Stuttgarter Zeitung: Der einst ranghöchste deutsche Soldat, Harald Kujat, attackiert die Bundesregierung: Früherer Generalinspekteur nimmt Afghanistan-Strategie unter Beschuss
Geschrieben am 28-01-2010 |
Stuttgart (ots) - Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, übt massive Kritik an der neuen Afghanistan-Strategie der schwarz-gelben Koalition. "Die Bundesregierung setzt mit ihren jüngsten Entscheidungen die Soldaten aus innenpolitischen, koalitionstaktischen Gründen für mehrere Jahre einem erhöhten Risiko aus - in der Hoffnung, die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte werde ab 2011 einen geordneten Rückzug erlauben", sagte Kujat im Interview der "Stuttgarter Zeitung" (Donnerstagausgabe). "Die Folgen werden bald zutage treten", warnte er vor weiteren Anschlägen der Taliban.
Kujat bezweifelt, dass mit der veränderten Vorgehensweise das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung zurückzugewinnen sei. "Wenn wir 2014 rausgehen wollen, müssen wir zuvor wie die Amerikaner eine große zusätzliche Anstrengung unternehmen", sagte er. Dazu sei die Bundesregierung offenkundig nicht bereit. "Man kann jedoch nicht einfach die Flucht ergreifen, sonst ist die seit acht Jahren gepflegte Argumentation hinfällig, wonach auch die deutsche Sicherheit davon abhängt, was wir dort erreichen." Die Informationspolitik der Bundesregierung "war zuletzt konfus, widersprüchlich und, was die Menschen schnell erkennen, bemüht abzuwiegeln", bemängelte Kujat. "Mit einer aufrichtigen und wahrheitsgemäßen Informationspolitik hätte sie unserer Bevölkerung durchaus etwas zumuten können." Diese Chance werde erneut vertan.
Mit Blick auf die Afghanistan-Konferenz in London bezeichnete der einst ranghöchste Soldat der Bundeswehr und Vorsitzende des Nato-Militärausschusses die Abzugspläne zudem als "Hinweis für unsere Verbündeten, dass wir bereit sind, die Solidarität mit ihnen aufzukündigen, indem wir den Abzugstermin nicht mehr wie sie an den Ergebnissen messen, sondern ihn willkürlich setzen". Das sei etwas, was die Verbündeten nicht verstünden und Besorgnisse über die Zuverlässigkeit der Deutschen in künftigen Krisen und Konflikten wecken müsse. Wer sich daran erinnere, dass die Bundesregierung die Bitte der Verbündeten um Unterstützung im Süden Afghanistans brüsk abgelehnt hätte, weil die Bundeswehr im Norden vermeintlich eine schwere Bürde zu tragen hätte, "muss die Verlegung von 5000 US-Soldaten in den deutschen Verantwortungsbereich als tiefe Demütigung empfinden."
Originaltext: Stuttgarter Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/48503 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_48503.rss2
Pressekontakt: Stuttgarter Zeitung Redaktion Telefon: 0711-7205-1171
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
248802
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Bundesregierung lädt erneut zu Atomgipfel Düsseldorf (ots) - Ende Februar lädt die Bundesregierung erneut die Spitzenmanager der vier großen Energiekonzerne zu einem Gipfeltreffen über die Zukunft der Atomenergie ein. Das berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Donnerstagsausgabe) unter Berufung auf Teilnehmerkreise der "Monitoring-Gruppe", die vergangene Woche im Kanzleramt zusammentraf. Dabei habe man sich sich auf ein Nachfolgetreffen "in vier Wochen" verständigt, hieß es. Offiziell hatte die Bundesregierung das Treffen als jährlich nur einmal stattfindende mehr...
- Pressestatement zur Arbeitsmarktstatistik mit Werner Dreibus heute um 10.30 Uhr im Reichstag Berlin (ots) - Arbeitsmarktstatistik Januar 2010 Pressestatement mit Werner Dreibus am 28.01.2010 um 10.30 Uhr Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, heute gibt die Arbeitsagentur die Arbeitsmarktzahlen für den Januar 2010 bekannt. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Werner Dreibus wird zu den vorgelegten Zahlen und politischen Konsequenzen der Fraktion DIE LINKE in einem Pressestatement Stellung nehmen. Pressestatement mit Werner Dreibus 28.01.2010, 10.30 Uhr Reichstag, Fraktionsebene, vor dem Clara-Zetkin-Saal Zu diesem mehr...
- Deutsche AIDS-Hilfe lehnt pauschale Zusatzbeiträge der Krankenkassen strikt ab Berlin (ots) - Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) lehnt die angekündigten "kassenindividuellen Zusatzbeiträge" strikt ab: Sie teilt die Haltung des Paritätischen Wohlfahrtverbandes, der die Zusatzbeiträge als unsozial und ungerecht kritisiert hat. Viele Menschen beziehen z.B. als Folge einer chronischen Erkrankung niedrige Einkommen - darunter tausende Menschen mit HIV und Aids. Die DAH unterstützt die Vorschläge des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, die solidarische Finanzierung wiederherzustellen und die Versicherungspflichtgrenze aufzuheben. mehr...
- Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Januar 2010 Nürnberg (ots) - "Auch zum Jahresbeginn zeigt sich der deutsche Arbeitsmarkt weiter robust. Die Arbeitslosigkeit ist lediglich im jahreszeitlich üblichen Umfang gestiegen. Die Wirtschaftskrise hat sich bislang weniger stark als befürchtet auf den deutschen Arbeitsmarkt ausgewirkt.", so fasste der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-J. Weise, die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Januar 2010 zusammen. Arbeitslosenzahl im Januar: +342.000 auf 3.617.000 Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: +129.000 mehr...
- Ex-Pressesprecher der ISAF PRT in Kundus, Oberstleutnant a.D. Timmermann-Levanas: Ab sofort 15.000 deutsche Soldaten pro Jahr in Afghanistan Berlin (ots) - Der ehemalige Pressesprecher der ISAF PRT in Kundus / Afghanistan, Oberstleutnant a.D. Andreas Timmermann-Levanas, weist darauf hin, dass die angekündigte Erhöhung der Mandatsobergrenze des ISAF-Einsatzes in Afghanistan auf bis zu 5.350 deutsche Soldaten tatsächlich mehr als 15.000 deutsche Soldaten pro Jahr betrifft. Da die Einsatzdauer bei diesen "besonderen Auslandsverwendungen" für den einzelnen Soldaten regelmäßig vier Monate beträgt, werden durchschnittlich pro Jahr drei vollständige Kontingente in den Einsatz mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|