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"Europäerin des Jahres 2010": Iana Matei, der Engel der Verschleppten

Geschrieben am 19-01-2010

Stuttgart/Bukarest (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Unter Einsatz ihres Lebens kämpft die Rumänin dafür, Kinder aus
der Zwangsprostitution zu befreien - Reader's Digest übergibt
Auszeichnung

Iana Matei aus Rumänien wird am 20. Januar vom Magazin Reader's
Digest als "Europäerin des Jahres 2010" ausgezeichnet. Die
Zeitschrift würdigt damit den jahrzehntelangen Einsatz der
50-jährigen Rumänin gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. "Wir
wissen, dass aus einstigen Ostblockländern wie Rumänien Hunderte
Mädchen in westliche Länder gelockt werden. Statt im versprochenen
Job landen sie in der Prostitution. Eingesperrt, misshandelt und
zwangsprostituiert sind sie Sklavinnen. Anders kann man es nicht
sagen", betont Matei, die in elf Jahren 420 Opfer befreien konnte und
ihnen danach ein normales Leben ermöglicht hat.

Seit 1996 wählen die Chefredakteure der 21 europäischen Ausgaben
von Reader's Digest Persönlichkeiten, die am besten die Traditionen
und Werte Europas verkörpern, zum "Europäer des Jahres". Iana Matei
ist die 15. Trägerin dieser Auszeichnung, die zum ersten Mal an eine
Persönlichkeit aus Rumänien geht. Die mit 5000 US-Dollar dotierte
Auszeichnung wird Iana Matei am 20. Januar offiziell in Bukarest
übergeben.

"Ich danke dem Magazin Reader's Digest - auch im Namen vieler
Opfer, mit denen wir zusammenarbeiten - dafür, dass es Menschenhandel
und Zwangsprostitution als wichtige Problemstellungen betrachtet", so
Iana Matei: "Ich fühle mich sehr geehrt, diese Auszeichnung annehmen
zu dürfen." Die 21 europäischen Ausgaben des Magazins Reader's Digest
stellen die "Europäerin des Jahres 2010" zeitgleich in der
Februar-Ausgabe vor, die in wenigen Tagen erscheint. Im vergangenen
Jahr war die Auszeichnung an den früheren VW-Arbeiter Joachim Franz
aus Wolfsburg gegangen. Der Extremsportler läuft oder radelt seit
Jahren durch die Welt und erklimmt selbst die höchsten Berggipfel, um
dadurch auf das Problem HIV/Aids aufmerksam zu machen.

Nach Schätzungen des Kinderhilfswerks Unicef arbeiten weltweit
rund zwei Millionen Minderjährige erzwungenermaßen im Sexgewerbe.
Allein 6000 Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren werden nach
Angaben der Schweizer Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes
jährlich aus Osteuropa in die Prostitution verkauft. Doch Matei
erlebt es immer wieder, dass die Polizei das Schicksal der jungen
Frauen nicht wahrhaben will. "Den Opfern die Schuld zu geben, ist
leicht. Aber die Mädchen sind Opfer abscheulicher Verrechen. Sie
werden zur Prostitution gezwungen. Und sie sind noch Kinder."

Die Mädchen kommen auf unterschiedlichem Wege zu ihr. Manche
werden ihr von Polizisten aus ganz Rumänien gebracht, andere werden
ihr von Organisationen übergeben. Nach der Befreiung bringt Matei die
Opfer in einem Frauenhaus unter, wo sie lernen, zu kochen, zu putzen
und mit Geld hauszuhalten. Einige gehen dann zur Schule, andere
treten eine reguläre Arbeitsstelle an.

Häufig birgt die Arbeit von Iana Matei, die in Transsylvanien
(Siebenbürgen) aufgewachsen ist, ein hohes Risiko, und sie lebt daher
an einem geheimen Ort in der Stadt Pitesti. "Manchmal muss ich
entführen", berichtet sie in Reader's Digest. Wie heikel die Lage
ist, belegt dieser Fall: Mehrere Männer wollten in das Frauenhaus
eindringen, in dem Matei die jungen befreiten Frauen unterbringt. Sie
blockierte mutig das Auto der Schlepper mit ihrem eigenen Wagen, trat
in deren Autotür und schlug sie in die Flucht.

Die jetzige Arbeit passt zum Lebenslauf von Matei. Als 1989 der
rumänische Diktator Nicolae Ceausescu hingerichtet wurde, nahm sie an
einer Demonstration teil, wurde polizeilich gesucht und floh mit
ihrem zweijährigen Sohn ins damalige Jugoslawien. Sie arbeitete als
Dolmetscherin für die UN-Flüchtlingsorganisation, wanderte nach
Australien aus und verdiente ihr Geld als Buchhalterin für ein
Busunternehmen. Nebenbei kochte sie für Straßenkinder und gründete
die Organisation Reaching Out. Als sie 1998 in ihre Heimat Rumänien
zurückkehrte und sah, wie die Straßenkinder in den Abwasserkanälen
hausten, entschied sie sich zum Bleiben und Helfen.

