Börsen-Zeitung: Griechisches Dilemma, Kommentar von Stephan Lorz zu den Hilfe-Plänen für Griechenland
Geschrieben am 28-04-2010 |
Frankfurt (ots) - Griechenland und die EU haben sich in eine klassische Dilemmasituation hineinmanövriert: Erhält Athen die versprochene Finanzhilfe von dem Internationalen Währungsfonds und der EU, ist noch nicht gesagt, dass dies die Märkte auch beruhigt. Denn schon jetzt gehen die Finanzakteure davon aus, dass das avisierte Hilfsvolumen von 45 Mrd. Euro nicht ausreichen wird. Inzwischen ist bereits von einer Aufstockung auf 130 Mrd. Euro die Rede - ein Drittel der gesamten griechischen Staatsschuld!
Versagt man Athen dagegen die Hilfe und lässt es auf eine Staatspleite ankommen, sind die Auswirkungen auf Griechenland und die Eurozone mindestens ebenso verheerend. Dann käme es zu einem Flächenbrand: Die Zinsen für alle anderen Wackelkandidaten - Portugal, Irland, Spanien und Italien - würden in die Höhe schießen, ihre bisherigen Sparanstrengungen konterkarieren und neue Schuldenprobleme hervorrufen. Den Rest kennt man aus dem griechischen Fallbeispiel. Die Eurozone könnte regelrecht auseinanderfliegen. Bleibt also nur eine geordnete Umschuldung, wie sie zahlreiche Stimmen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft fordern. Mit einem Schlag bekäme Athen mehr Luft und könnte einen Neuanfang wagen. Gleichzeitig würden auch die Gläubiger an der Rettung beteiligt und nicht nur die Steuerzahler, was vielerorts Genugtuung hervorrufen würde, da es sich dabei ja vorwiegend um Banken handelt. Zudem würden die Gläubiger an ihre Eigenverantwortung erinnert - eine Lehre für die Zukunft, um Moral Hazard zu verhindern.
Aber auch eine Umschuldung ist nicht ohne Tücken: Fällt der Abschlag zu hoch aus, nimmt der Konsolidierungsdruck auf Athen rapide ab. Das kann keiner wollen. Und wenn die Banken Anleihen abschreiben müssen, ist der Steuerzahler trotzdem mit dabei. Denn viele Staaten sind an Banken beteiligt. Und auch bei einer Umschuldung steigen die Zinsen für hoch verschuldete Länder und stürzen diese in die Bredouille - mit finanziellen Folgen, die jetzt noch gar nicht absehbar sind.
Jede Option ist also sehr teuer. Um den Schaden wenigstens zu begrenzen, muss die Politik einmal getroffene Entscheidungen schlicht durchziehen. Stattdessen bekommen Öffentlichkeit und Märkte eine Kakophonie geboten, die Unsicherheit und Irritationen hervorruft. Das fordert die Spekulation geradezu heraus.
(Börsen-Zeitung, 29.4.2010)
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