Südwest Presse: Kommentar zu Vetternwirtschaft, Ausgabe vom 12.03.2010
Geschrieben am 11-03-2010 |
Ulm (ots) - Südwest Presse Ulm, Kommentar zu Vetternwirtschaft, Ausgabe vom 12.03.2010 Es gab mal vor 20 Jahren einen Bundeswirtschaftsminister namens Jürgen Möllemann. Er empfahl unter dem Briefkopf des Wirtschaftsministeriums deutschen Handelsketten einen Einkaufswagenchip seines Vetters. Der öffentliche Druck wurde so groß, dass Möllemann seine Ämter des Wirtschaftsministers und Vize-Kanzlers am 3. Januar 1993 abgab. Gemessen an dem Maßstab, den Guido Westerwelles mittlerweile aus dem Leben geschiedener FDP-Parteifreund damals gelten lassen musste, wackelt der deutsche Außenminister. Er hat jetzt mehrfach bewiesen, dass ihm alles Fingerspitzengefühl abgeht für die Verantwortung, die er mit dem Amt des Bundesaußenministers übernommen hat. Ob sich der oberste deutsche Diplomat als Parteichef mit platter Polemik in innenpolitische Probleme einmischt, ob er auf Staatskosten Dinner-Partys mit Prominenten wie Thomas Gottschalk oder Felix Magath zelebriert oder ob er offenbar die Firma seines Bruders protegiert und den befreundeten Chef eines Schweizer Unternehmens in eine deutsche Regierungsdelegation einlädt - der 49-Jährige hat den Sprung vom Vorsitzenden einer kleinen Oppositionspartei auf eines der wichtigsten Regierungsämter bisher nicht geschafft. Nun bleibt keine Zeit mehr zum Üben. Und ganz nebenbei: Durch außenpolitische Beiträge hat der Minister Westerwelle bisher kaum von sich reden gemacht.
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