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Niedergang des SED-Regimes bedeutete Befreiungsschlag für viele Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Familien / Rund 120 Lebenshilfe-Vereinigungen in den neuen Bundesländern werden 20 Jahre alt

Geschrieben am 16-03-2010

Berlin (ots) - Am 7. April 1990 - nur wenige Monate nach dem
Mauerfall - wurde in Ostberlin die "Lebenshilfe DDR" gegründet. Für
die Eltern von Kindern mit geistiger Behinderung war das geradezu ein
Befreiungsschlag: endlich Erfahrungsaustausch, Chancen auf Förderung,
Bildung und Teilhabe. Rund 120 Orts- und Kreisvereinigungen der
Lebenshilfe in den neuen Ländern feiern in diesem Jahr bereits ihr
20-jähriges Bestehen. "Eine echte Erfolgsgeschichte, die zeigt,
welche Kraft eine starke Vereinigung wie die Lebenshilfe entfachen
kann", so Robert Antretter, Bundesvorsitzender der Lebenshilfe.

Schnell nach der Grenzöffnung hatten Angehörige von Menschen mit
geistiger Behinderung aus der damaligen DDR Kontakte zur "Lebenshilfe
West" gesucht. Denn Selbsthilfe war bis dato in der DDR unterdrückt
worden. Das SED-Regime wünschte keine Zusammenkünfte von Eltern, die
an den Zuständen hätten Kritik üben können. Trotz engagierter
Bemühungen zumeist kirchlicher Träger gab es so gut wie keine Hilfen
für Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Familien.

"Gefangen, gequält, vergessen", titelte der STERN im Juni 1990,
und in der Lebenshilfe-Zeitung berichteten Vorstandsmitglieder von
den erschreckenden Verhältnissen in einem Kreispflegeheim - von
Kindern, die "wie Hunde in einem Zwinger" vegetierten, von einem
Jungen, der "gewaltsam mit Medikamenten vollgepumpt" wurde. Schwerst-
und mehrfach behinderte Jugendliche wurden nicht selten nach ihrem
18. Geburtstag ins Altersheim abgeschoben.

Gleich in der Wendezeit ergriffen Eltern aus der DDR die Chance,
von der bis dahin 30-jährigen Erfahrung der Bundesvereinigung
Lebenshilfe zu profitieren. Die Lebenshilfe-Zeitung übernahm die
Rolle als Kontaktbörse zwischen Familien und Experten der
Behindertenhilfe. Es begann ein lebhafter Austausch zwischen
"östlichen" und "westlichen" Lebenshilfe-Mitstreitern. In den Monaten
zwischen dem Mauerfall im November 1989 und der Wiedervereinigung im
Oktober 1990 bildeten sich in der DDR mehr als 120 örtliche
Lebenshilfe-Vereinigungen.

Schon Ende Januar 1990 hatte sich während einer Tagung der "alten"
Bundesvereinigung Lebenshilfe in Marburg eine Gruppe von DDR-Eltern
und Fachleuten organisiert, die eine "Konzeption zur Partnerschaft"
entwickelte. Die Initiativgruppe bereitete schließlich auch die
Gründung des Lebenshilfe-Dachverbandes auf dem Gebiet der DDR am 7.
April 1990 vor.

Nach der Wiedervereinigung trat am 9. und 10. November 1990 die
erste gesamtdeutsche Mitgliederversammlung der Bundesvereinigung
Lebenshilfe zusammen. Aus der jungen DDR-Lebenshilfe und der
Lebenshilfe der alten Länder wurde eine starke gesamtdeutsche
Gemeinschaft mit insgesamt 527 örtlichen Vereinigungen und 16
Landesverbänden. In mehr als 3200 Einrichtungen und Diensten der
Lebenshilfe werden heute rund 170.000 behinderte Kinder, Jugendliche
und Erwachsene gefördert und begleitet. Mehr Informationen unter
www.lebenshilfe.de .

Originaltext: Bundesvereinigung Lebenshilfe
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59287
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59287.rss2

Pressekontakt:
Peer Brocke
Bundesvereinigung Lebenshilfe
für Menschen mit geistiger Behinderung e. V.
Leipziger Platz 15, 10117 Berlin
Tel.: 030/20 64 11-140, E-Mail: presse@lebenshilfe.de


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