Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Afghanistan
Geschrieben am 22-04-2010 |
Bielefeld (ots) - Erst die Regierungserklärung der Kanzlerin, dann die Befragung des Verteidigungsministers im Untersuchungsausschuss: Das politische Berlin stand gestern im Zeichen des Afghanistan-Einsatzes. Zu Recht, hatte der Tod der sieben Soldaten in nur zwei Wochen jüngst wieder gezeigt, dass das militärische Engagement am Hindukusch von jedem, der daran beteiligt ist, den höchsten Preis fordern kann: sein Leben. Mit dem auf der Londoner Konferenz beschlossenen Strategiewechsel ist das Risiko auch der deutschen Soldaten drastisch gestiegen. Und nichts spricht dafür, dass sich daran rasch etwas ändert. Das sogenannte Partnering, bei dem die Ausbildung der Afghanen im Einsatz erfolgt, wird weitere Opfer fordern. Angela Merkel hat das nicht gesagt und doch ein realistisches Bild der Lage gezeichnet. Sie hat Fehler und Fehleinschätzungen der Vergangenheit eingeräumt und deutlicher als zuletzt auf die Grenzen des Erreichbaren hingewiesen. Sie hat das Leid beim Namen genannt - den Namen der getöteten Soldaten und der getöteten Zivilisten. Gleichwohl hat die Kanzlerin den Einsatz aufs Neue verteidigt und ihre Entschlossenheit bekundet, zum Erfolg zu kommen. Gar in drastischen Worten hat sie vor einem übereilten Abzug gewarnt, der nichts weiter als eine »Ermutigung für alle Terroristen« sein könne. Neue Argumente gab es dabei freilich kaum zu hören. Beinahe hilflos wirkte ihre Wiederholung der Struck-Formel, nach der weiter gelten soll: »Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.« Noch einmal konnte sie so die Abgeordneten in die Pflicht nehmen, die erst im Februar dem neuen Mandat mit großer Mehrheit zugestimmt hatten. Ihre Mahnung saß: »Wir dürfen nicht Tapferkeit von Soldaten erwarten, wenn uns der Mut fehlt, zu dem zu stehen, was wir beschlossen haben.« Ob das jedoch reicht, muss bezweifelt werden. Nicht das Parlament ist es, das es an Zustimmung für den Einsatz mangeln lässt, sondern das Volk. Und darum hat den wichtigsten Satz in der gestrigen Debatte auch nicht ein Politiker gesagt, sondern der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der mehr Unterstützung für die Soldaten aus der Bevölkerung forderte. Lange schon glaubt die Mehrheit der Bundesbürger nicht mehr daran, dass der Einsatz in Afghanistan mehr Sicherheit in Deutschland bringt. Das zu ändern, ist ein Auftrag an die Politik, der sich nicht allein im Parlament, sondern nur im direkten und offenen, mitunter wohl auch schonungslosen Gespräch mit den Bürgern erledigen lässt. Ein Anfang ist mit dem gestrigen Tag immerhin gemacht - mehr aber nicht.
Originaltext: Westfalen-Blatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
264157
weitere Artikel:
- FZ: Fatale Situation Kommentar der "Fuldaer Zeitung" zu Afghanistan Fulda (ots) - Mit jedem getöteten Soldaten schwindet in der deutschen Bevölkerung die Akzeptanz für den Afghanistan-Einsatz. Das weiß die Bundeskanzlerin. Und Angela Merkel geht deshalb mit dem Mut der Verzweiflung in die Offensive: Gestern hat sie im Bundestag erneut für die Begrifflichkeit "Krieg" Verständnis geäußert - und den Einsatz neuerlich als notwendig gerechtfertigt. Dass in Afghanistan Krieg herrscht, wissen Deutschlands Bürger indes seit langem. Jetzt hat die Kanzlerin ihnen ihre Einschätzung bestätigt. Aber was nutzt das? mehr...
- Erler (SPD): Bundeswehr-Opfer sind keine Folge der neuen Strategie / Schmidt (CSU): Afghanistan-Einsatz soll globalen Konflikt verhindern Bonn (ots) - Bonn/Berlin, 22. April 2010 - Der Staatsminister im Auswärtigen Amt a.D., Gernot Erler (SPD), widerspricht der Darstellung von Oberst Klein, es habe eine Anweisung gegeben, die Bundeswehr solle in Afghanistan gezielt Anführer der Taliban töten. In der PHOENIX RUNDE (Ausstrahlung heute, 22.15 Uhr) sagte Erler, an eine solche Anweisung könne er sich nicht erinnern. "Es gibt das 'Field Manual', wo genau geregelt ist, was erlaubt ist und was nicht. Und das gezielte Töten von irgendwelchen Anführern gehört eindeutig nicht dazu", mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Bundestag / Untersuchungsausschuss / Gorleben Osnabrück (ots) - Mühsames Unterfangen Das wird ein mühsames Unterfangen: 33 Jahre nach der Entscheidung, den Salzstock Gorleben für ein Atomendlager zu erkunden, soll ein Untersuchungsausschuss die Hintergründe dieser Standortwahl klären und ermitteln, ob in der Folge Sicherheitsbedenken "wegmanipuliert" worden sind. Wie schwierig es ist, Sachverhalte nach so langer Zeit aufzuhellen, erweist sich gerade im Asse-Ausschuss des Niedersächsischen Landtages. Viele der entscheidenden Akteure von damals sind nicht mehr verfügbar oder ohne mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Bundeswehr / Afghanistan / Ausschuss Osnabrück (ots) - Den Salven ausgewichen Diesen Verteidigungsminister wird der umstrittene Luftschlag von Kundus nicht das Amt kosten- sooft die Opposition die Büchse auch spannt. Erstens macht Karl-Theodor zu Guttenberg die hohe Popularität, die er in der Bevölkerung genießt, immun gegen die Attacken aus der Opposition. Wer wie die Kanzlerin einen Sympathiewert von 55 Prozent genießt, kann nicht in die Wüste geschickt werden. Zweitens ist der Minister in seiner Vernehmung vor dem Kundus-Untersuchungsausschuss durch geschickte mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Integration Osnabrück (ots) - Lösbare Herausforderungen Ein Beirat für Integration auf Bundesebene? Warum nicht? Was bei Städten und vielen Ländern als beratendes Gremium seit Langem existiert, könnte auch für die Bundesregierung eine sinnvolle Einrichtung sein. Der Koalitionsvertrag von Union und FDP sieht bereits die Schaffung eines solchen Beirats vor. Der Vorwurf der Türkischen Gemeinde geht jedoch zu weit, die Regierung würde durch Untätigkeit glänzen. Gerade in den vergangenen Jahren ist beim Thema Integration viel Positives in Bewegung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|