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Börsen-Zeitung: Ziebarts IPO-Flop, Kommentar zum Qimonda Börsengang von Stefan Kroneck

Geschrieben am 09-08-2006

Frankfurt (ots) - Wie sich die Dinge radikal ändern: Auf dem
Höhepunkt des Börsenhype war die Aktie des Siemens-Ablegers Infineon
im März 2000 33fach überzeichnet, die Anleger rissen sich förmlich um
den Wert. Sechseinhalb Jahre danach wäre der Halbleiterkonzern
beinahe bei dem Versuch gescheitert, die Speicherchiptochter Qimonda
an die Börse zu bringen. Das Interesse der Investoren war derart
gering, dass Vorstandschef Wolfgang Ziebart nur mit erheblichen
Preisnachlässen und einem deutlich reduzierten Platzierungsvolumen
ein komplettes Desaster vermeiden konnte.

Dennoch ist das Qimonda-IPO ein Flop. Infineon hat sämtliche
finanziellen Ziele des Börsengangs verfehlt. Statt einen angepeilten
Emissionserlös von maximal brutto 548 Mill. Dollar einzustreichen,
ist das IPO für Infineon ein Verlustgeschäft. Der Konzern verbucht
nunmehr IPO-Kosten von geschätzten 25 Mill. Dollar, die im laufenden
Quartal ein Loch in die Erfolgsrechnung reißen. Ziebart fehlt nun
viel Geld, das er für die Sanierung der defizitären Mobilfunksparte
und für Zukäufe im lukrativen Logikchipsegment verplant hatte. Diese
strategischen Schritte rücken nun mangels finanzieller Mittel in
weite Ferne. Hinzu kommt, dass Infineon auf den eigenen
Qimonda-Beständen sitzen bleibt. Bei einer Beteiligung von 87%
(lediglich 13% des Qimonda-Kapitals wurden angedient) kann man
eigentlich nicht von einer Abspaltung sprechen. Bei einer solchen
Anteilsquote muss Infineon bis auf weiteres Qimonda in der Bilanz und
Erfolgsrechnung vollständig konsolidieren.

Damit trägt Infineon die finanziellen Risiken des
Speicherchipgeschäfts, das Ziebart eigentlich loswerden wollte,
weiter. Das Unternehmen bleibt vom schwankungsanfälligen einstigen
Kerngeschäft abhängig. Dies bedeutet nichts Gutes für die
Ertragskraft des Konzerns, die ehedem zu wünschen übrig ließ. Denn
Ziebart brachte Qimonda auf dem Höhepunkt eines Branchenzyklus an die
Nyse. Erfahrungsgemäß schwächt sich im Herbst die Nachfrage im
Chipmarkt kräftig ab - zulasten der Umsätze und Erträge.

In dieser Lage ist es fraglich, ob Infineon künftig
Qimonda-Anteile am Markt in großen Mengen platzieren kann. Beim
Preisangebot für Qimonda hat sich Ziebart sträflich verschätzt und
schenkte den Bedenken von Analysten keinen Glauben. Erneute
Selbstüberschätzungen wird die Börse ahnden.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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