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Börsen-Zeitung: Billig kommt teuer, Kommentar zu Bilfinger Berger von Peter Olsen

Geschrieben am 24-02-2010

Frankfurt (ots) - Es ist natürlich immer schön, wenn man für einen
offenkundigen Missstand einen Schuldigen benennen kann. Aber das
Leben ist nur selten schwarz oder weiß, sondern überwiegend grau. Das
alles nutzt dem Traditionsunternehmen Bilfinger Berger, das sich mit
hohem Tempo in einen immobiliennahen Dienstleister wandelt, in der
aktuell aufgeregt geführten Diskussion um Pfusch am Bau und
möglicherweise mangelhafte Standfestigkeit von "Schlitzwandlamellen"
wenig.

Der Imageschaden, den der Mannheimer Spezialist für möglichst
anspruchsvolle Bauprojekte - da gilt der Wettbewerb als noch
überschaubar - derzeit erleidet, ist immens. Inwieweit das Geschäft,
auch das profitable Dienstleistungsgeschäft, darunter nachhaltig
leidet, steht dahin. Einen veritablen Schaden erlitten jedenfalls
schon die Anleger, denn mit jeder Hiobsbotschaft von Baustellen, an
denen Bilfinger Berger federführend oder als Subunternehmer tätig ist
oder war, sackte der Kurs des MDax-Wertes weiter in den Keller -
gestern allein in der Spitze um 10%.

Pfusch am Bau ist aber geradezu ein eingebauter Systemfehler. Nach
vielfältigen Reformversuchen des öffentlichen Vergaberechts am Bau
bleibt die seit langem bekannte Erkenntnis: Billig kommt teuer. Zwar
soll heute nicht mehr automatisch der billigste Bieter den Zuschlag
erhalten, sondern der, der das wirtschaftlichste Angebot
unterbreitet. Aber, machen wir uns nichts vor, mit Blick auf die
leeren Säckel von Bund, Ländern und Gemeinden ist in der Regel das
wirtschaftlichste auch das billigste Angebot.

Die Folge: Verstärkt werden Teilaufträge an billigere
Subunternehmer weitergegeben, der Auftragnehmer selbst beschränkt
sich auf Planung, Kontrolle und Steuerung. Wer da patzt, der hat wie
Bilfinger Berger natürlich ein Problem. Konzernchef Herbert Bodner
selbst nimmt die Vergabepraxis von öffentlichen Aufträgen seit Jahren
aufs Korn, aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Dass ausführende
Baufirmen mitunter am eingesetzten Material "sparen", um im zu engen
Kostenrahmen zu bleiben, ist nicht neu - und bleibt Betrug. Von
kriminellen Machenschaften eigener Mitarbeiter einmal ganz abgesehen.

Bodner hat gerade angekündigt, das Baugeschäft des Konzerns
möglichst schnell um zwei Drittel herunterzufahren. Warum ein Chef
eines börsennotierten Bauunternehmens darin eine hohe Priorität
sieht? Ein Blick in die Kölner U-Bahn-Baugrube erklärt einiges.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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