Aktuelle "CHEST"-Analyse zeigt: Bluttests bei der Tuberkulosediagnose überlegen
Geschrieben am 12-04-2010 |
Darmstadt (ots) - Daten aus einer in der Aprilausgabe von CHEST - dem offiziellen Journal des American College of Chest Physicians - veröffentlichten Metaanalyse zeigen, dass Interferon-Gamma- Release-Assays (IGRAs) dem bisher als Standard geltenden über 100 Jahre alten Tuberkulin-Hauttest (THT) bei der Identifikation von Personen mit einer bestätigt aktiven Tuberkulose (TB) überlegen sind. Dies wurde besonders deutlich, wenn die IGRAs in Industrienationen eingesetzt wurden (1).
Weltweit alle 17 Sekunden ein Mensch an Tuberkulose (2). Damit ist die Krankheit alles andere als ausgestorben - auch nicht in Industrienationen wie Deutschland. Dem Robert Koch-Institut wurden alleine 2009 4.428 neue Fälle von TB gemeldet (3). Nur ein einziger davon kann bereits den Ausgangspunkt für eine Epidemie bilden, da Tuberkulose hochansteckend ist. Die neue Metaanalyse gibt einen Hinweis darauf, dass es eines neuen, wissenschaftlich bestätigten Standards beim Nachweis einer Tuberkulose-Infektion bedarf.
Privatdozent Dr. Roland Diel erklärt: "Tuberkulose bedroht noch immer die öffentliche Gesundheit auf der ganzen Welt; das Thema sollte daher mit der entsprechenden Dringlichkeit behandelt werden." Diel ist Hauptautor der Studie, die mit dem Titel "Evidence-based comparison of commercial interferon-gamma release assays for detecting active tuberculosis - a meta-analysis" in der Fachzeitschrift CHEST veröffentlicht wurde. Der Assistenzprofessor aus der pulmologischen Abteilung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) kommentiert die Studie: "Die Ergebnisse bestätigen die IGRAs als moderne Lösung für die Diagnose einer sehr alten Krankheit, die heute noch so bedeutsam ist wie im 17. Jahrhundert."
Zusammen mit seinen Mitautoren analysierte und wertete Diel 124 Studien aus, die zwei moderne IGRA-Bluttests und den THT auf Sensitivität (Prozentzahl der infizierten Personen, die ein positives Ergebnis erhalten) der bestätigten TB-Erkrankungen und Spezifität (Prozentzahl der uninfizierten Personen, die ein negatives Testergebnis erhalten) bei Personen, die keiner Risikogruppe angehören, untersuchten. Die Forscher kamen zu folgendem Ergebnis: Die Bluttests zeigten gegenüber dem THT deutliche Verbesserungen bei der Sensitivität. Bei Studien, die in Industrienationen durchgeführt werden, lieferte der THT nur 71,5 Prozent Sensitivität im Vergleich zu 84,5 Prozent bzw. 88,5 Prozent bei den IGRAs.
In einem Land wie Deutschland, in dem es vergleichsweise wenige Fälle von Tuberkulose gibt, ist Spezifität der wichtigere Parameter. Eine niedrige Spezifität führt zu mehr falsch-positiven Ergebnissen. Mit einer Spezifität von 99,2 Prozent bzw. 88,5 Prozent erwiesen sich auch hier die IGRAs als überlegen. Deutlich niedriger kann die Spezifität des THT mit 59 Prozent bei Bacille Calmette-Guérin (BCG) geimpfte Personen, ausfallen (4).
Auch in Deutschland beobachtet man den Einsatz der IGRAs. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung von Tuberkulose empfehlen bereits, den Test durchzuführen, wenn Patienten wegen rheumatoider Arthritis und anderer Autoimmunkrankheiten mit Tumornekrosefaktor (TNF) behandelt werden. Denn bei der Gabe von TNF-alpha-Inhibitoren kommt es zu einem erhöhten Tuberkuloserisiko. Daher muss vor der Behandlung eine latente Tuberkulose ausgeschlossen werden (5). Das Robert Koch-Institut spricht außerdem davon, dass die IGRAs wesentlich dazu beigetragen haben, die Diagnostik der tuberkulösen Infektion zu verbessern, denn die Test erhöhen die diagnostische Sicherheit (6).
Hintergründe der Metaanalyse
Die Analyse wurde durchgeführt, um einen Leistungsvergleich zu ermöglichen; daher wurden nur Arbeiten miteinbezogen, bei denen die "Goldstandards" der diagnostischen Bestätigung einer aktiven TB-Erkrankung eingehalten wurden. Die veröffentlichte Studie zeigt auch einen weiteren Vorteil, den die IGRAs gegenüber dem THT haben: eine eingebaute Kontrolle, um den Immunstatus der getesteten Personen zu messen. Das reduziert das Risiko von falsch-negativen Ergebnissen bei Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem. Diese Personen bezeichnen IGRAs als "unschlüssig". Der Gesamtwert der "Unschlüssigen" war mit 2,1 Prozent beim einem der beidn IGRAs und 3,8 Prozent bei dem anderen niedrig (1).
Tuberkulose - die tödlichste behandelbare Infektionskrankheit
Tuberkulose (TB) ist eine ansteckende Krankheit, die am häufigsten durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis ausgelöst wird.TB-Bakterien greifen meist die Lunge an, können aber auch in anderen Körperregionen schwere Schäden verursachen. Ohne angemessene Behandlung kann TB tödlich verlaufen. Die TB-Bakterien werden über eine Tröpfcheninfektion verbreitet, d.h. immer wenn ein Erkrankter hustet, niest oder spricht, kann er damit die Menschen in seinem engeren Umfeld infizieren.
TB ist auch weiterhin ansteckende Geißel der Menschheit in den Entwicklungsländern. Da die Welt aufgrund der zunehmenden Migrationsbewegungen immer "kleiner" wird, ist die Krankheit auch in den Industrieländern eine erhebliche Bedrohung für die Volksgesundheit. Jeder TB-Infizierte stellt eine Quelle für eine mögliche, jedoch vermeidbare Epidemie dar. Daher sind anwenderfreundliche und zuverlässige Tests zum Nachweis einer TB-Infektion notwendig. Sie helfen, Infizierte zu erkennen, ihnen die richtige Behandlung zukommen zu lassen und dadurch die Ausbreitung der Tuberkulose zu verhindern.
Literatur
1 Diel, R et al. Evidence based comparison of commercial interferon-gamma release assays for detecting active tuberculosis - a meta-analysis. CHEST. 06. März 2010 2 World-Health-Organisation: Global Tuberkulosis Control. A short update to the 2009 report, 2009 3 Robert Koch-Institut: SurvStat, http://www3.rki.de/SurvStat, Datenstand: 16.03.2009 4 Pai et al, Annals Int Med, 2008 5 http://www.pneumologie.de/108.0.html, aufgerufen am 17.03.2010; und Diel R., Hauer B., Loddenkemper R., Manger B., Krüger K.; Empfehlungen für das Tuberkulose-Screening vor Gabe von TNF-alpha-Inhibitoren bei rheumatischen Erkrankungen, in: Pneumologie 2009; 63: 329-334 6 Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin, Nr. 11. März 2009
Originaltext: Cellestis GmbH Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/79682 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_79682.rss2
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