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"Am Anfang zu wenig - am Ende zu viel" / Experten beklagen: Ernährungstherapie wird oft zu spät eingeleitet

Geschrieben am 24-02-2010

Berlin (ots) - Rund 200.000 Menschen sterben jedes Jahr in
Deutschland an Krebs. Viele davon könnten möglicherweise länger
leben, wenn eine der häufigsten Komplikationen dieser Erkrankung
frühzeitig behandelt würde: die Mangelernährung. Darauf machten heute
in Berlin führende Onkologen und Ernährungsmediziner aufmerksam. Sie
plädierten auf dem 29. Deutschen Krebskongress für eine regelmäßige
Erfassung des Ernährungszustands der Krebspatienten, um durch
Ernährungsberatung und -therapie rechtzeitig gegensteuern zu können.

Fünfzehn bis 40 Prozent aller Tumorpatienten leiden - so die
Chefärztin der Klinik für Onkologie und Hämatologie des Krankenhauses
Nordwest in Frankfurt, Prof. Dr. Elke Jäger - unter ungewolltem
Gewichtsverlust, in fortgeschrittenen Krankheitsstadien sogar bis zu
90 Prozent. Dennoch wird eine Ernährungstherapie oft zu spät
eingeleitet, beklagte der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Pirlich.

Zwei Ursachen nennt der Chefarzt der Berliner Evangelischen
Elisabeth-Klinik dafür: Zum einen seien das Screening des
Ernährungszustandes und die Erfassung eines ungewollten
Gewichtsverlustes mit entsprechenden Verlaufskontrollen sowohl in
deutschen Krankenhäusern als auch im ambulanten Bereich noch immer
nicht Standard. Zum anderen seien Ärzte und Pfleger durch die
zunehmende, oft medizinisch unbegründete Kritik an künstlicher
Ernährung verunsichert.

Prof. Dr. Elke Jäger verdeutlichte die Folgen einer
Mangelernährung: die Abwehrkräfte des Körpers würden geschwächt, die
Tumortherapie schlechter vertragen, Lebensqualität und Lebensdauer
beeinträchtigt.

Die Mediziner betonten einerseits, zwar sei unstrittig und
gesellschaftlich akzeptiert, dass künstliche Ernährung bei schweren
Erkrankungen, bei denen Aussicht auf Besserung bestehe, eingesetzt
werden soll, weil sie die Behandlungs- und Lebensqualität verbessere.
Andererseits werde unterstellt, dass künstliche Ernährung
insbesondere durch Sondennahrung den natürlichen Tod hinauszögere und
damit das Leid Schwerstkranker unnötig verlängere.

Angesichts dieses Spannungsfelds werde die Ernährungstherapie oft
zu spät eingeleitet und damit die Chance auf eine Förderung von
Genesung oder Verbesserung der Lebensqualität vertan. In der
Spätphase einer weit fortgeschrittenen unheilbaren Krebserkrankung
werde sie dagegen oft zu lange fortgesetzt. Daher gelte es, die
Indikation zur Ernährungstherapie mit Trink- oder Sondennahrung
während einer onkologischen Therapie immer wieder neu zu prüfen.
Insbesondere in der Palliativversorgung müsse die Therapie dem Wunsch
des Patienten angepasst werden. Dr. Pirlich brachte dieses ethische
Dilemma mit den Worten auf den Punkt: "Am Anfang zu wenig - am Ende
zu viel."

Die Hersteller von Trink- und Sondennahrung sehen diesen
Zwiespalt, in dem sich Ärzte und Pflegekräfte befinden, als
Herausforderung, betonte Norbert Pahne, Geschäftsführer des
Bundesverbands der Hersteller für eine besondere Ernährung
(Diätverband). Schon vor zwei Jahren hat der Verband daher die Aktion
"Ungewollter Gewichtsverlust - jeder Krebspatient muss auf die Waage"
ins Leben gerufen, um Ärzte, Patienten und pflegende Angehörige für
die Bedeutung und negativen Folgen eines ungewollten Gewichtsverlust
zu sensibilisieren sowie adäquate stufenweise ernährungsmedizinische
Strategien zu thematisieren. In Zusammenarbeit mit der Deutschen
Krebsgesellschaft sowie der Deutschen Gesellschaft für
Ernährungsmedizin (DGEM) hat der Verband daher unter anderem
Gewichtserfassungskarten und eine Software entwickelt, die es
erleichtert, die Ernährungssituation und den Gewichtsverlauf
systematisch zu erfassen. Der Diätverband kündigte an, dass er sich
offensiv in die ethische Diskussion um künstliche Ernährung
einbringen will. Den Auftakt dazu bildet ein Ethikworkshop, zu dem
der Verband während des Kongresses "Ernährung 2010" einlädt, den die
Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) vom 17. bis 19.
Juni in Leipzig veranstaltet.

Originaltext: Diätverband e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67908
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67908.rss2

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
Bundesverband der Hersteller von Lebensmitteln
für eine besondere Ernährung e. V.
Godesberger Allee 142 -148
53175 Bonn
Tel. 0228-30851-0
www.diaetverband.de

Postina Public Relations GmbH
Alte Bergstraße 27
64342 Seeheim-Jugenheim
Tel. 06257-50799-0
E-Mail: office@postina-pr.de
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