Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Margot Käßmann
Geschrieben am 23-02-2010 |
Bielefeld (ots) - Margot Käßmann ist eine der mächtigsten Frauen Deutschlands. Seit vier Monaten steht sie an der Spitze der Evangelischen Kirche. In ihrem Amt repräsentiert sie 25 Millionen Protestanten. Nachdem sie am Samstagabend betrunken am Steuer erwischt wurde, diskutiert ganz Deutschland: Muss Margot Käßmann als Vorsitzende der Evangelischen Kirche zurücktreten? Antwort: Ja. Die Theologin sollte die Verantwortung ihrer Trunkenheitsfahrt übernehmen und die Konsequenzen ziehen. Ihr Fehlverhalten ist zu gravierend, ihr Image zu sehr beschädigt. Wer an der Spitze der evangelischen Kirche in Deutschland steht, hat sich darauf eingelassen, Vorbild zu sein. Und Vorbilder werden zu Recht nicht nur an ihren Worten, sondern vor allem auch an ihren Taten gemessen. Zwar dürfen auch Vorbilder Fehler machen - das ist mehr als menschlich - doch dieser Fehltritt wiegt schwerer und ist alles andere als nur ein kleiner Patzer. Niemand ist perfekt und das sollte auch von niemandem verlangt oder erwartet werden. Und dennoch muss sich die Landesbischöfin an besonderen Maßstäben messen lassen. In einem Interview mit dem TÜV-Nord 2007 hatte sie noch zu Recht »mangelndes Verantwortungsbewusstsein« von Autofahrern kritisiert, »insbesondere wenn Alkohol und Drogen mit im Spiel sind«. Nun hat sich die Theologin selbst verantwortungslos verhalten. Sie hat nicht nur sich, sondern auch Mitmenschen in Gefahr gebracht. Ein Jahr ohne Führerschein und eine saftige Geldstrafe warten jetzt auf Margot Käßmann. Doch weit gravierender ist ihr Glaubwürdigkeitsverlust. Die Hannoveranerin ist eine Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Die in Marburg geborene Theologin hat sich einen Ruf als streitbare Mahnerin in brisanten sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen erworben. Aber wie will sie künftig den schweren Spagat schaffen, einerseits ihrer großen gesellschaftlichen Aufgabe in diesem hohen Amt gerecht zu werden und andererseits immer wieder mit dem Makel, betrunken Auto gefahren zu sein, in Verbindung gebracht zu werden? »Sieben Wochen ohne« - mit diesem Motto bewirbt die evangelische Kirche ihre alljährliche Fastenaktion. Ausgerechnet in der Fastenzeit hat sich Margot Käßmann alles andere als in Enthaltsamkeit geübt. Mehrfach hat sie betont, dass Alkohol für sie in der Fastenzeit tabu sei. Margot Käßmann selbst wird sich fragen müssen, ob sie derart belastet noch die moralische Autorität und Glaubwürdigkeit hat, die sie braucht, um ihr Amt auszufüllen. In dieser schwierigen Situation ist der EKD-Ratsvorsitzenden zu wünschen, dass sie den Mut hat, die richtige Entscheidung zu treffen. Margot Käßmann hat ihr Image ramponiert und sich angreifbar gemacht. Sie kann die Trunkenheitsfahrt nicht rückgängig machen, aber sie kann Verantwortung übernehmen. Buße tun allein reicht nicht.
Originaltext: Westfalen-Blatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
253266
weitere Artikel:
- Berliner Morgenpost: Die moralische Fallhöhe ist ein Spiegel der Gesellschaft - Leitartikel Berlin (ots) - Nein, natürlich hängt nicht immer alles mit allem zusammen. Vor allem in diesem Falle nicht. Die Missbrauchsverbrechen in katholischen Schulen und Heimen; das jahrelange, in sich verkrümmte Schweigen der Kirche; die pomadig-verspäteten Entschuldigungen der Bischöfe; und nun die evangelische Kirchenfürstin, die mit Alkohol am Steuer über eine rote Ampel rauscht. Alles sehr unterschiedlich, alles sehr ungeeignet für Pauschalurteile. Es braucht nicht betont zu werden: Canisius ist Lichtjahre von Käßmann entfernt! Und dennoch mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Kultur / Musik / Thielemann / Maazel Osnabrück (ots) - Rolls-Royce statt BMW Lorin Maazel statt Christian Thielemann: Das ist, als würde man nach dem großen BMW auf Rolls-Royce umsteigen. Und angeblich fahren englische Gentlemen die edlen Karossen ja, weil sie es sich nicht leisten können, alle paar Jahre einen neuen Wagen zu kaufen. Was aber kann München sich leisten? Sicherlich keinen Flop. Mit Thielemann hielt die Isar-Metropole Anschluss zu den ersten Kreisen des musikalischen Adels - das verpflichtet. Ein hoffnungsvoller Nachwuchsstar wäre das Mindeste, was auf Thielemann mehr...
- Herta Müllers "Atemschaukel" in der Konrad-Adenauer-Stiftung: Lesung mit Literaturnobelpreisträgerin Berlin (ots) - Am gestrigen Abend las die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller in der Berliner Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung am Tiergarten vor ausgewähltem Publikum aus ihrem neuen Roman "Atemschaukel". Anwesend waren u.a. Staatsminister Bernd Neumann, Regisseur Volker Schlöndorff sowie der kulturpolitische Sprecher der CDU/CSU Fraktion, Wolfgang Börnsen. Der Vorsitzende der Stiftung und ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Dr. Hans-Gert Pöttering, bezeichnete in seiner Begrüßung Herta Müllers Werke als "Literatur mehr...
- Genusskunstaktion und Tafelinszenierung von Mana Binz / RITUELLES ESSEN - LEBEN IM FLUSS Lieser/Mosel (ots) - Festliche Essenszeremonien wird es im Mai 2010 in der Kulturwerkstatt Paulushof in Lieser geben mit Wasser, Wein, Brot, Feuer und Erinnerungsrezepturen. Sakral und lustvoll bacchantisch, typisch für die Künstlerin Mana Binz. Über 1000 große und kleine rituelle Gefäße aus Glas werden seit einem Jahr hierfür von ihr hergestellt. Damit wird auch der fließende Übergang von Design und Kunst thematisiert: "Der Prozess selbst ist Kunst. Die Kunst setzt sich fort im Fest und wird dennoch mit dem Fest nicht vollendet. Riten mehr...
- stern: Bill Kaulitz hat Angst vor Attentaten - Tokio-Hotel-Sänger: "Ich mag Angela Merkel sehr" Hamburg (ots) - Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz fürchtet sich vor Attentaten. In der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern gesteht der 20-Jährige, dass es schon Situationen gegeben habe, wo "Bodyguards am roten Teppich Leute herausziehen mussten, die da mit einem Messer standen und sich als Fan getarnt hatten". Ohne Bodyguards gehe er niemals aus dem Haus. "Attentate? Ich glaube schon, dass mir so etwas passieren kann", sagte Bill Kaulitz dem stern. Ein normales Leben sei für ihn nicht mehr möglich. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|