Börsen-Zeitung: Angst vor dem Flächenbrand, Börsenkommentar "Marktplatz" von Dieter Kuckelkorn
Geschrieben am 05-02-2010 |
Frankfurt (ots) - An den Kapitalmärkten stehen die Zeichen wieder einmal auf Sturm. Der Euro ist am Freitag zeitweilig unter die Marke von 1,36 Dollar gefallen, seit Anfang des Jahres hat er damit rund 8 US-Cent eingebüßt. Auch an den europäischen Aktienmärkten ist die Lage ziemlich unerfreulich. Am Freitag ist der Dax um weitere 1,8% abgesackt, nach einem Minus von 2,5% am Donnerstag.
Die Ängste der Marktteilnehmer wegen der Peripheriestaaten der Europäischen Union (EU), genauer gesagt der unter dem wenig vorteilhaft klingenden Akronym PIGS zusammengefassten Länder Portugal, Irland, Griechenland und Spanien, haben sich deutlich intensiviert - auch wenn sich die Spreads von fünfjährigen Credit Default Swaps (CDS), mit denen sich Investoren gegen den Ausfall von Staatsanleihen der betreffenden Länder absichern können, am Freitag gegenüber Vortag leicht eingekürzt haben. Mit 400 Basispunkten befindet sich der CDS-Spread Griechenlands aber nach wie vor auf einem Niveau, das ein deutliches Unbehagen der Anleger anzeigt.
Die Marktteilnehmer lassen sich inzwischen nicht mehr mit der Erwartung abspeisen, dass die EU die Dinge im Zweifel schon richten wird und dass eine Rettungsaktion für Griechenland die Union kaum belastet - angesichts der Tatsache, dass Griechenland gerade einmal 2,7% zum Bruttoinlandsprodukt der Eurozone beisteuert. Mittlerweile geht aber die Sorge um, dass sich die Probleme zu einem Flächenbrand ausweiten könnten. Derzeit hat nämlich nicht nur Griechenland ernste Schwierigkeiten mit der Refinanzierung über Staatsanleihen. Portugal hat zur Wochenmitte bei Geldmarktpapieren mit einjähriger Laufzeit eine um rund 50% höhere Verzinsung bieten müssen als noch Mitte Januar.
Ein etwas genauerer Blick offenbart, dass die Lage sowohl für die Hellenen als auch für die Portugiesen recht bedrohlich ist. Griechenland muss bis Mitte Mai nach jüngsten Schätzungen von Credit Suisse die stolze Summe von 30 Mrd. Euro über den Markt aufnehmen. Ein solcher Betrag ist für ein Land dieser Größe ungewöhnlich, aber leider kein Einzelfall: Portugal muss bis Ende des Jahres 37 Mrd. Euro an Geldmarkt- und Kapitalmarktpapieren ablösen bzw. neu aufnehmen, wobei der Mai in dieser Hinsicht für das Land besonders anspruchsvoll zu werden verspricht.
Die nächsten drei Monate werden also mit Blick auf das PIGS-Problem entscheidend sein. Es lässt sich noch nicht abschätzen, ob die beiden Länder in der Lage sein werden, neue Mittel zu akzeptablen Konditionen aufzunehmen.
Die Analysten von Unicredit schlagen übrigens vor, "PIGS" lieber als "GPSI" zu buchstabieren, wobei die Anordnung der Buchstaben den Grad der Gefährdung wiedergibt - mit Griechenland an der Spitze. Die Analysten weisen darauf hin, dass von Spanien als einem der großen EU-Länder ebenfalls Gefahr ausgeht. Zwar sind die makroökonomischen Ungleichgewichte im Fall Spaniens geringer ausgeprägt als bei den beiden Hauptkrisenkandidaten. Allerdings befindet sich das Land nach wie vor in der Rezession.
Es muss also damit gerechnet werden, dass die Unsicherheit an den Märkten aufgrund der PIGS-Problematik noch mindestens bis Mai anhält. Für den Euro bedeutet dies, dass bestenfalls mit einer Seitwärtsbewegung zu rechnen ist - sofern es nicht zu einem Befreiungsschlag beispielsweise in Form der bislang abgelehnten gemeinsamen Anleihen der EU-Länder kommt.
An den Aktienmärkten ist die Perspektive auch nicht viel besser. So vermag es die laufende Berichtssaison bislang nicht, für eine bessere Stimmung der Anleger zu sorgen. Zwar liegen in den USA fast 80% der Quartalszahlen über den Erwartungen-allerdings meist nur ganz knapp, was am Markt kaum Eindruck macht. Die Analysten der WestLB gehen davon aus, dass das Ausmaß der positiven Gewinnüberraschungen auch in Europa nicht ausreichen wird, um die Unsicherheit kurzfristig auszugleichen.
