Börsen-Zeitung: Reits nehmen Gestalt an, Kommentar zu Real Investment Trusts von Christoph Ruhkamp
Geschrieben am 11-08-2006 |
Frankfurt (ots) - Deutschland ist mit einem Volumen von 3 Bill. Euro der größte Immobilienmarkt Europas. Dennoch bringen die hiesigen Immobilien-AGs nur wenige Milliarden Euro auf die Waage. Der Grund: Es fehlt ein international gängiges, transparentes - und nur auf Aktionärsebene besteuertes - Kapitalanlageinstrument wie der in anderen Ländern weit verbreitete Real Estate Investment Trust (Reit). Die Abwanderung von in Deutschland aktiven Investoren, die ihre Immobilien zum Handel an anderen Börsenplätzen wie Paris und London notieren, setzt sich deshalb fort.
Diesen Aderlass des Finanzplatzes will die Bundesregierung stoppen. Im September soll das Kabinett ein Reit-Gesetz verabschieden. Ein erster Rohentwurf, der Hoffnung auf tatsächlichen Vollzug weckt, kursiert in der Branche.
Der Vorstoß geht in die richtige Richtung. Denn nach dreijähriger Diskussion über Reits zeichnen sich Lösungen für die zwei Hauptprobleme ab. Neben den sozialpolitischen Bedenken von Teilen der SPD-Fraktion bezüglich Wohnungsmieten und -preisen ist dies vor allem die Sicherstellung einer angemessenen Besteuerung ausländischer Reit-Aktionäre. Der Fiskus scheint sich bei der Ausländerbesteuerung nun endlich für eine einfache Lösung unter den insgesamt fünf möglichen Varianten entschieden zu haben. Man folgt dabei dem Vorbild in Großbritannien, wo Reits Anfang 2007 eingeführt werden. Die Lösung lautet: Kein Aktionär darf direkt 10% oder mehr Anteile am Reit halten.
Grund sind die Doppelbesteuerungsabkommen. Ab einer darin jeweils festgelegten Beteiligungshöhe zwischen 10 und 25% können ausländische Aktionäre nämlich in den Genuss eines Quellensteuersatzes von nur 0 bis 5% kommen - und das wäre dem Fiskus deutlich zu wenig gewesen. Von der Branche wird die jetzt geplante Anteilsgrenze von 10% als Lösung des Steuerproblems akzeptiert - auch weil sie durch indirekte Beteiligungen umgangen werden kann.
Was sozialpolitische Bedenken angeht, so sollen diese durch eine Haltefrist für die Immobilien gemildert werden. Über eine Zeit von mehreren Jahren dürfen nur 50% des durchschnittlichen Anlagevolumens veräußert werden. Damit sollen Reits als "gute" Bestandshalter von "bösen" Immobilienhändlern abgegrenzt werden. Auf Wohnungspreise und Mieten wird diese Regel jedoch kaum Einfluss haben.
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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