Neue Westfälische: Neue Westfälische Bielefeld: Obama ein Jahr im Amt Tiefer Sturz JOACHIM ROGGE, WASHINGTON
Geschrieben am 19-01-2010 |
Bielefeld (ots) - Dem Rausch folgt die Ernüchterung. Hätte es anders kommen können? Wohl kaum. Als Barack Obama vor zwölf Monaten sein Amt antrat, war der erste schwarze US-Präsident vor allem eine Projektionsfläche für die Hoffnungen seiner Wähler. Seine Reden, seine Visionen, sein Charisma - Obama verkörperte alles, was Bush fehlte. Umso tiefer nun der Sturz. Die Überhöhung indes war so überzogen wie die heutige Verdammnis töricht ist. Obama ist weder Messias noch Magier. Aber auch er trägt seinen Teil Verantwortung. Kräftig befeuerte er die Erwartungen, die die verschiedenen Milieus an seine Amtsübernahme knüpften. Guantanamo zu schließen schien mit ihm nur Formsache zu sein, eben so wie das Ende der Kriege in Afghanistan und im Irak. Nebenbei sollte Obama die USA aus ihrer Krise führen, ein gerechtes Gesundheitssystem schaffen, ohne dabei Klimaschutz, Nahost-Frieden und eine atomwaffenfreie Welt zu vergessen. Gemessen an den Zwängen, unter denen Obama sein Amt antrat, hat er Respektables geleistet. Der Fall der Wirtschaft ist gestoppt, allerdings um den Preis einer Verschuldung, die noch Obamas Urenkel abtragen müssen. Der Rückzug im Irak läuft, während der Afghanistan-Krieg konsequent weiter geführt wird. Obama war nie Pazifist. Gegen alle Widerstände hat er eine Gesundheitsreform angeschoben, die Fortschritt bringt, wenn sie erst Gesetz ist. Beeindruckend bleibt, wie zupackend die USA unter Obama jetzt Haiti zu Hilfe eilen. Dass zwar nicht die Welt, wohl aber Amerika das letzte Jahr vielfach für ein verlorenes hält, hat mit der Dramatik auf dem eigenen Arbeitsmarkt zu tun. Jeder zehnte erwerbsfähige Amerikaner sucht inzwischen einen Job. Erst spät hat Obama dies zur Kenntnis genommen. Statt in der Welt zu glänzen, ist Obama jetzt stärker denn je daheim gefragt.
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