Westdeutsche Zeitung: Warum Ministerin Aigner Google & Co. zu Recht attackiert - Auch das Internet braucht Grenzen Von Martin Vogler =
Geschrieben am 01-03-2010 |
Düsseldorf (ots) - Schon vor der Eröffnung der Cebit sorgte Ilse Aigner für Verstimmung, indem sie Google und andere Internet-Giganten heftig angriff. Die Attackierten wehrten sich, unterstellten der gelernten Elektrotechnikerin gar Technikfeindlichkeit. Und sicherlich fördert solch ein Ministerwort nicht das Image Deutschlands als innovatives Land, wenn ausgerechnet zum Cebit-Auftakt die ganze Branche nach Hannover blickt. Andererseits hat die Verbraucherministerin Aigner nur ihren Job gemacht. Sie sorgt sich schlicht um den Schutz von uns Verbrauchern. Mit Recht.
Den meisten ist gar nicht bewusst, welches Wissen über unser Einkaufsgewohnheiten, unsere Freizeitaktivitäten, bis hin zu bevorzugten Urlaubszielen und sonstigen teils vielleicht sogar zweifelhaften Neigungen allein dadurch festgehalten ist, dass wir konsequent die Vorteile des Internets nutzen. Wir hinterlassen unendlich viele Spuren. Vermeiden ließe sich das in voller Konsequenz nur durch Internet-Abstinenz. Doch wer will das wirklich, beziehungsweise könnte sich das im Berufsleben überhaupt erlauben?
Also ist es richtig, wenn der Staat versucht, dem Missbrauch vorzubeugen. Der Vorschlag, die Unternehmen sollen den Bürgern jährlich über die gespeicherten Daten Auskunft geben, geht in die richtige Richtung. Innenminister De Maizière, der damit bedenkenlos einen alten Vorschlag des Chaos Computer Clubs aufgreift, zeigte sich erstaunlich konsequent.
Die Umsetzung des Vorschlags würde das Problem jedoch nur zum Teil lösen. Denn gefährlicher als die reine Speicherung ist die Verknüpfung der unterschiedlichen Informationen zu einem perfekten Profil unserer Persönlichkeit inklusive unserer Freunde. Das ist nicht nur für Geschäftemacher interessant, sondern kann sich für den Einzelnen sogar als fatal erweisen - etwa bei der Jobsuche.
Selbst wenn der Gesetzgeber uns zumindest teilweise schützen kann, haben wir das meiste selbst in der Hand. Wir sollten uns stets gut überlegen, wem wir welche Information überlassen. Und wenn wir wirklich Einblick in gespeicherte Daten erhalten können, werden viele diese Möglichkeit gar nicht nutzen. Das Beispiel der Kreditwirtschaft, wo seit Jahrzehnten Kundendaten zentral gespeichert werden, beweist das.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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