WAZ: Brite in China hingerichtet - Schrecklicher Alltag. Kommentar von Jutta Lietsch
Geschrieben am 29-12-2009 |
Essen (ots) - Chinas Behörden haben auf die ausländische Kritik am Todesurteil gegen Akmal Shaikh scharf reagiert: Von "Einmischung in die inneren Angelegenheiten" war die Rede und von heuchlerischen Vorwürfen, die "die schwarze Erinnerung an den Opiumkrieg" zurückbrächten, mit dem die Briten China vor mehr als 100 Jahren gezwungen hatten, das Rauschgift ins Land zu lassen. Solche Argumente appellieren an das Nationalgefühl der Chinesen und lenken vom eigentlichen Skandal ab: von der Willkür, mit der Chinas Gerichte täglich über Leben und Tod entscheiden. Der Fall Akmal Shaikh erregte Aufsehen, weil er Brite war. Doch viele der Chinesen, denen jeden Tag der Prozess gemacht wird, haben keine fairen Prozesse. Aus vielen Angeklagten werden die Geständnisse herausgeprügelt. Zwar hat der Oberste Gerichtshof jüngst das Recht an sich gezogen, alle Todesurteile zu überprüfen. Das tut er aber nur nach Aktenlage - und was nicht in den Papieren steht, kann er nicht infrage stellen. Zudem gehorchen die obersten Richter den Richtlinien der Partei eher als dem Gesetz. Das Schicksal des womöglich kranken britischen Drogenschmugglers ist schrecklich - in Chinas Justiz ist es Alltag.
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