Lausitzer Rundschau: Zeit für einen Neubeginn Zum Besuch von Wladimir Putin in Katyn
Geschrieben am 06-04-2010 |
Cottbus (ots) - Das Wort Katyn hat sich in das Gedächtnis der polnischen Nation eingebrannt. Katyn steht für den Beginn der mörderischen Sowjetisierungspolitik des Landes. Sie sollte das bürgerlich-patriotische Gesellschaftsfundament unseres Nachbarvolkes zerstören. Am 17. September 1939 hatte die Rote Armee in Komplizenschaft mit dem damals verbündeten Nazi-Deutschland Polen besetzt. In dem von den Sowjets unterworfenen Ostpolen gipfelte der ideologische Kampf gegen das bürgerliche Polen in der Erschießung von mehr als 22 000 Offizieren und Beamten in einem Waldstück nahe dem Dorf Katyn. Zur gleichen Zeit wurden Hunderttausende polnische Patrioten in die Weiten des sowjetischen Imperiums verschleppt. Der perfide Vertuschungsversuch der Kommunisten, die Gräueltat von Katyn dem Hitler-Regime, das 1941 die Sowjetunion überfallen hatte, in die Schuhe zu schieben, schlug fehl. Im volksrepublikanischen Polen entwickelte sich ein Katyn-Mythos, der einer polnisch-sowjetischen Verbrüderung unter dem roten Stern von Beginn an im Wege stand. Erst im Jahr 1990 stellte Michail Gorbatschow klar, dass die Sowjetunion für den Massenmord von Katyn verantwortlich war. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung oder Entschuldigung Moskaus gab es seitdem nicht. Deshalb schauen die Polen heute ganz genau hin, wenn sich der russische Ministerpräsident Wladimir Putin und sein polnischer Amtskollege Donald Tusk in Katyn begegnen. Die Erwartungen sind groß. Die Zeit ist gekommen für aufrichtige Worte oder einen symbolischen Akt vonseiten Moskaus. Willy Brandts Kniefall im Warschauer Getto war 1970 Balsam auf die historischen Wunden der Polen und Ausdruck einer neuen politischen Linie gegen über dem östlichen Nachbarn. Heute hat es Putin in der Hand, die Beziehungen zum einstigen Satellitenstaat neu zu definieren.
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