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Abiturienten und Studierende kritisieren Stipendienvergabe in Deutschland

Geschrieben am 22-04-2010

Hamburg (ots) - Zweite Allensbach-Studie im Auftrag des Reemtsma
Begabtenförderungswerks:

Abiturienten und Studierende kritisieren Stipendienvergabe in
Deutschland

- Zweifel an Chancengerechtigkeit in den Auswahlprozessen

- Deutliche Informationsdefizite zu Förderangeboten

- Stärkere Berücksichtigung der sozialen Verhältnisse gefordert

Trotz vielfältiger Bemühungen um eine Ausweitung der
Stipendienvergabe in Deutschland bewerten immer noch wenige
Abiturienten und Studierende Stipendien als realistische
Fördermöglichkeit. Die große Mehrheit potenzieller Empfänger von
Stipendien fühlt sich unzureichend informiert. Zweifel an der
Gerechtigkeit der Auswahlverfahren belasten die Reputation der
Stipendienvergabe. Dies sind einige wichtige Ergebnisse der heute
veröffentlichten Studie "Großer Bedarf - wenig Förderung.
Studienfinanzierung 2010", die das Institut für Demoskopie Allensbach
im Auftrag des Reemtsma Begabtenförderungswerks erstellt hat.

Die repräsentative Umfrage unter rund 3.400 Abiturienten und
Studierenden wurde im Februar 2010 durchgeführt. Sie vertieft die
Erkenntnisse der 2009 veröffentlichten Allensbach-Studie
"Chancengerechtigkeit in der Studienfinanzierung?" und belegt die
Schwächen der Stipendienvergabepraxis anhand von Erfahrungen,
Einschätzungen und Forderungen der Zielgruppe.

Stipendien bleiben die Ausnahme in der Studienfinanzierung

Obwohl über zwei Drittel (67 Prozent) der studierwilligen
Abiturienten Finanzierungsprobleme im Studium erwarten, planen nur
insgesamt 16 Prozent, sich für ein Stipendium zu bewerben. Dabei
beabsichtigen dies Abiturienten aus bildungsferneren
Herkunftsfamilien sogar unterdurchschnittlich (14 Prozent). Nur sechs
Prozent der befragten Studierenden erhalten ein Stipendium. Eine
große Mehrheit der Abiturienten (70 Prozent) und Studierenden, die
sich noch nie für ein Stipendium beworben haben (76 Prozent),
schätzen ihre Erfolgsaussichten auf ein Stipendium insgesamt als
"eher gering" oder sogar "sehr gering" ein. Beide Gruppen erwarten
überwiegend in den nächsten Jahren sogar eine Verschlechterung ihrer
Chancen (Abiturienten: 37 Prozent, Studierende: 26 Prozent).
Lediglich Studierende in Nordrhein-Westfalen sind etwas
optimistischer. Dort halten sich Erwartungen einer Verbesserung der
Stipendienchancen (21 Prozent) und einer Verschlechterung (22
Prozent) in etwa die Waage.

Pessimistische Einschätzung und Informationsdefizite

Zweifel an den eigenen Leistungen und daran, ob das
gesellschaftliche Engagement als ausreichend bewertet wird, sowie
aufwändige Bewerbungsprozesse sind für Abiturienten und Studierende
die wichtigsten Gründe gegen eine Stipendienbewerbung. Dazu kommt ein
auffälliger Informationsmangel im Hinblick auf Voraussetzungen oder
Anlaufstellen: Rund drei Viertel aller Abiturienten (76 Prozent) und
Studierenden (73 Prozent) fühlen sich unzureichend über Stipendien
informiert.

Gleichzeitig wird deutlich: Wer sich gut informiert fühlt, bewirbt
sich in deutlich höherem Anteil erfolgreich um eine Förderung. 52
Prozent derjenigen Studierenden, die sich gut informiert fühlen,
haben sich schon einmal für ein Stipendium beworben - 49 Prozent von
ihnen waren erfolgreich. Nur 23 Prozent der sich selbst als "nicht so
gut" informiert bezeichnenden Studierenden haben sich bereits um eine
Förderung bemüht, davon nur 33 Prozent mit Erfolg.

