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Aus der Krise nichts gelernt? - Deutsche Unternehmen mit Defiziten beim Risikomanagement

Geschrieben am 19-01-2010

Frankfurt am Main (ots) - PwC-Studie: Mehrheit der Unternehmen hat
Risikomanagement nach der Krise angepasst / Jedes dritte Unternehmen
verfügt nicht über dokumentierte Risikostrategie / Image- und
Compliance-Risiken bleiben am häufigsten unberücksichtigt

Gut ein Jahr nach Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise weist
das Risikomanagement vieler deutscher Unternehmen weiterhin Defizite
auf. Zwar haben rund 60 Prozent der befragten Unternehmen ihre
Mechanismen und Strategien zur Risikobearbeitung mittlerweile
angepasst oder planen zumindest Änderungen. Außerhalb des
Finanzsektors verfügt jedoch jedes dritte Unternehmen nach wie vor
nicht über eine dokumentierte Risikostrategie, wie aus einer Studie
der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft
PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht. Zudem haben vier von zehn
Befragten keine Prozesse zum Erkennen von bislang unbekannten bzw.
nicht berücksichtigten Risiken etabliert.

"Viele Unternehmen haben im Zuge der Krise zwar Schwächen im
Risikomanagement identifiziert, ziehen aus den Erkenntnissen aber
keine oder nur halbherzige Konsequenzen", kritisiert Uwe Herre,
Partner bei PwC. Knapp 80 Prozent der befragten Entscheider stimmen
der Aussage zu, dass ein funktionierendes Risikomanagement ein
starker strategischer Wettbewerbsvorteil ist. Doch nur gut jeder
zweite will seine Investitionen in das Risikomanagement erhöhen.
Tiefgreifende, strukturelle Änderungen planen knapp 30 Prozent der
Unternehmen, und lediglich jedes fünfte will mehr Personal für die
Erfassung und Bearbeitung von Risiken bereitstellen.

Auf der anderen Seite erkennen immer mehr Unternehmen, dass ein
wirkungsvolles Risikomanagement auf Risikobewusstsein und
-verantwortung aller Beschäftigten beruht. Knapp jeder dritte
Befragte hält den Aufbau einer entsprechenden Risikokultur für die
wichtigste Aufgabe der kommenden zehn Jahre. "Auch das beste
Risikomanagement kann Risiken nicht völlig ausschließen. Wichtig ist
es daher, dass Risiken frühzeitig erkannt und gesteuert werden. Eine
Risikokultur, die alle Mitarbeiter in diesen Prozess einbindet,
leistet hierzu einen nachhaltigen und wirkungsvollen Beitrag",
erläutert Jörg Tüllner, Partner bei PwC.

Für die Studie befragte PwC gut 500 repräsentativ ausgewählte
Unternehmen der Branchen Finanzdienstleistungen, Energie,
Chemie/Pharma, Automotive sowie weiterer Branchen. Etwa jedes dritte
befragte Unternehmen beschäftigt in Deutschland mindestens 2.000
Arbeitnehmer, jedes zehnte Unternehmen hat weniger als 500
Beschäftigte.

Ganzheitliches Risikomanagement im Fokus

Die Leistung ihres Risikomanagements in den zurückliegenden
Krisenmonaten bewerten die Befragten überraschend positiv. Gut vier
von fünf Entscheidern sind der Ansicht, dass das Risikomanagement
ihres Unternehmens in der Krise insgesamt zufrieden stellend war. Im
Finanzsektor sagen dies sogar gut neun von zehn Befragten. Diese
positive Bewertung wird allerdings durch den von den Unternehmen
erkannten Änderungsbedarf relativiert. So haben gut 70 Prozent der
Befragten aus dem Finanzdienstleistungssektor ihr Risikomanagement
umgestellt oder planen Änderungen. In den anderen Branchen trifft
dies nur auf rund jedes zweite Unternehmen zu.

