WAZ: Ein bitteres Fest für die Kirche. Kommentar von Angelika Wölk
Geschrieben am 02-04-2010 |
Essen (ots) - Ostern - es ist das höchste Fest im Kirchenjahr. Christen feiern die Auferstehung des Gekreuzigten, des Jesus von Nazareth. Ostern 2010 - das ist für die katholische Kirche jedoch ein bitteres Fest. Es fällt mitten hinein in die Debatte um den Skandal des sexuellen Missbrauchs, begangen von Priestern an schutzlosen, ihnen arglos vertrauenden Kindern. Und die Kirche? Sie hat die Täter in früheren Jahrzehnten oft nur versetzt, ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Wir erahnen gerade erst das Ausmaß der unvorstellbaren Dunkelheit, die die Missbrauchs-Opfer Jahrzehnte lang umgeben hat. Und das erschüttert die Kirche tief, sehr tief, bis in ihre Grundfesten hinein. Dieses erschütterte Fundament - das ist ihre moralische Autorität. Und die ist nachhaltig beschädigt. Schlimmer kann es die Kirche nicht treffen.
Ostern 2010 - ein bitterer Festtag für die Kirche. Für sie hat die Zeit der Passion, des Leidens, mit diesem Auferstehungs-Fest kein Ende gefunden. Im Gegenteil. Für sie beginnt jetzt erst die Zeit der Buße, der Reinigung und der Suche danach, das verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen. Gelingen kann das nur mit der begonnenen, rückhaltlosen Aufklärung, mit Hilfen für die Opfer und mit der Auseinandersetzung über Ursachen im System. Es wird ein langer, schmerzlicher Prozess, bis es für die Kirche ein "Auferstehen" geben kann.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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