Stipendienvergabe ungerecht: Kritik und Forderungen

Die Umfrage offenbart weit verbreitete Vorbehalte gegenüber der
derzeitigen Vergabepraxis. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) aller
befragten Abiturienten und immerhin 43 Prozent der Studierenden sind
der Meinung, dass Kinder aus Arbeiterfamilien in ihren Chancen auf
ein Stipendium benachteiligt sind. Diese subjektiven Empfindungen
werden durch die Erfolgsbilanzen bei der Bewerbung bestätigt: Während
bei Bewerbern aus Akademiker- und Selbstständigenhaushalten etwa jede
zweite Bewerbung Erfolg hat, ist nur gut ein Drittel der Bewerber aus
bildungsferneren Herkunftsfamilien und Arbeiterfamilien erfolgreich.
Vor diesem Hintergrund fordern 77 Prozent der Abiturienten und 84
Prozent der Studierenden, dass neben einer Vergabe nach Noten auch
andere Kriterien bei der Stipendienvergabe berücksichtigt werden,
insbesondere die sozialen Verhältnisse und das soziale Engagement der
Studenten.

Dr. Rüdiger Schulz vom Institut für Demoskopie Allensbach: "Die
Einschätzungen und Erfahrungen der befragten Abiturienten und
Studierenden werfen kritische Fragen zur Stipendienvergabepraxis in
Deutschland auf. Wir hoffen, mit dieser Untersuchung neue Anstöße für
die Diskussion um mehr Chancengerechtigkeit im deutschen
Bildungssystem zu geben."

Michael Wenzel, Vorsitzender des Reemtsma Begabtenförderungswerks:
"Die Ergebnisse der diesjährigen Allensbach-Umfrage sind bedenklich:
Viele junge Talente bleiben ungefördert. Die Ausweitung der
Stipendienvergabe erfordert eine bessere Aufklärung, transparentere
Entscheidungsprozesse und eine Neugewichtung der Auswahlkriterien.
Nur so können die Vorbehalte gegen die Stipendienvergabepraxis
abgebaut und die Studienfinanzierung verbessert werden."

Weitere Details der repräsentativen Umfrage sind in dem
vollständigen Bericht des Instituts für Demoskopie Allensbach
nachzulesen. Dieser kann herunter geladen werden unter:
www.begabtenfoerderungswerk.de

Institut für Demoskopie Allensbach

Das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD), geleitet von Prof.
Dr. Renate Köcher, ist eines der renommiertesten deutschen
Meinungsforschungsinstitute. Das Institut, gegründet 1947 von Prof.
Dr. Elisabeth Noelle, betreibt Marktforschung, Mediaforschung,
Sozialforschung und aktuelle politische Meinungsforschung. Die Arbeit
des Instituts zeichnet sich insbesondere durch die Verbindung von
wissenschaftlicher Qualifikation auf Universitätsniveau und
jahrzehntelanger praktischer Erfahrung in der Durchführung von Markt-
und Sozialforschung aus.

Reemtsma Begabtenförderungswerk

Das Reemtsma Begabtenförderungswerk unterstützt seit 1957 Schüler
und Studenten aus einkommensschwachen Familien - und ermöglicht ihnen
so eine fundierte Ausbildung. Das Begabtenförderungswerk ist als
gemeinnütziger Verein organisiert, dessen ehrenamtliche Gremien sich
aus Mitarbeitern der Firma Reemtsma zusammensetzen. Ein paritätischer
Aufnahmeausschuss entscheidet über die Gewährung von Fördergeldern.
Die Förderung ist offen für jedermann. Bis heute hat die Stiftung
über 5.000 begabte Schüler und Studenten gefördert. Wir freuen uns,
seit über 50 Jahren einen wichtigen Beitrag zu mehr
Chancengerechtigkeit zu leisten und begabtem Nachwuchs neue
Möglichkeiten zu eröffnen.

Originaltext: Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/12800
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_12800.rss2

Pressekontakt:
Svea Milena Schröder
Pressesprecherin

Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH
An Imperial Tobacco Group Company
Kommunikation und Presse
Max-Born-Straße 4
22761 Hamburg

Tel.: +49 40 8220-1088
Fax: +49 40 8220-1113
Email: presse@reemtsma.de
Internet: www.begabtenfoerderungswerk.de


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