Neues Deutschland: zur Afghanistan-Debatte im Bundestag
Geschrieben am 26-02-2010 |
Berlin (ots) - Ich kann nicht anders! Ich rede wieder über die »alten Kamelle« meiner Vater-Generation, die aus leidvoller Erfahrung nie wieder ein Gewehr in die Hand nehmen wollte. Und wenn man heute noch ab und zu im Radio den Karat-Titel vom »Blauen Planeten« spielt, dann mag ich nicht mitsummen. Gewiss, in Afghanistan besteht nicht - wie von Karat, von mir und von Millionen anderer Menschen ehemals befürchtet - die Gefahr eines atomaren Wüstenbrandes. Doch ist deshalb ein Toter am Hindukusch weniger tot?! Ist das Leid kleiner, weil ein Kind nicht von Neutronenbomben, sondern von einem Präzisionsgewehr umgebracht wurde? Gestern hat der Bundestag wieder eine Aufstockung des deutschen Soldaten-Exports an den Hindukusch beschlossen. So reagiert die Mehrheit der jeweiligen Abgeordneten nun schon seit dem 22. Dezember 2001. Immer mit der - von vielen Ja-Sagern sicher ehrlich angestrebten - Hoffnung, dass man so dem Frieden näher kommt. Oder zumindest weiter abrückt von Mord, Leid und Verderben. 2001 schickten sie 1200 deutsche Soldaten, die in Afghanistan Frieden stiften sollten. Nun sind bereits 5350 Bundeswehrangehörige mit dem »Friedenseinsatz« überfordert. Gestern war wegen oder dank der Linksfraktion viel Aufregung im Parlament. Dabei haben die meisten Beobachter sicher ein Detail übersehen. Bundestagspräsident Lammert hatte eine Deutschlandflagge am Revers. Sie stand kopf. Wie so vieles in unserem Land.
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