Rheinische Post: Merkels neuer Ton in Europa
Geschrieben am 26-03-2010 |
Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Matthias Beermann: Angela Merkel hat gewonnen. Auf dem EU-Gipfel diktierte sie ihre Bedingungen für den griechischen Nothilfeplan. Und die EU-Partner entdeckten verblüfft eine neue Kanzlerin: Unbeugsam, ja stur. Wo Merkel sonst mit geschmeidiger Diplomatie ihre Ziele erreichte, hantierte sie diesmal mit der Brechstange. Dafür gab es gute Gründe, vor allem in Deutschland. Kurz vor der wichtigen NRW-Wahl wollte sich die Kanzlerin nicht den Hauch einer Zustimmung zu höchst unpopulären Überweisungen von deutschem Steuergeld an die Schuldenmacher in Athen erlauben. Außerdem sollte kein falsches Signal gegeben werden an all die anderen hochverschuldeten Wackelkandidaten der Euro-Zone. Ein glänzender Sieg war es dennoch nicht. Dafür ist zu viel Porzellan zerschlagen worden. In Deutschland mag das Etikett "Eiserne Kanzlerin" ziehen, in Europa ist es eher kein Kompliment. Dabei geht es gar nicht mal so sehr um die Sache. Da hatte Merkel Recht. Es geht um den Ton. Berlin steht in der EU ziemlich alleine da, was die geforderte Verschärfung von Sanktionen innerhalb der Währungsunion angeht. Um sie durchzusetzen, müssen mühsam ausgehandelte EU-Verträge wieder aufgeschnürt werden. Das ist hochriskant gerade für Deutschland. In solch einer Lage braucht man Verbündete, und die gewinnt man eben nicht mit der Brechstange.
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