Neues Deutschland: zur Linken und Lafontaine
Geschrieben am 29-12-2009 |
Berlin (ots) - Wer ist Wladimir, wer Estragon? Bei Becketts »Warten auf Godot« haben beide ihren Part. Verzweifelt der eine, beharrlich der andere. Im Ungewissen beide. Sie haben keine Ahnung, ob sich ihr Ausharren lohnt. Aber sie warten - auf Godot. Also Gott? Auf Rettung jedenfalls und Erlösung. Das, was zum Inbegriff des Absurden Theaters wurde, steht bei der LINKEN derzeit auf dem Spielplan. Die Genossen warten auf Lafontaine. Verzweifelt die einen, die keine Zukunft ohne ihn sehen. Beharrlich die anderen, die seine Rückkehr immer neu verkünden. Im Ungewissen alle. Sicher, durch die Erkrankung Lafontaines fehlt der Linkspartei gegenwärtig eine ihrer kräftigsten Stimmen. Gerade erst mit großen Wahlerfolgen ausgestattet, muss sich einer ihrer Frontmänner zurücknehmen. Aber beschleunigt es dessen Gesundung, wenn die einen -kaum dass er ins Krankenhaus einzog - über die Nachfolge reden? Oder wird einer schneller wieder fit, wenn die anderen ihm das Wohl und Wehe der ganzen kleinen Parteiwelt überhelfen? Lafontaine mag das eine getroffen, das andere geschmeichelt haben - aber es kann ihm nicht egal sein, dass seine Partei nur noch wartet. Selbst, wenn es auf ihn ist. Wer Politik mit Leidenschaft betreibt - und das hat Lafontaine immer und überall getan - dem kann bei aller Selbstgewissheit nicht gefallen, wenn sie zur geschlossenen Gesellschaft wird, die sich weitgehend mit sich selbst beschäftigt. Das dürfte nicht nur ihm, es sollte vor allem seinen Genossen zu wenig sein.
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