Eisbär, Tiger & Co: Gewinner und Verlierer 2009 / Menschenverursachtes Artensterben schreitet auch 2009 ungebremst voran. WWF: Bundesregierung verfehlt Biodiversitäts-Ziel
Geschrieben am 29-12-2009 |
Frankfurt (ots) - Die Umweltstiftung WWF zieht unter Artenschutzgesichtspunkten eine durchwachsene Jahresbilanz. Während sich die Lage von Tiger, Eisbär oder Nashorn in 2009 weiter verschlechtert habe, können Elbebiber, Luchs und Amur-Leopard etwas optimistischer in die Zukunft blicken. "Es gab zwar für manche Arten einzelne Silberstreifen am Horizont, doch das Massenaussterben im Tier- und Pflanzenreich dauerte auch 2009 unvermindert an", sagt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. Hauptursachen seien die ungebremste Lebensraumzerstörung, der Klimawandel, eine zunehmende Wilderei und die Übernutzung durch den Menschen. Das Ziel der deutschen Bundesregierung, den Verlust an biologischer Vielfalt (Biodiversität) bis zum Jahr 2010 zu stoppen, werde daher nicht erreicht, so der WWF.
Die Verlierer 2009
Tiger: Nach aktuellen WWF-Schätzungen leben weltweit nur noch rund 3.200 Tiger in freier Wildbahn. Der Südchinesische Tiger, von dem vor zehn Jahren noch bis zu dreißig Individuen existierten, könnte mittlerweile sogar ausgestorben sein. "Ursache für den dramatischen Bestandsrückgang beim Tiger ist neben dem Lebensraumverlust vor allem die Wilderei und der illegale Handel mit Knochen, Fell oder Zähnen", sagt Volker Homes, Leiter WWF-Artenschutz. Vor allem die Nachfrage nach verbotenen Tigerprodukten in der traditionellen Asiatischen Medizin sei für die Raubkatze überlebensbedrohend. "Wenn im Kampf gegen die Wilderei nicht schnellstens ein Durchbruch gelingt, wird es den Tiger bald nur noch in Zoos geben", warnt Homes. Nach dem chinesischen Kalender beginnt am 14. Februar 2010 das "Jahr des Tigers". Die Umweltschutzorganisation WWF startet daher eine weltweite Schutzkampagne für die seltene Raubkatze.
Amphibien: Nach WWF-Angaben war 2009 auch kein gutes Jahr für Frösche, Kröten und Lurche. Von den weltweit 6.285 erfassten Amphibien seien knapp 1.900 Arten in die höchsten Bedrohungskategorien der Roten Liste eingestuft worden. Vor allem ein parasitärer Pilz mache zahlreichen Populationen in aller Welt zu schaffen. Er spielte auch beim Exodus der lebendgebärenden Kihansi Spray Kröte eine Rolle. Die Tiere waren in den Kihansi Wasserfällen Tansanias zuhause. Rund neunzig Prozent der ursprünglich 17.000 Exemplare fielen dem Bau eines Staudammes zum Opfer. Die übrig gebliebenen Individuen raffte die Pilz-Seuche dahin.
Eisbär: Der Klimagipfel in Kopenhagen ist für den WWF mit einer herben Enttäuschung zu Ende gegangen. Das Abschlusspapier bezeichnet die Umweltschutzorganisation als "halbgare Verpflichtung zu Nichts". Damit wird es auch für den Eisbären immer enger. Bereits 2009 war die Größe von acht Eisbär-Populationen rückläufig. Damit schrumpfen inzwischen Zweidrittel der wissenschaftlich untersuchten Bestände. "Es gibt einen beunruhigenden Abwärtstrend", warnt Volker Homes. Große Gebiete der Arktis könnten bis 2050 "Eisbär-freie Zonen" sein. Der menschenverursachte Klimawandel verändere das Ökosystem der Eisbären in derart rasantem Tempo, dass den Tieren nicht genügend Zeit bleibe, um sich anzupassen.
Annamiten-Nashorn: Die vietnamesische Unterart des vom Aussterben bedrohten Javanashorns gehört zu den seltensten Säugetieren der Welt. Die letzten acht Individuen seien akut durch neu entstehende Straßen nahe dem bekannten Cat Tien Nationalpark gefährdet. Durch den 2009 begonnen Bau würden die letzten, isolierten Rückzugsgebiet in Gefahr geraten. Der WWF befürchtet, dass die empfindsamen Tiere durch Lärmbelästigung, zunehmenden Verkehr und leichteren Zugang für Wilderer noch stärker bedroht werden.
Die Gewinner 2009
Luchs: Inzwischen gelten die deutschen Luchs-Populationen im Bayerischen Wald und im Harz als relativ gesichert. Seit 2009 scheint außerdem nach über 100jähriger Abwesenheit auch die endgültige Rückkehr der Luchse in ihren alpinen Lebensraum möglich. Zu diesem Schluss kam eine Studie der Umweltschutzorganisation WWF. Neben stabilen Populationen in den Schweizer Nordwestalpen und der Grenze zwischen Ostösterreich und Slowenien gibt es mögliche Vorkommen im Vorarlberg und Tirol. Der WWF erwarte, dass sich die Luchse weiter im Alpenraum ausbreiten, schließlich sei dieser ein idealer Lebensraum für die scheuen Jäger. Auch eine Rückkehr der Tiere ins Allgäu sei möglich.
Amur-Leopard: Mit rund 35 Individuen in der Wildnis gilt der Amur-Leopard als eine der seltensten Großkatzen der Erde. Bei einer derart kleinen Population wiegt jeder Nachwuchs besonders schwer. Umso erfreulicher sind die Nachrichten, die den WWF 2009 aus seinem Schutzprojekt im russischen Fernen Osten erreichten: Ranger sichteten ein Leopardenweibchen mit drei Jungtieren im Schlepptau. Einer Schutzpatrouille, die die seltenen Amur-Leoparden vor Wilderern schützen soll, gelangen sogar spektakuläre Aufnahmen der scheuen Tiere. Die Fotos zeigen die junge Leoparden-Familie beim gemeinsamen Abendmahl in einem Steinbruch in der Region um Sukhanovka.
Elbebiber: Gemeinsam mit dem Land Sachsen-Anhalt und dem Bundesamt für Naturschutz startete der WWF 2009 eines der größten Deichrückverlegungsprojekte in Europa. Die Maßnahme ist der vorläufige Höhepunkt zahlreicher Renaturierungs- und Schutzbemühungen an der Elbe. Wesentliches Ziel des Projekts ist der Schutz und die Wiederherstellung einer intakten, naturnahen und waldreichen Überflutungsaue. Während für die Anwohner der Region die Gefahr von Flutkatastrophen gemindert wird, profitiert der Elbebiber von einer Vergrößerung seines Lebensraums. Der Bestand dieser nur in Deutschland heimischen Unterart konnte dank intensiver Schutzbemühungen inzwischen stabilisiert werden. Durch den Start des Deichrückverlegungsprojektes bewertet der WWF auch die Zukunftsaussichten für den Elbebiber positiv.
Originaltext: WWF World Wide Fund For Nature Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6638 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6638.rss2
Pressekontakt: - Fotos und Hintergrundinformationen erhalten Sie unter www.wwf.de/presse
- Footage und Interviews: Roland Gramling, Pressestelle WWF Deutschland, (069) 79 144 216
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