Lausitzer Rundschau: Zu Versandapotheken/Urteil: Monopol vor dem Fall
Geschrieben am 09-08-2006 |
Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Versandapotheken/Urteil:
Was haben Briefe verteilen, Telefonie anbieten, Fernsehen machen, Flüge sichern, Eisenbahnen fahren, Universitäten, Krankenhäuser, Schulen, Pflegheime und Kindertagesstätten betreiben gemeinsam? Alle diese Tätigkeiten unterlagen früher staatlichen Monopolen und strengem staatlichen Schutz. Sie galten als zentral. Alle diese Tätigkeiten können heute von privaten Investoren ausgeübt werden. Und die Welt ist nicht untergegangen. Im Gegenteil, für solche Tätigkeiten sanken mit der freien Konkurrenz die Preise. Die deutschen Apotheken können sich auf Dauer nicht abschotten. Nicht von Europa und, mit dem Internethandel, auch nicht vom Rest der Welt. Die Globalisierung erfasst nun auch diesen bisher geschützten Berufszweig. Das Vorpreschen des Saarlandes gegen das Fremdbesitzverbot ist zu begrüßen. Nicht, weil die Apotheker genauso unter der fortschreitenden Ökonomisierung leiden sollen wie alle anderen auch. Und mehr Qualität bringt es auch nicht unbedingt, wenn statt des Pharmazeuten künftig eine Handelskette oder eine Kapitalgesellschaft die Apotheke betreibt. Der Grund ist, dass es negative Folgen für alle anderen hat, wenn hier der Markt nicht funktioniert. Deutschland hat im internationalen Vergleich eine außerordentlich hohe Apothekendichte, die Pharmahersteller machen große Gewinne. Beides hängt miteinander zusammen. Es fehlt Konkurrenz, es fehlt Marktdruck. Das belastet die Kosten des Gesundheitssystems und damit die gesamte Wirtschaft. Bezahlt wird der Zustand von den Versicherten. Und die müssen sich auch nach der Decke strecken.
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