Lausitzer Rundschau: Zu Bautzen/Jahrestag Stasi-Spezialgefängnis: Lehrstück in Sachen Diktatur
Geschrieben am 07-08-2006 |
Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Bautzen/Jahrestag Stasi- Spezialgefängnis:
Noch eine Gedenkstätte, warum eigentlich, wird mancher in der Lausitz abwinken. Egal ob Bautzen II nun der Staatssicherheit unterstand oder nicht, Spione werden überall eingesperrt. Und auch Fluchthelfer wussten, worauf sie sich einließen oder nicht? Das ist richtig und falsch zugleich und deshalb eignet sich das Stasi-Gefängnis hervorragend, um den Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie zu zeigen. Spione werden in einem Rechtsstaat von einer unabhängigen Justiz abgeurteilt in Verfahren, die sich nach der selben Strafprozessordnung richten wie Prozesse für Mörder, Einbrecher und Ladendiebe. In der DDR führte der Geheimdienst im Gerichtssaal Regie. Die Öffentlichkeit blieb ausgesperrt. Jeder West-Kontakt an den Kontrollen des DDR-Machtapparates vorbei wurde schnell zur feindlichen Verbindungsaufnahme. Und Fluchthelfer kann es nur dort geben, wo eine Diktatur ihren Bürgern ein universelles Menschenrecht versagt: Das Recht, sein Land jederzeit, egal aus welchem Grund auch immer, zu verlassen. Hinter Gittern ging in Bautzen II die für Diktaturen charakteristische Willkür weiter: Verkauf in den Westen oder Entlassung in die DDR, Einzelhaft oder Zwei-Mann-Zelle. Die Häftlinge waren solchen Entscheidungen hilflos ausgeliefert. Bautzen II ist deshalb ein Lehrstück in Sachen Diktatur. Wer sich ohne ideologische Scheuklappen damit befasst, weiß Demokratie zu schätzen.
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