum Beispiel 48 Prozent der
Dachdecker und 46 Prozent der Gerüstbauer vorzeitig wegen
Erwerbsunfähigkeit in die Rente ein, so Hartmann. Wie
Vorsorge-Untersuchungen des AMD belegen, nehmen im Lauf des
Arbeitslebens besonders Muskel- und Skeletterkrankungen, Herz- und
Kreislaufprobleme sowie Erkrankungen der Atemwege zu.

Damit die Beschäftigten länger beruflich fit bleiben und weil der
Bau auf Grund der Bevölkerungsentwicklung weniger Nachwuchs findet,
gewinnt ein vorsorgender Gesundheitsschutz an Bedeutung. "Bereits am
Arbeitsplatz sollte damit durch den Einsatz ergonomisch verträglicher
Arbeitsmittel begonnen werden: Beispiele sind vibrationsgedämpfte
Abbruchhammer, Fahrersitze für Baumaschinenführer, der die
körperliche Belastung durch Schwingungen erheblich mindert,
Bordsteinversetzgeräte oder Arbeitsplatzmatten, die gegen Wärme und
Kälte isolieren", ergänzte Hartmann. Eine Übersicht nach
Gewerbezweigen finden Unternehmen unter www.bgbau.de unter dem
Suchbegriff "Ergonomie".

Wichtig sind - auch schon bei jüngeren Berufstätigen - Sport und
gesunde Ernährung. Für Ältere in belastenden Tätigkeiten könnte eine
Lösung sein, berufsbezogene Ausdauer- und Entspannungstrainings fest
in die Tages- und Wochenplanung einzubeziehen. Die Arbeitsmediziner
der BG BAU bieten ein Programm für die berufsbezogene Rehabilitation
älterer Beschäftigter mit praktischen Übungen. Nähere Informationen
bietet der Arbeitsmedizinische Dienst der BG BAU.

Mit Gefahrstoffen verantwortungsvoller umgehen

Die gewerbliche Wirtschaft arbeitet mit etwa 30.000 verschiedenen
Gefahrstoffen, viele davon am Bau. Nur zu rund 100 Stoffen sind alle
Eigenschaften bekannt. Bei allen anderen sind die Kenntnisse
lückenhaft. "Das Ergebnis dieser Unkenntnis erleben wir täglich:
Vergiftungen beim Abbeizen, Hautallergien durch Epoxidharze,
Erkrankungen durch Lösemittel und vieles mehr. Seit Mitte der 1990er
Jahre gibt es in der deutschen Bauwirtschaft mehr Tote durch
Berufskrankheiten auf Grund von Chemikalien als durch
Arbeitsunfälle", sagte Reinhold Rühl, Leiter des Zentralreferates
Gefahrstoffe der BG BAU. Die europäische Union hat deshalb die
REACH-Verordnung (Registration, Evaluation, Autohorisation and
Restriction of Chemicals) erlassen.

Für alle Stoffe, die in einer Menge von über 1.000 Tonnen
produziert werden, sollen die Hersteller bis Dezember 2010 Daten
vorlegen. Bei Stoffen bis zu 100 Tonnen haben sie Zeit bis 2013 und
Stoffe mit Mengen über einer Tonne sind erst bis 2018 zu bewerten.
Wegen der bisher schlechten Datenlage sind zahlreiche Studien zu
toxikologischen Eigenschaften von Stoffen notwendig. Rühl: "REACH
wird unsere Kenntnisse über Chemikalien revolutionieren. Die
medizinischen Heilbehandlungen, Rehabilitationen und Renten kosteten
die BG BAU im Jahr 2008 allein für Haut- und Asthmaerkrankungen über
25 Millionen Euro. Bei allen gewerblichen Berufsgenossenschaften in
Deutschland waren es rund 180 Millionen Euro und für Europa gehen
diese Kosten in die Milliarden Euro. Dazu Rühl: " Das macht den
Nutzen von RAECH für die Wirtschaft deutlich."

Produkte der Bau-Chemie verbreiten sich immer stärker. "Doch kommt
es beim zunehmenden Einsatz von Bau-Chemikalien häufig zu schweren
Unfällen oder Berufskrankheiten, weil besonders Beschäftigte aus dem
Ausland die Hinweise nicht richtig verstehen", erklärte Norbert
Kluger, Leiter des Gefahrstoff-Informationssystems GISBAU der BG BAU.
Grund: In der Bauwirtschaft ist traditionell ein hoher Anteil
ausländischer Mitarbeiter beschäftigt, allein bei deutschen Baufirmen
arbeiten im Schnitt über fünf Prozent. Dazu kommen zahlreiche
ausländische Subunternehmen. "Gerade bei Tätigkeiten mit
Gefahrstoffen, zum Beispiel bei brennbaren und explosiven Gemischen,
ist es jedoch wichtig, dass die Beschäftigten, Vorschriften und
Hinweise beachten. Die Verantwortlichen der Baufirmen können für
Schäden haftbar gemacht werden, die entstehen, weil Beschäftigte
nicht sorgfältig geschult und informiert wurden", sagte Kluger. Die
Beschäftigten seien bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen über Gefahren,
Schutzmaßnahmen und dem Verhalten im Gefahrenfall zu unterweisen.

Dabei sei zu beachten, dass 75 Prozent aller Unternehmen
Kleinbetriebe sind, in denen zumeist kein chemischer oder
toxikologischer Sachverstand vorhanden ist. Eine Lösung sind die
Betriebsanweisungen von GISBAU. Kluger: "Hier werden verständliche
Informationen in 15 Sprachen zum Umgang mit gefährlichen
Arbeitsstoffen zur Verfügung gestellt". Unter www.gisbau.de finden
Unternehmen wichtige Hinweise zu allen Gefahrstoffgruppen und eine
Datenbank zur Auswahl geeigneter Schutzmittel.

In manchen Fällen können Gefahrensymbole und Piktogramme helfen,
Sprachprobleme zu überwinden. Doch Symbole und Bewertungen der
Gefahrstoffe waren bisher von Land zu Land unterschiedlich. Mit dem
von den Vereinten Nationen geschaffenen Global Harmonisierten System
(GHS) werde es eine weltweit einheitliche Einstufung und
Kennzeichnung für alle Branchen geben. Sie soll den internationalen
Handel erleichtern. Dr. Kerstin Rathmann, GISBAU, stellte die neuen
Symbole vor: Die Form, auf eine Spitze gestellte Quadrate mit rotem
Rand auf weißem Grund. Für reine Stoffe wie Aceton oder Toluol muss
die Umstellung auf die neue Kennzeichnung spätestens am 1. Dezember
2010 abgeschlossen sein. Auf dem Bau häufigere Stoffgemische wie
Kleber, Farben, Lacke, zementhaltige Produkte oder Reinigungsmittel
sind bis zum 1. Juni 2015 nach GHS zu kennzeichnen. Den Unternehmen
rät die BG BAU die langen Übergangsfristen zu nutzen, um schon weit
vor 2015 umzulernen und ihr Gefahrstoffverzeichnisse,
Gefährdungsbeurteilungen und Betriebsanweisungen zu ändern.

Originaltext: Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/60172
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_60172.rss2

Pressekontakt:
Bernd Kulow
030/85781-554
bernd.kulow@bgbau.de

Thomas Lucks
069/4705-824
thomas.lucks@bgbau.de


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