LVZ: Schnelles Umdenken
Geschrieben am 20-08-2006 |
Leipzig (ots) - Von Olaf Majer Allen Gegnern der Videoüberwachung dürften langsam aber sicher die Argumente ausgehen. Wie, wenn nicht mit dem Bildmaterial vom Kölner Hauptbahnhof, wäre der Kofferbomben-Attentäter wohl sonst geschnappt worden? Der schnelle Fahndungserfolg ist auch ein Sieg der Technik. Und eine Niederlage für ideologische Scheuklappen: Zum Schutz von Gesundheit und Leben muss moderne Gefahrenabwehr Vorrang haben - die skrupellose Gegenseite ist auch nicht auf dem Stand der Möglichkeiten von 1970 stehen geblieben. Dennoch ist der Ruf nach dem starken Staat zu wenig. Das Vertrauen auf Anti-Terror-Datei und Videokameras allein ersetzt nicht die gesunde Skepsis und Umsicht, die jeder in öffentlichen Räumen haben sollte. Das muss nicht in Hysterie enden. Wohl aber sollte sich herumgesprochen haben, dass auch beim kurzen Gang auf Toilette der Koffer nicht allein zurückbleiben darf. Deutschland ist endgültig ein Angriffsziel der internationalen Terrorszene. Soviel steht nach dem Ermittlungserfolg von Kiel fest. Je schneller wir uns dieser Tatsache stellen, desto eher können wir der neuen Gefahrendimension begegnen. Dies gilt für deutsche Interessen im In- und Ausland. Wenn die geplante Zugkatastrophe in der rheinischen Provinz tatsächlich ein Warnschuss gegen die deutsche Beteiligung an einer UN-Friedenstruppe war, dann muss die Antwort eindeutig sein. Es darf nicht mehr um die Frage des Ob, sondern nur noch um die Frage des Wie gehen. Verteidigungsminister Jung fordert zu Recht ein robustes UN-Mandat, dass im Zweifel den deutschen Soldaten zur See auch die Möglichkeit der Gewaltanwendung einräumt. Dabei redet keiner von einer Seeschlacht mit Beteiligung der Bundesmarine. Sie ist mit Recht außerhalb unserer Vorstellungskraft und trotz des Erstarkens der Hisbollah unrealistisch. Wohl aber heißt es Abschied nehmen vom Wunsch einer vergnügungssteuerpflichtigen Kaffeefahrt. Den Waffenschmuggel der schiitischen Terroristen zu stoppen, gelingt nicht mit guten Worten. Gerade hier muss aber gehandelt werden. Ein bisschen Frieden im Nahen Osten gibt es nicht - die Uno hat sich lange genug in die Tasche gelogen. Aber auch zwischen Ostseestrand und Alpenhütten bleibt uns ein Umdenken nicht erspart. Sollte sich die Spur erhärten, dass der Kofferbombenleger dem deutschen Arm der Hisbollah angehört, muss Schluss sein mit dem wohlwollenden Beobachten der vermeintlich friedliebenden Spendensammler. Bei hasserfüllten, intoleranten Islamisten ist ein Dialog der Kulturen schlicht Wunschdenken. Wir können uns auch im Inland den Frieden nicht naiv herbeireden, wenn die Zeichen anderes nahe legen. Wegschauen hat schon in den dunkelsten Jahren zwischen 1933 und '45 in die Katastrophe geführt. Es muss heute gelten, was Altkanzler Schmidt auf dem Höhepunkt des RAF-Terrors im heißen Herbst 1977 unmissverständlich klarstellte: Der Staat darf nicht erpressbar sein. Niemals.
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