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Berliner Morgenpost: Wir müssen neu lernen, mit dem Winter umzugehen - Kommentar

Geschrieben am 11-01-2010

Berlin (ots) - Es ist gerade einmal ein paar Wochen her, da redete
alle Welt vom Klimagipfel. Davon, dass sich die Staatenlenker des
Globus auf keine verbindliche Begrenzung des Temperatur-Anstiegs
hatten durchringen können. Verdrängt, vergessen. Jetzt reden wieder
alle vom Wetter; von Eis und Schnee. Wie passt das zusammen -
Hiobsbotschaften zur Meere und Fauna verändernden Erderwärmung,
andererseits Tiefkühltemperaturen und Schneemassen auf weiten Teilen
des Erdballs? Klimaforscher haben natürlich auch dafür eine Antwort:
Die globale Erderwärmung mache eine Art Atempause, analysiert
beispielsweise der TV-erprobte Experte Mojib Latif von der
Universität Kiel. So, so, das hat man auch noch nicht so oft aus
berufenem Mund gehört ...
Bleiben wir bei den Eisestemperaturen und dem Schnee dieser Tage,
ohne etwa die prognostizierte langfristige Klimaerwärmung
grundsätzlich infrage stellen zu wollen. Es ist schon erstaunlich,
wie geradezu hysterisch auf das reagiert wird, was in dieser
Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. Viele Menschen haben ein kurzes
Gedächtnis: Auch vor einem Jahr herrschte sibirische Kälte in
Deutschland, 2006 lag das Land wochenlang unter Dauerfrost, zehn
Jahre zuvor gab es in Berlin mit minus 19 Grad nicht nur einen
Kälterekord, sondern auch eine zugefrorene Havel samt Wannsee als
idyllischer Eislaufbahn.
Dennoch haben offensichtlich zu viele verlernt, dass es in unseren
Breiten noch immer Winter gibt, die diesem Namen gerecht werden, und
mit ihm umzugehen. Die Deutsche Bahn warb noch Mitte der 60er-Jahre
mit dem Winterslogan "Alle reden vom Wetter - wir nicht" um Reisende,
obwohl keineswegs alle ihre Züge immer auf die Minute pünktlich
waren. Aber kein Vergleich mit dem, was sich die Berliner S-Bahn in
diesen Tagen zusätzlich an Unfähigkeit leistet. Und modernste Technik
in den Zügen unserer Zeit ist nur so lange willkommen, wie sie
einigen Minusgraden standhält. Dass selbst in Millionenstädten wie
Berlin der Schnee nicht gleich wieder taut wie die Butter auf dem
Toastbrot, scheinen allzu viele Autofahrer angesichts von immer neuen
Horrorszenarien über die Aufheizung des Erdballs auch verdrängt zu
haben. Winter - das müssen wir wieder lernen und einplanen - bedeutet
eben Entschleunigung.
Die Natur mit ihrer Wetterwendigkeit lässt sich nicht zwingen. Das
kann für uns Menschen gerade im Winter unbequem sein, zugleich aber
eine Quelle der Freude. Verschneite Landschaften, strahlende
Kinderaugen bei der ersten Schlittenfahrt - der Winter ist
wunderschön. Aber auch sehr hart, entbehrungsreich, ja
lebensgefährlich. Für Menschen, die alles verloren haben, die bei Eis
und Schnee keine Wohnung haben, die obdachlos sind. Sie können sich
nicht aus eigener Kraft auf den Winter vorbereiten. Sie sind die
wirklichen Leidtragenden in diesen Wochen. Sie sind auf Hilfe
angewiesen. Einmal mehr ist auf die Berliner Verlass, wie der Erfolg
der Spendenaktion auch der Berliner Morgenpost beweist.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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