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Börsen-Zeitung: Keine Schnäppchen mehr, Kommentar zur Übernahme der Norisbank durch die Deutsche Bank von Carsten Steevens

Geschrieben am 04-08-2006

Frankfurt (ots) - Die Deutsche Bank sorgt in ihrem Heimatmarkt für
Aufsehen. Binnen sechs Wochen mehr als 600000 neue Privatkunden:
Respekt. Dass dieser Zugewinn von Anteilen innerhalb so kurzer Zeit
und in einem verteilten Markt, in dem mit harten Bandagen gekämpft
wird und in dem deshalb hoher Margendruck herrscht, nur über
Akquisitionen möglich ist, liegt auf der Hand. Zweimal aber - der
Wille gehört auch dazu - hat sich die Deutsche Bank in
Bieterverfahren durchgesetzt und namhafte Mitbewerber wie Commerzbank
und Citibank ausgestochen, erst bei der Berliner Bank und jetzt auch
- überraschender als in der Hauptstadt - bei der Norisbank.

Uneingeschränkt als Gewinner steht der deutsche Branchenprimus
dennoch nicht da. Die Akquisitionen kosten zusammen immerhin runde
1,1 Mrd. Euro. Ob sich dieser Einsatz rentieren wird? Dass die
Deutsche Bank bei der Berliner Bank bereit ist, mit 680 Mill. Euro
quasi das Vierfache des Buchwertes für ein Institut zu zahlen, lässt
sich gutwillig mit dem Symbolwert des Auftritts in der Hauptstadt
erklären. Warum aber ein ebensolcher Aufschlag für ein
Ratenkreditinstitut akzeptiert wird, das nur entkernt übernommen
werden kann, hinterlässt ein noch größeres Fragezeichen. Die Deutsche
Bank erwirbt mit der Norisbank Filialen, Kunden und Marke, nicht aber
das, was seit mehr als zwei Jahren immer mehr Kreditgenossen erfreut
hat: eine Kreditfabrik mit einem offenbar gut funktionierenden
Risikomanagement und Scoringsystem samt einem im deutschen
Privatkundensektor breit etablierten Ratenkreditprodukt.

Wenn es der als Investmentbank zuletzt so erfolgreichen Deutschen
Bank mit der Neuerwerbung vor allem darum ging, ihre Basis im
Privatkundengeschäft zu verbreitern, für eine stabile
Ergebniskomponente zu sorgen und nebenbei ein Bekenntnis zum
Heimatmarkt abzugeben, dann hat sie neuerlich ein Signal gesetzt.

Freuen dürfen sich jedoch auch in diesem Fall vor allem die
Verkäufer. Der veräußerte Teil der Norisbank hat ihnen mit 420 Mill.
Euro den Preis eingebracht, den sie vor drei Jahren für den Erwerb
des gesamten Instituts samt Kredit an die HVB zahlten. Ein weiterer
Anhaltspunkt für die Wertsteigerung, den das deutsche Retailgeschäft
in der Zwischenzeit erfahren hat und dafür, dass es Schnäppchen in
diesem Markt nicht mehr gibt.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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