Berliner Morgenpost: Dennoch: Ein guter Tag für die Menschen im Irak
Geschrieben am 07-03-2010 |
Berlin (ots) - Die großen Verlierer der irakischen Parlamentswahl, das sind die Fanatiker des islamistischen Terrornetzwerkes al-Qaida. Sie haben es nicht vermocht, mit ihrer nihilistischen Gewalt, mit ihren Morddrohungen und ihren perfiden Sprengfallen die Menschen davon abzuhalten, ihr Votum für einen neuen, einen demokratischeren, einen freieren Irak abzugeben. Es gebührt den von fast 25 Jahren Saddam-Diktatur und sieben Jahren Bürgerkrieg gebeugten Irakern großer Respekt. Mutig und unerschrocken drängten sie in die Wahllokale in ständiger Furcht, der Nebenmann in der Warteschlange könnte jeden Moment seinen Sprengstoffgürtel zur Explosion bringen. Trotzdem gingen sie. Manche bezahlten es mit ihrem Leben. Die Granaten, Bomben und Raketen der totalitären Zukunftsverweigerer töteten Dutzende Menschen, die lediglich von ihrem demokratischen Recht Gebrauch machen wollten, wählen zu gehen, ihrem politischen Willen Ausdruck zu verleihen. Der gestrige Wahltag war trotz großer Trauer über die Todesopfer ein guter, ein wichtiger Tag für den Irak. Er hat das Land auf seinem steinigen Weg zu Demokratie und Freiheit ein großes Stück vorangebracht, weil auch die Sunniten, mit knapp 25 Prozent die größte religiöse Minderheit im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, sich an der Wahl beteiligten. Bei der Parlamentswahl im Jahr 2005 hatten die Glaubensbrüder des untergegangenen Saddam-Clans die Wahl noch boykottiert. Ihre Einbindung in die politischen Prozesse ist auf der Suche nach einem gesellschaftlichen Konsens unerlässlich. Ohne die Überwindung ethnischer und religiöser Grenzen wird es im Irak keinen Frieden geben. Auch die Sunniten, nach ihrem Boykott 2005 auf für sie unangenehme Weise gesellschaftlich und politisch isoliert, haben das ganz offensichtlich verstanden. Noch etwas stimmt optimistisch. Viele Wahlbündnisse sind konfessionsübergreifend angetreten: Christen mit Schiiten, Schiiten mit sunnitischen Stammesführern. Im Irak wächst offenbar die Einsicht, dass religiöse Konflikte das Land weiter spalten werden zulasten eines friedfertigen Miteinanders. Zu viele Mächte haben den Irak zu lange als Schlachtfeld ihrer höchst egoistischen Machtinteressen missbraucht, allen voran der schiitische Iran und das sunnitische Saudi-Arabien. Diese Erkenntnis und der daraus resultierende Wille zur politischen Gestaltung - davon zeugen die Wahl im Irak und der Mut der Iraker. Nun müssen nur noch die gewählten Volksvertreter dem in sie gesetzten Vertrauen gerecht werden und sich nicht in endlosen Macht- und Koalitionskämpfen oder Egoismen ergehen. Die nordirakische Kurdenallianz, stabil, gut strukturiert und anders als die übrigen irakischen Fraktionen einigermaßen homogen, könnte erneut - wie 2005 - die "Königsmacherin" sein. Vieles hängt davon ab, ob und wie sie sich in das Bagdader Ränkespiel stabilisierend einschalten wird. Die Iraker hätten es verdient, gut und gerecht regiert zu werden.
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