In Bukarest und Pitesti arbeitete sie in Heimen für Straßenkinder
und organisierte nebenbei Freiwillige, die Kinder aufnahmen und
versorgten. Aber Matei merkte bald, dass sie ihre Arbeit ausdehnen
musste, so groß war die Not der jungen Frauen. Sie machte deshalb aus
Reaching Out eine gesetzlich anerkannte Nichtregierungsorganisation
und mietete mit einer Spende von 300 Dollar für drei Monate eine
Wohnung für betroffene Mädchen an. Inzwischen wird der Jahresetat der
Organisation in Höhe von 55.000 Euro von der christlich orientierten
US-Organisation Make Way Partners gedeckt. "Gott schickt uns auf die
Erde, damit wir füreinander da sind. Das treibt mich an", umschreibt
Matei ihre Motivation.

Inzwischen ist die Arbeit der Vorkämpferin weit über die
Landesgrenzen hinaus bekannt. Matei arbeitet mit internationalen
Behörden wie dem UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung
zusammen, hat die US-Regierung über die Lage in Rumänien informiert
und berät die Nato im Kampf gegen Zwangsprostitution. Vor diesem
Hintergrund kürte das US-Außenministerium im Jahr 2006 Iana Matei für
ihre Arbeit zur "Heldin des Jahres". Ein Jahr später wurde sie vom
britischen Oberhaus mit dem "Abolitionist Award" ausgezeichnet. Nun
erhält sie von Reader's Digest den Titel "Europäerin des Jahres
2010".

Für Iana Matei ist die Auszeichnung ein weiterer Ansporn für ihre
Arbeit, zumal der Strom der Opfer von Zwangsprostitution und
Menschenhandel nicht abreißt: "Ich will arbeiten, bis ich 100 bin,
und danach das Leben genießen", sagt sie und fügt hinzu: "Und dann
fahre ich auf einer Harley Davidson durch die Gegend!"

Für weitere Informationen zu diesem Reader's Digest-Thema stehen
wir Ihnen gerne zur Verfügung. Die Februar-Ausgabe von Reader's
Digest Deutschland bzw. Österreich ist ab 25. Januar an zentralen
Kiosken erhältlich (Erscheinungstermin von Reader's Digest Schweiz:
29. Januar).

Die Preisträger früherer Jahre

Die folgenden Persönlichkeiten waren die Vorgänger von Iana Matei
als "Europäer des Jahres":

2009: Joachim Franz aus Deutschland, ehemaliger Schichtarbeiter
bei Volkswagen in Wolfsburg, läuft, radelt und klettert spektakulär
in der ganzen Welt, um auf das Problem HIV/Aids aufmerksam zu machen.
2008: Maria Nowak aus Frankreich hilft Notleidenden weltweit mit
Kleinstkrediten zu einer menschenwürdigen Existenz.
2007: Der Schweizer Arzt Professor Ruedi Lüthy hat sich durch seinen
unermüdlichen Einsatz für Aids-Kranke verdient gemacht und führt u.
a. eine Aids-Klinik in Simbabwe, die er selbst gegründet hat.
2006: Die Niederländerin Ayaan Hirsi Ali setzt sich seit Jahren gegen
religiöse Fanatiker und für die Rechte muslimischer Frauen ein.
2005: Der russische Arzt Leonid Roshal, der bei über zwei Dutzend
Katastrophen auf vier Kontinenten schwer verletzten Kindern geholfen
hat. Beim Geiseldrama von Beslan wurde er als Mittelsmann
eingeschaltet.
2004: Peter Eigen aus Deutschland, Gründer und Vorsitzender der
weltweit tätigen Organisation "Transparency International" mit Sitz
in Berlin, die sich dem Kampf gegen Korruption widmet.
2003: Simon Pánek, Gründer der tschechischen Hilfsorganisation
"People in Need", die Katastrophenopfern rund um den Globus hilft.
2002: Eva Joly, ehemals Untersuchungsrichterin in Frankreich (u. a.
Fall Tapie, Korruptionsskandal um Elf-Aquitaine).
2001: Der gebürtige Finne Linus Benedict Torvalds, Erfinder des
Linux-Betriebssystems.
2000: Der Niederländer Paul van Buitenen, der schwerwiegendes
Missmanagement innerhalb der Europäischen Kommission aufdeckte.
1999: Die Dänin Dr. Inge Genefke, Vorkämpferin auf dem Gebiet der
Behandlung und Rehabilitation von Folteropfern.
1998: Der britische Solo-Skipper Pete Goss, der während eines
Wettkampfs seinen französischen Freund Raphael Dinelli aus Seenot
rettete.
1997: Frederic Hauge aus Norwegen, der gegen die Verseuchung des
Nordpolarmeers mit Atommüll kämpft.
1996: Der ungarische Pater Imre Kozma engagiert sich für Arme, Alte
und Obdachlose.

Artikel aus der Februar-Ausgabe zum Download:
http://www.readersdigest.de Auf "Unternehmen" und dann auf "Service
für Journalisten" klicken (Rubrik Magazin Reader's Digest)

Originaltext: Reader's Digest Deutschland
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32522
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32522.rss2

Pressekontakt:
Reader's Digest Deutschland: Verlag Das Beste GmbH
Öffentlichkeitsarbeit, Uwe Horn
Vordernbergstraße 6, D-70191 Stuttgart
Tel.: +49(0)711 / 6602-521, Fax: +49(0)711 / 6602-160,
E-mail: presse@readersdigest.de


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