Als Konsequenz aus der Krise streben zwei von drei Befragten, die
geändert haben bzw. ändern wollen, ein ganzheitliches
Risikomanagementsystem an: Risiken sollen nicht mehr isoliert,
sondern in ihren Wechselwirkungen identifiziert und bearbeitet
werden. Mittlerweile räumt jedes zweite Unternehmen derartigen
Wechselwirkungen im Risikomanagementsystem einen hohen oder sehr
hohen Stellenwert ein.

Rund vier von zehn Unternehmen dehnen ihr Risikomanagement auf
weitere Bereiche aus, und 55 Prozent setzen häufiger qualitative
Methoden ein als vor der Krise. Gut vier von zehn Befragten geben an,
dass Risiken nunmehr anders gemessen bzw. mit neuen Modellen erfasst
werden.

Dennoch vernachlässigen viele Unternehmen nach wie vor schwer
quantifizierbare, aber bedeutsame Risiken. Die Auswirkungen von
Image- und Reputationsschäden erfassen nur 55 Prozent der Befragten.
Compliance-Risiken, beispielsweise die Folgen von Korruption oder
Geldwäsche, bleiben bei jedem dritten Unternehmen unbeachtet.

Mehrheit sieht Risiken unter Kontrolle

Sofern Unternehmen über eine umfassende Risikostrategie verfügen,
ist ihr Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Risikomanagements in
der Regel hoch. Immerhin jeder Dritte ist davon überzeugt, dass die
wesentlichen Risiken "sicher" abgedeckt sind, während gut jeder
Zweite (55 Prozent) diese zumindest "wahrscheinlich" für erfasst
hält. Lediglich zwölf Prozent schätzen ihr Risikomanagement als
lückenhaft ein.

Allerdings ist das Vertrauen in das eigene Risikomanagement stark
von der Branchenzugehörigkeit abhängig. Im Energiesektor ist gut
jeder zweite Befragte der Ansicht, die wesentlichen Risiken sicher
erfasst und unter Kontrolle zu haben, während in der Chemie- bzw. der
Automobilbranche nur rund 30 Prozent dieser Ansicht sind.

Risikomanagement ist Chefsache

Das Risikomanagement ist in den meisten Unternehmen auf der
obersten Hierarchieebene angesiedelt. Bei neun von zehn Befragten ist
hierfür der Vorstandsvorsitzende bzw. Geschäftsführer, der
Finanzvorstand oder ein eigens berufener Chief Risk Officer
verantwortlich.

Während die Verantwortung für das Risikomanagement in den
kleineren Unternehmen häufig beim CEO liegt, haben fast vier von zehn
größeren Unternehmen einen Chief Risk Officer oder vergleichbaren
Risikomanager. Dies ist nur bei etwa jedem fünften Befragten mit
einem Umsatz von weniger als 500 Millionen Euro der Fall.

"Die zentrale Überwachung ist eine wesentliche Voraussetzung für
ein effektives Risikomanagement. Gleichzeitig muss jedoch auch
gewährleisten sein, dass alle Unternehmensbereiche ihre relevanten
Risiken kennen", kommentiert Uwe Herre. Bei gut neun von zehn
Unternehmen ist diese Grundbedingung bereits erfüllt. In der
Automobil- und Chemiebranche allerdings wird das Risikomanagement bei
fast jedem achten Unternehmen dezentral gelenkt. Dies ist eine
Erklärung dafür, dass in diesen Branchen vergleichsweise viele
Entscheider noch Optimierungspotenzial beim Risikomanagement sehen.

Die Studie können Sie kostenlos bestellen unter:
www.pwc.de/de/studie-risikomanagement

Originaltext: PwC PriceWaterhouseCoopers
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8664
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_8664.rss2

Pressekontakt:
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Stefan Bießenecker
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Pressestelle
Tel.: (069) 95 85 - 62 65
E-Mail: stefan.biessenecker@de.pwc.com

Redaktionshinweis:
Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in
Deutschland mit 9.000 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund
1,37 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für
nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet
Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und
prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie
in den Bereichen Deals und Consulting (Advisory).


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