(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Roland Koch = Von Martin Vogler

Geschrieben am 17-01-2010

Düsseldorf (ots) - Roland Koch wählt gerne deutliche Worte. Ob er
damit seinen Bekanntheitsgrad steigern will oder bewusst die
Aufmerksamkeit auf Themen lenken möchte, die ihm am Herzen liegen,
ist unklar. Mit seinen Äußerungen zu Hartz IV gelang ihm beides. Ganz
Deutschland nimmt den hessischen Ministerpräsidenten wahr. Zugleich
hat er eine heftige Debatte ausgelöst. Begriffe wie "üble Hetze",
"politische Schizophrenie" oder "höchstgefährlicher Brandstifter"
fliegen ihm um die Ohren. Sogar Teile der CDU mischen mit.
"Beschimpfen hilft nicht", tadelt ihn etwa Arbeitsministerin Ursula
von der Leyen. Doch war Koch wirklich so unkorrekt?
Besonders bei einem polarisierenden Politiker wie ihm scheint die
Neigung groß zu sein, ohne langes Nachdenken ritualisiert dagegen zu
halten. Wobei es wichtig und richtig ist, dass Menschen ohne Arbeit
nicht diskriminiert und mit Pauschalurteilen überzogen werden dürfen.
Sie haben es wirklich schwer genug, wenn sich ihr Kontostand und ihr
Selbstwertgefühl im freien Fall befinden. Fast alle sind schuldlos in
diese Situation geraten und wollen da so schnell wie möglich wieder
raus.
Doch auch bei dieser Mehrheit der Langzeitarbeitslosen, die wahrlich
nichts mit Schmarotzern gemein hat, ist es nicht unmoralisch, die
Frage der Beschäftigung außerhalb des normalen Arbeitsmarkts zu
diskutieren. Vielen mag das sogar helfen, ihren Lebensrhythmus im
Takt der Arbeitswelt zu halten. Es wäre also zu überlegen, ob wir
Kochs Äußerungen nicht schlicht als weitere Anregung nehmen, sachlich
über Verbesserungen bei Hartz IV nachzudenken.
Zu dieser Sachlichkeit gehört auch, genau zu betrachten, was Koch
gesagt hat. So findet sich das Wort "Arbeitspflicht" zwar in einer
Frage des vielzitierten Interviews, er selbst sprach es aber gar
nicht aus. Die meisten seiner Äußerungen lassen sich auch mit viel
Interpretationswillen nicht in die Diskriminierungs-Ecke schieben.
Etwa wenn er betont, dass man jenen, die "durch die Unbilden des
Lebens" in Not geraten seien, eigentlich Hartz IV gar nicht zumuten
wolle. In diese Kategorie fällt auch, dass er die Frage nach höheren
Zuverdienstmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose stellt und deutlich
die Probleme von Alleinerziehenden ohne Beschäftigung benennt.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

246830

weitere Artikel:
  • Südwest Presse: Kommentar zu Hartz IV Ulm (ots) - Bei den Diskussionen um Hartz IV dominieren oft plakative Schlagworte. Dabei sind die Gesetze weder eine Schande für den Sozialstaat noch eine Hängematte für Arbeitsscheue. Schwarz- oder Weißmalerei ist nicht angemessen. Es gibt unbestreitbar positive Effekte: So stellen sich die früheren Sozialhilfeempfänger heute besser, so wurde die Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich reduziert und insgesamt steht deutlich mehr Geld zur Verfügung. Ebenso unstrittig ist aber, dass Verbesserungen notwendig sind. Das allgemeine Gerechtigkeitsgefühl mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Koalitionsgipfel: Bielefeld (ots) - Das war's! Der Machtkampf in der CDU, der nie einer war, ist abgeblasen. Die schwarz-gelben Koalitionäre demonstrieren Einigkeit. Und über allem thront Angela Merkel. An der 55-jährigen, ostdeutschen, protestantischen Physikerin führt kein Weg vorbei - in der Union nicht und im Kanzleramt nicht. Auch ohne jedes Basta! Damit ist freilich kein einziges Problem gelöst, von denen die Regierung aus eigenem Verschulden genug hat. Nicht nur fehlt bisher eine plausible Erklärung dafür, dass die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes mehr...

  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG (Rostock) zu: Koch und Hartz-IV-Arbeitspflicht Rostock (ots) - Brutalst möglichen Populismus sind wir ja inzwischen vom hessischen CDU-Chef Roland Koch leider gewöhnt. Was er aber nun in der "Wirtschaftswoche" forderte, disqualifiziert ihn endgültig als Spitzenpolitiker der Union. Wer Langzeitarbeitslose zu niederer Arbeit verdonnern will, gehört weder auf den Chefsessel einer Landesregierung noch in die Spitze einer Volkspartei. Für ein solch fieses Foul hätte jeder Bundesliga-Schiedsrichter ihm die Rote Karte gezeigt. Die Pflicht zu niederer Arbeit ausdrücklich als Abschreckung mehr...

  • Berliner Morgenpost: Die Steuerreform und das Blaue vom Himmel - Leitartikel Berlin (ots) - Vielleicht hätten die beiden Parteien ihr Regierungsbündnis tatsächlich etwas sorgfältiger bedenken sollen, ehe sie sich kurz vor den Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls die Hände reichten und zumindest vierjährige Treue schworen. Vielleicht müsste man Wahlprogramme, die eigenen wie die der politischen Konkurrenz, auch nur etwas ernster nehmen. Wenigstens Lesen sollte drin sein. Vielleicht irren wir uns auch einfach nur, und alles ist Harmonie, Besprechungen unter Regierungspartnern wie gestern Nachmittag nicht mehr...

  • Kölnische Rundschau: Auf dem Weg zu Hartz V? / Raimund Neuß zu Kochs Forderungen Köln (ots) - Arbeitspflicht für Hartz-IV-Empfänger? Wenn es nach dem Wortlaut des Sozialgesetzbuches II geht, rennt der hessische Ministerpräsident Roland Koch offene Türen ein: Schon heute müssen Hartz-IV-Empfänger jede zumutbare Arbeit annehmen. Was genau will Roland Koch eigentlich ändern? Jeder Hartz-IV-Empfänger müsse für sein Geld eine Gegenleistung erbringen, fordert er. Schön wäre das, auch für jenen großen Teil der Leistungsempfänger, der darunter leidet, untätig daheim zu sitzen. Diese Leute haben keine Beschäftigung - nicht mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht