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ots.Audio: "Wir sind nicht besser oder schlechter in der Kolonialgeschichte als die anderen - wir sind später!" / Dreiteilige Dokumentarreihe "Weltreich der Deutschen" startet heute - Interview mit Gu

Geschrieben am 06-04-2010

Mainz (ots) -

- Querverweis: Audiomaterial ist unter
http://www.presseportal.de/audio und
http://www.presseportal.de/link/multimedia.mecom.eu abrufbar -

Anmoderation:
Endlose Savannensteppen. Undurchdringlicher Dschungel. Traumhafte
Südseestrände. Das ist das Deutsche Reich vor hundert Jahren. Denn
was heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist: Auch Deutschland
spielte im Konzert der Kolonialmächte eine bedeutende Rolle. Die
Reichskriegsflagge flatterte Ende des 19. Jahrhunderts über dem
viertgrößten Kolonialreich seiner Zeit. Die deutschen Schutzgebiete
wurden zum Ziel von Siedlern, Missionaren und Abenteurern. Doch nach
der Niederlage im Ersten Weltkrieg war er vorbei, der Traum vom
Weltreich der Deutschen. Das ZDF zeigt die kurze aber ungemein
spannende Geschichte des "Deutschen Weltreichs" jetzt in der
aufwändigen Doku-Reihe "Das Weltreich der Deutschen", die heute
startet. Ein aufschlussreicher Blick auf ein lange ausgeblendetes
Stück deutscher Geschichte, sagt Professor Guido Knopp, Leiter des
Programmbereichs Zeitgeschichte und Zeitgeschehen im ZDF.

Interview Professor Guido Knopp

1. Herr Knopp, nach der erfolgreichen Dokuserie "Die Deutschen" im
Herbst 2008 erzählen Sie uns jetzt die Geschichte vom "Weltreich der
Deutschen". Eine Fortsetzung also?
Ja und nein. Es ist in diesem Sinne eine Fortsetzung, als wir bei der
letzten Folge unserer Reihe "Die Deutschen" gemerkt hatten, dass in
der Zeit des deutschen Kolonialismus ja ungeheure Träume, Sehnsüchte
nach einem deutschen Weltreich bestanden. Und dem mal nachzugehen,
wie der Traum aussah und wie die Wirklichkeit gewesen ist, war das
Ziel unserer Reihe, die mit sehr attraktiven Bildmaterial versehen
ist: tolle Neudrehs, tolle szenische Rekonstruktionen. Wir haben ja
von dem Geschehen keine dokumentarischen Bilder also mussten wir sie
rekonstruieren, aber sehr getreu nach der historischen Wirklichkeit.
Und das ist unserem Regisseur, Sebastian Dehnhardt, fabelhaft
gelungen. (0:42)

2. Wie lässt sich Deutschland als ehemalige Kolonialmacht denn im
Vergleich zu anderen Kolonialmächten wie Frankreich oder England
einordnen?
Wir sind ja eine verspätete Nation und wir sind deshalb auch eine
verspätete Kolonialnation. Es begann ja 1884 und es endete de facto
schon 1914 mit dem Ersten Weltkrieg, also 30 Jahre. Das hat dazu
geführt, dass wir die Fehler, die andere begangen haben, verspätet
begangen haben, aber nicht so intensiv in der Regel begehen konnten.
Wir sind nicht besser und nicht schlechter in der Kolonialgeschichte
als die anderen, wir sind später. Und Gott sei Dank hat die
Kolonialgeschichte 1914/18 geendet. Es gab Übergriffe, es gab Kämpfe,
es gab Kriege, es gab Morde. Aber es war nicht so umfassend wie etwa
in der britischen Kolonialgeschichte. (0:45)

3. Was waren die Deutschen denn für Kolonialherren, und welche
Folgen hatte das für die einheimische Bevölkerung?
Die Deutschen haben gelegentlich mit harter Hand regiert, aber sie
haben das Land auch entwickelt und ein ostafrikanischer Politiker
erzählt in dem Film, "wenn die Deutschen die Chance gehabt hätten,
noch 10, 20 Jahre weiter in Tansania als Kolonialmacht zu wirken,
wäre das Land heute noch weiter." (0:20)

4. Dass das heutige Namibia einst deutsche Kolonie war, ist vielen
noch am ehesten bekannt. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Haben
die Deutschen hier besonders nachhaltige Spuren hinterlassen?
Deutsch-Südwest war ja die einzige deutsche Siedlungskolonie...
Es gibt ja nach wie vor eine deutsche Minderheit, die heute noch als
deutsche Siedler und Farmer dort agieren, stolze Namibianer sind,
aber die Erinnerung an ihre deutsche Herkunft aufrecht erhalten, auch
ehren und achten, trotz des schrecklichen Herero-Krieges, den es
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gegeben hat, als das Volk der
Herero in die Wüste Omaheke getrieben worden ist, dort verhungert und
verdurstet ist. Von 80.000 überlebten nur 50.000, das war ein
Völkermord, das muss man sagen. (0:33)

5. Die drei Teile "Kopfjagd in Südafrika", "Sturm über Südwest"
und "Abenteuer Südsee" sind sehr aufwändig produziert. Wie schaffen
Sie es, deutsche Kolonialgeschichte spannend und "primetimegerecht"
aufzuarbeiten?
Die Filme sind sehr modern, sehr spannend, auch sehr emotional. Die
computergrafischen Animationen sind einfach wunderbar gelungen und da
ist es eben möglich, auch solche Dinge wie Massenszenen, Schlachten
exemplarisch darzustellen für die man noch vor 20 Jahren vielleicht
10.000 Statisten gebraucht hätte, die wir uns einfach gar nicht
leisten können und gar nicht leisten wollen. Es lohnt sich das
anzuschauen. (0:27)

Abmoderation:
"Das Weltreich der Deutschen". Die dreiteilige Dokumentarreihe im ZDF
wirft einen aufschlussreichen Blick auf ein lange ausgeblendetes
Stück deutscher Geschichte. Teil 1 "Kopfjagd in Ostafrika" wird heute
(Dienstag, 6. April) ausgestrahlt, die beiden weiteren Teile "Sturm
über Südwest" und "Abenteuer Südsee" am 13. und 20. April, jeweils um
20:15 Uhr.

ACHTUNG REDAKTIONEN:

Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Sendemitschnitt bitte
an ots.audio@newsaktuell.de.

Originaltext: ZDF
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7840
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7840.rss2

Pressekontakt:
ZDF-Pressestelle, 06131 70 2120
all4radio, Hannes Brühl, 0711 3277759 0


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