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Neue Westfälische: Neue Westfälische, Bielefeld: KOMMENTAR Im Nach-Krisen-Jahr Mut statt Übermut STEFAN SCHELP

Geschrieben am 01-01-2010

Bielefeld (ots) - Wenn das kein Grund zum Jubeln ist: Zum ersten
Mal seit September 2008, zum ersten Mal also seit dem Kollaps der
Lehman-Bank - der Kernschmelze in der Finanzwelt - ist der Dax in der
vergangenen Woche wieder über die Marke von 6.000 Punkten geklettert.
Das bedeutet - aufs vermeintliche Katastrophen-Jahr gerechnet -
immerhin einen Anstieg um 25 Prozent. "Ein positives Stimmungssignal"
nennen das die Börsianer - und sind schon wieder in Sektlaune.
Ruhiger schlafen können wir nach der "6.000-er Feier" aber auch
nicht. Wir wollen schließlich nicht vergessen, dass die schwere Krise
vor gut anderthalb Jahren von den (amerikanischen) Finanzmärkten
ausging. Seither hat sich die Zahl der Investment-Banken zwar stark
reduziert. Aber bedeutet das nicht, dass die Verantwortung einzelner
noch größer geworden ist? Und das in einer Zeit, in der man den
Eindruck gewinnt, das nur wenige Banker nach den Fehlern der
Vergangenheit zu besseren Menschen geworden sind? Das sind, wenn wir
ehrlich sind, keine rosigen Aussichten.
Viele Manager verkünden mit stolzgeschwellter Brust, dass ihre
Unternehmen nach den Katastrophen-Meldungen zur Halbjahreszeit besser
durch die Krise gekommen sind als erwartet. Sie haben sich in die
schwarzen Zahlen gespart. Den Umsatz halbiert, den Gewinn gerettet.
Eine andere Wahl blieb ihnen nicht.
In manch einem Unternehmen, so ist zu befürchten, ist damit das
Pulver verschossen. Noch mehr Sparen geht nicht. Vielerorts ist das
Liquiditätspolster aufgezehrt, ist die Eigenkapitalquote gefährlich
in den Keller gerutscht. Springt die Konjunktur nicht kräftig an,
geht es ans Eingemachte. Und das sind die Arbeitsplätze. Da können
die Unternehmer noch so oft beteuern, dass die Mitarbeiter die
wichtigste Ressource seien. Dass man sie halten werde, um mit ihrem
Sachverstand beim Neustart schneller als die Konkurrenz Tempo
aufnehmen zu können.
Erschreckend viele werden diesen Neustart gar nicht mehr erleben. Die
Rekordzahl von 34.000 Unternehmen haben 2009 Insolvenz angemeldet, im
neuen Jahr gehen Experten gar von 38.000 Unternehmen aus. Das wird,
das muss auf die Zahl der Arbeitslosen durchschlagen - wenn auch
vielleicht nicht so stark wie noch vor ein paar Jahren befürchtet.
Sicher, die Ökonomen sagen uns für 2010 ein Wachstum von rund 1,5
Prozent voraus. In normalen Jahren ist das ganz ordentlich. In einem
Nach-Krisenjahr ermöglicht das allerdings keine großen Sprünge. Denn
das Plus macht das satte Minus von rund fünf Prozent im Jahr 2009
keineswegs wett. Wir bleiben auf extrem niedrigem Niveau, den
Vor-Krisen-Stand werden wir wohl erst wieder 2012 erreichen,
prophezeien uns die Experten.
Haben wir Ihnen Angst gemacht? Sei's drum. Dann blicken Sie noch
einmal zurück auf die nachtschwarzen Prognosen aus dem
zurückliegenden Jahr. Alles, was uns jetzt erwartet, ist besser als
die Horrorszenarien der Vergangenheit. Und deshalb: Nur Mut! Aber
keinen Übermut!

Originaltext: Neue Westfälische
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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