LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Mehrwertsteuererhöhung
Geschrieben am 15-08-2006 |
Leipzig (ots) - Ehrlich Von THILOBOSSLange hat es nicht gedauert, bis die Debatte um die von der großen Koalition beschlossene Mehrwertsteuererhöhung für das kommende Jahr wieder ausgebrochen ist. Katalysator für die Diskussion sind die guten Wachstumsraten Deutschlands im zweiten Quartal und der unerwartet starke Rückgang der Defizitquote. Kurzum, die Kassenlage von Finanzminister Peer Steinbrück ist nicht schlecht. Das wäre eigentlich ein Grund, um Steuern zu senken, um die Wirtschaft und damit die nach wie vor unbefriedigende Binnennachfrage weiter anzukurbeln. Doch die große Koalition wiegelt stattdessen ab, Sozialdemokrat Steinbrück verweist auf ein strukturelles Defizit, und die Unionspolitiker blasen ins gleiche Horn, ja bezichtigen wie ihr finanzpolitischer Sprecher Otto Bernhardt Gewerkschaften, Wirtschaft und Opposition sogar des Populismus, weil die einen Kurswechsel bei der Mehrwertsteuererhöhung fordern. Bernhardts Aussagen sind schon ziemlich verwegen, vorsichtig ausgedrückt. Man könnte auch sagen starker Tobak. Vor den Bundestagswahlen haben die Sozialdemokraten eine Mehrwertsteuererhöhung abgelehnt. CDU/CSU wollten die Mehreinnahmen zur Senkung der Lohnnebenkosten einsetzen. Damit die Wirtschaft an Fahrt gewinnt und die Arbeit billiger wird. Bei Letzterem ist es zwar geblieben, aber nur teilweise. Lediglich ein Drittel der zusätzlich erwarteten Erlöse von rund 22 Milliarden Euro will Schwarz-Rot jetzt zur Senkung des Arbeitslosenbeitrages einsetzen und begründete diese Kehrtwende mit den desolaten Staatsfinanzen und den Maastricht-Kriterien. Das ist bei einer wohlgesonnenen Betrachtung vielleicht noch nachvollziehbar, zumal die Bundesrepublik bereits seit vier Jahren die EU-Defizit-Grenzen deutlich gerissen hat. Insofern hatte die Argumentation noch einen logischen Ansatz. Wenn nun aber Deutschland ohne zusätzliche Steuern und Ausgabenkürzungen klar die Stabilitätskriterien erfüllt, brauchen auch die Abgaben nicht mehr erhöht werden. Das ist auch logisch. Bei Steinbrück und Co. spielt das aber keine Rolle. Im Gegenteil. Sie verkennen dabei sogar Ursache und Wirkung: Denn die sprudelnden Steuereinnahmen sind nur durch mehr Wachstum generiert worden. Sollte sich das abschwächen, fließt auch weniger Geld in das Staatssäckel. Und danach sieht alles aus. Kein Volkswirt bestreitet, dass die Anhebung der Verbrauchssteuer die Binnenkonjunktur bremst. Ja selbst die Exportwirtschaft fürchtet inzwischen einen Dämpfer. Und wegen der schwächelnden Weltkonjunktur muss die Bundesregierung ohnehin mit Mindereinnahmen rechnen. Es sei denn, sie steuert dagegen: Indem sie entweder, wie von der SPD versprochen, die Erhöhung der Mehrwertsteuer rückgängig macht oder aber, wie von der Union zugesagt, die zusätzlich eingenommenen Milliarden zur Senkung der Lohnnebenkosten verwendet. Das jedenfalls wäre kein Populismus, sondern einfach ehr-lich.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
25703
weitere Artikel:
- WAZ: Die Fetzen fliegen
- Kommentar von Jürgen Frech Essen (ots) - Nach außen tun alle gelassen, aber in Wahrheit werden die Messer gewetzt: Die Strompreise sollen im kommenden Jahr erneut steigen. Nimmt man hinzu, dass auch Gas kräftig teurer werden wird, liegen die Nerven im Energiebereich schon wieder blank. Die Fetzen fliegen einmal mehr. Noch stehen wichtige Weichenstellungen beim Strom aus. So ist noch nicht geklärt, wie stark die Ortsversorger die (von den Endkunden zu zahlenden) Netzentgelte senken müssen. Als sicher gilt andererseits, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer voll weitergegeben mehr...
- WAZ: Ein Gesetz hat sich überlebt
- Kommentar von Ulf Meinke Essen (ots) - Einkaufen rund um die Uhr. Wer sich im Internet bewegt, kann das schon seit Jahren tun. Online-Händler wie Amazon oder Ebay kennen keinen Ladenschluss. Auch manche Aral-Tankstelle ist ausgestattet wie ein Supermarkt und hat auch um Mitternacht geöffnet. Rewe, Aldi oder Penny müssen (noch jedenfalls) am Abend schließen. Warum eigentlich? Es ist gut, dass endlich Schluss ist mit dem Ladenschluss, also mit Gesetzen, die Händlern vorschreiben, wann sie ihre Geschäfte zu öffnen oder zu schließen haben Schluss mit bürokratischer mehr...
- Lausitzer Rundschau: Zur Bundeswehr und Nahost: Ein kluge Lösung Cottbus (ots) - Die Bundeswehr wird nicht an vorderster Front stehen, sondern logistisch, überwachend und hoffentlich humanitär helfen. Das ist ein gangbarer Weg, der vielleicht auch jene beruhigen könnte, die aus nachvollziehbaren Gründen bei einer deutschen Beteiligung an einer UN-Friedensmission im Nahost erhebliche Bauchschmerzen haben oder sie gar ganz ablehnen. Die Bundesregierung hat sich dafür entschieden. Sie konnte nicht mehr anders, als Ja zu sagen angesichts der internationalen Aufforderungen. Auch aus Israel. Und sie war unter mehr...
- Lausitzer Rundschau: Zu den schwimmenden Häusern im Lausitzer Seenland: Ein Stück IBA-Philosophie Cottbus (ots) - Wieder ist eine Vision in der Lausitz nach dem Braunkohlebergbau Realität geworden. Zwei Häuser schwimmen auf den Tagebauseen von Partwitz und Gräbendorf. Sie sind Vorboten für eine Architektur, die ihren Reiz schon heute auf Besucher ausübt. Das Partwitzer Haus ist durch Urlauber nahezu ausgebucht. In Gräbendorf hat die Tauchschule bereits guten Zulauf, obwohl erst heute Richtfest am Ufer von Laasow gefeiert wird. Die Planer und Projektentwickler der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land haben offenbar mehr...
- Lausitzer Rundschau: Zum Schuh-Streit im DFB: Unehrenhaft Cottbus (ots) - Unvorstellbar: Nur wenige Wochen nach WM-Euphorie, dem viel beschriebenen neuen Patriotismus und der Ehrung der Fußballhelden, drohen die Nationalspieler mit einem Länderspielboykott. Die Mannschaft will sich vom DFB nicht mehr vorschreiben lassen, mit welchen Schuhen sie aufläuft. Der Deutsche Fußball Bund hat bis 2010 einen Vertrag mit Adidas. Die Profis wollen wie in den Vereinen mit Schuhen anderer Ausrüster antreten, mit denen sie teilweise private Sponsorenverträge besitzen. Klose und Kollegen argumentieren, dass sie mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|