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"Im Alter neu werden können"/ EKD präsentiert Orientierungshilfe zum Umgang mit dem Alter

Geschrieben am 26-01-2010

Hannover (ots) - Die Vorsitzende des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischöfin Margot Käßmann, hat am
heutigen Dienstag in Hannover eine Orientierungshilfe des Rates der
EKD vorgestellt, die dem Thema "Alter" gewidmet ist. Der Text trägt
den Titel "Im Alter neu werden können. Evangelische Perspektiven für
Individuum, Gesellschaft und Kirche". Der Text legt dar, dass sich
die Veränderungen, die sich im Blick auf die Lebensphase des Alters
unverkennbar bereits vollzogen haben, noch nicht in einem veränderten
gesellschaftlichen und kulturellen Umgang mit dem Alter
widerspiegeln.
Die Orientierungshilfe, so die Landesbischöfin, mache Mut, die
Chancen zu ergreifen, die mit dem veränderten Alter einhergehen. Der
Text erinnere an die Grundeinsicht des Glaubens, dass Menschen in
Gottes Gegenwart immer wieder neu werden, neu anfangen können, und
sei von der Überzeugung getragen, dass die Gesellschaft insgesamt von
den notwendigen Veränderungen profitieren werde. Ein hohes
Lebensalter allein sage heute kaum etwas über die Person aus,
deshalb, so Käßmann, "müssen wir uns von festlegenden Altersbildern
verabschieden". Starre Altersgrenzen, die Menschen ab einem
bestimmten Lebensalter pauschal die Möglichkeiten der Mitwirkung
entziehen, seien nicht mehr angemessen. Vielmehr gelte es, genau
hinzuschauen und alte Menschen in ihrer Einzigartigkeit zu begreifen.
Die Orientierungshilfe mache deutlich, dass die "neuen Alten" auch
die Kirche verändern werden, so Käßmann weiter. Denn viele alte
Menschen wollten sich mit ihren Fähigkeiten selbstbestimmt einbringen
und erwarteten entsprechende Möglichkeiten in der Kirche.
Eine große Herausforderung sei die Neugestaltung der Pflege. "Wir
müssen Tendenzen der Abwertung und Ausgrenzung pflegebedürftiger
Menschen entgegentreten", forderte Käßmann. Die neue
Orientierungshilfe stelle klar, dass eine breite gesellschaftliche
Diskussion über die Pflege nötig sei. Käßmann: "Gute Pflege verlangt
Wertschätzung, hohe Fachlichkeit und eine angemessene Bezahlung".
Auch die pflegenden Angehörigen dürften mit ihrer Aufgabe nicht
allein gelassen werden, sondern bräuchten dringend Unterstützung.
Der Vorsitzende der Ad-hoc-Kommission, der Heidelberger Gerontologe
Professor Andreas Kruse, betonte in seinem Statement, dass
Demenzerkrankungen den Pflegealltag in Zukunft noch stärker prägen
werden, als dies heute der Fall sei "Unsere Gesellschaft wird sich
auf eine erhöhte Verantwortung gegenüber dem Leben in seiner
Verletzlichkeit einstellen müssen und diese Verantwortung auch
erbringen müssen", so Kruse. Entscheidend sei, dass die Menschenwürde
auch bei schwerster Erkrankung nicht abgesprochen werden dürfe. "Dies
bedeutet, dass wir in den krankheits- und behinderungsfreien Jahren
unseres Lebens ein deutlich höheres Engagement für die Gesellschaft
erbringen müssen", forderte der Kommissionsvorsitzende. Die
Konsequenzen des demographischen Wandels müssten aber auch von der
älteren Generation selbst getragen werden. "Mit der Bereitschaft,
sich bis in das hohe Alter für das Gemeinwohl zu engagieren, wird ein
bedeutender Beitrag zur Generationengerechtigkeit geleistet", so der
Kommissionsvorsitzende weiter.
Die Orientierungshilfe plädiere für ein selbstverantwortliches und
mitverantwortliches Leben im Alter, soweit die individuellen
Ressourcen dies zuließen. Auszubauen sei die Wahlfreiheit. "Menschen
sollten viel mehr Gelegenheit erhalten, mitzubestimmen, wie lange sie
arbeiten wollen, welches jährliche Arbeitsvolumen sie verwirklichen
wollen usw.", so Kruse. Mitverantwortung im Alter erfordere auch eine
veränderte Ansprache älterer Menschen. "30 Prozent der 70-Jährigen
und Älteren betonen, dass sie sich gerne bürgerschaftlich engagieren
würden, dass aber ihre Bereitschaft nicht abgerufen wird." Kruse
erwähnte die Gestaltungschancen der Kirche und ihrer Diakonie. Da der
christliche Glaube das "Alter" nicht nur in seinen Grenzen, sondern
auch in seinen Entwicklungsmöglichkeiten begreife, könnten Kirche und
Diakonie in ihrer Arbeit viel zu differenzierteren Bildern des Alters
beitragen.

Die Orientierungshilfe "Im Alter neu werden können. Evangelische
Perspektiven für Individuum, Gesellschaft und Kirche" ist erschienen
im Gütersloher Verlagshaus, 2010, ISBN 978-3-579-05912-9, hat 96
Seiten und kann zum Preis von 4,95 EUR über den Buchhandel bezogen
werden. Die Orientierungshilfe kann aus dem Internet heruntergeladen
werden: www.ekd.de/download/im_alter_neu_werden_koennen.pdf

Hannover, 26. Januar 2010
Pressestelle der EKD

Reinhard Mawick

Originaltext: EKD Evangelische Kirche in Deutschland
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55310
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55310.rss2

Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: reinhard.mawick@ekd.de


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