Es bliebe somit nur die konjunkturelle Entwicklung als möglicher Kurstreiber. Die wegen der global niedrigen Auslastung der Produktionskapazitäten enttäuschenden Investitionsvolumina sprechen aber eher dagegen, dass sich ein selbsttragendes Wirtschaftswachstum entwickelt. Die Nervosität wird also noch länger anhalten, eine Trendwende ist nicht in Sicht.
(Börsen-Zeitung, 6.2.2010)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion Telefon: 069--2732-0 www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
250418
weitere Artikel:
- Smurfit-Stone Recycling International eröffnet Recycling-Vertriebsbüro in Europa Creve Coeur, Missouri und Chicago (ots/PRNewswire) - Die Der Geschäftsbereich Recycling von Smurfit-Stone Container Corporation gab heute die Eröffnung eines Europabüros in Rotterdam, Niederlande, bekannt. (Logo: http://www.newscom.com/cgi-bin/prnh/20070129/SMURFIT-STONELOGO) Die Niederlassung in Rotterdam gehört zu Smurfit-Stone Recycling International, dem Geschäftsbereich der die Wiederverwertungs- und Abfalllösungen des Unternehmens ausserhalb Nordamerikas vertritt. "Es handelt sich um eine für uns sehr wichtige Erweiterung unserer mehr...
- Neue OZ: Neuordnung noch längst nicht in Sicht Osnabrück (ots) - Die Aufarbeitung skandalöser Vorgänge bei staatlichen Banken in Deutschland steht noch ganz am Anfang. So war der gestrige Auftritt des HSH-Nordbank-Chefs vor einem Ausschuss der Hamburger Bürgerschaft nur der Auftakt einer Serie von Befragungen durch Politiker und Staatsanwälte. An Vorwürfen gegen Bankmanager vom Schlage eines Dirk Jens Nonnenmacher mangelt es nicht - ob sie berechtigt sind, wird sich vielleicht nie ganz klären lassen. Fest stehen jedoch die Milliardenverluste, für die die Eigentümer maroder Landesbanken mehr...
- Der Tagesspiegel: Staatsanwaltschaft prüft DIW-Finanzaffäre Berlin (ots) - Die Berliner Staatsanwaltschaft befasst sich mit der Finanzaffäre beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). "Vermutlich Mitte der Woche wird entschieden, ob die Unterlagen Anlass geben, um in Ermittlungen einzutreten", sagte Ulf-Hartwig Hagemann, Leiter der Hauptabteilung zur Verfolgung von Straftaten, dem Tagesspiegel am Sonntag. Im Mittelpunkt der staatsanwaltschaftlichen Prüfung: Struktur und Rechtsgrundlage der Beziehung zwischen DIW und dem DIW DC in Washington. Der Berliner Rechnungshof hatte in einem mehr...
- BDI-Präsident Keitel beim US-German Round Table: Schulterschluss mit den USA wichtiger denn je - Globale Herausforderungen nur gemeinsam lösbar - Rückbesinnung auf gemeinsame Werte Berlin (ots) - Sperrfrist: 06.02.2010 13:05 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. "In der Globalisierung ist der Schulterschluss zwischen den USA und Eu-ropa wichtiger denn je." Das sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel an-lässlich des US-German Round Table am 6. Februar 2010 im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz. Europa sollte geschlossener auftreten und auch die USA dürften sich nicht nur mit innenpolitischen Themen befassen, sondern müssten mehr...
- Volta Resources durchteuft im Rahmen seines Kiaka-Goldprojekts in Burkina Faso 191 Meter mit einem Goldgehalt von 1,31 g/t Toronto (ots/PRNewswire) - TSX: VTR Volta Resources Inc. ("Volta" oder das "Unternehmen") veröffentlicht die Ergebnisse der abgeschlossenen Bohrungen im nächsten Abschnitt seines Kiaka-Goldprojekts, das sich etwa 120 Kilometer südlich von Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou befindet. Bislang wurden 36 Bohrungen (~5.400 Bohrmeter) im Rahmen eines Bohrprogramms durchgeführt, das insgesamt über 150 Bohrungen (über 22.000 Bohrmeter) umfasst. Die Bohrergebnisse sind bislang für 14 Bohrungen eingegangen, wobei diese Pressemitteilung die 9 jüngsten mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|