Neue OZ: Kommentar zu Verkehr / Käßmann / Trunkenheit
Geschrieben am 23-02-2010 |
Osnabrück (ots) - Im Amt beschädigt
Wer als moralische Instanz gilt und hohe Ansprüche stellt, der kann in der Öffentlichkeit nach einer Verfehlung besonders tief fallen. Denn von allen, die Wasser predigen, wird erwartet, dass sie nicht selbst Wein trinken. Das gilt für Spitzenpolitiker ebenso wie für Bischöfe.
Daher wächst der Druck auf Margot Käßmann nach ihrer Trunkenheitsfahrt mit immerhin 1,54 Promille. Auch wenn die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland ihre Verfehlung bitter bereut hat. Hinzu kommt: Die kämpferische Bischöfin Käßmann ist zwar eine beliebte Theologin, eine gefragte Rednerin, eine charismatische Kirchenfrau. Aber sie hat sich auch Gegner verschafft mit ihrer zuweilen undiplomatischen Art. Dazu gehören ihre Kritik am Afghanistan-Einsatz oder ihre Äußerung, sie erwarte nichts vom Papst in Sachen Ökumene. Ihre Verfehlung wird es Käßmann erschweren, weiterhin so forsch aufzutreten.
Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Wittke fiel als Raser auf und trat kurz darauf zurück. Nach Käßmanns Alkoholfahrt wird nun eine Debatte beginnen, ob sie noch tragbar bleibt als oberste Repräsentantin der evangelischen Kirche. Das Ergebnis ist offen, aber schon jetzt gilt: Käßmann ist im Amt beschädigt.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58964 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58964.rss2
Pressekontakt: Neue Osnabrücker Zeitung Redaktion Telefon: 0541/310 207
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