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Börsen-Zeitung: Siemens-Glanz blendet, Kommentar von Michael Flämig zum Halbjahresergebnis des Siemens-Konzern

Geschrieben am 29-04-2010

Frankfurt (ots) - Nun ist es amtlich: Siemens will im laufenden
Geschäftsjahr operativ einen Rekordgewinn erreichen. Und dies, obwohl
der Konzern einen Umsatzausfall von voraussichtlich 5 Mrd. Euro
verkraften muss. Mittlerweile liefern die Münchener sogar eine
bessere Marge ab als das ehemals leuchtende Vorbild General Electric.
Kein Zweifel: Siemens steuert auf eine Glanzleistung zu.

Die hervorragende Performance beruht - neben Entlastungen etwa
durch Kurzarbeit und einem günstigen Umsatzmix - auf zwei Faktoren.
Erstens hat Siemens schon vor der Krise ein Programm zur Senkung der
Verwaltungskosten installiert. In der Schockstarre der Kunden im
vergangenen Frühjahr konnten die Münchener diese Struktur nutzen, um
die Kosten stärker als ursprünglich geplant zu senken.

Zweitens hat der Konzern- und Mentalitätsumbau, dem Siemens in den
vergangenen zehn Jahren unterzogen wurde, die Reaktionsfähigkeit des
Kolosses enorm erhöht. Fehlentwicklungen können dementsprechend
schneller korrigiert werden. Ein kleines Beispiel: Wenn ein Auftrag
für die Wasserversorgung New Yorks falsch kalkuliert wurde, fällt
dies bei Arbeitsbeginn auf - und nicht erst Jahre später wie im Fall
der Straßenbahn Combino. Dementsprechend konnte sich Siemens auf die
Wirtschaftskrise gut einstellen.

Der schöne Glanz droht aber zu blenden. Es darf bei Siemens nicht
so weitergehen wie bisher. Denn der Konzern liefert zwar einen
Rekordgewinn, aber verliert an Boden beim Auftragseingang. Sicherlich
spielt dabei die Wirtschaftskrise die zentrale Rolle. Doch auch das
Ziel, doppelt so schnell zu wachsen wie die Weltwirtschaft, wird im
laufenden Jahr meilenweit verfehlt.

Mit Sparen allein ist es also nicht getan. Vielmehr muss Siemens
die Erfolge 2010 nutzen, um die Positionierung am Markt zu
verbessern. Der Vorstand hat dies erkannt und wird die Ausgaben für
Vertrieb und Forschung kräftig erhöhen. Dabei ist Verstand gefragt.
Denn nichts ist schlimmer, als das Orderbuch durch niedrigmargige
Projekte aufzublähen.

Siemens hat bewiesen, grosso modo mindestens so gut wie der
Wettbewerb abzuschneiden. Dies drückt sich im Erreichen der
Margenziele aus. Nun sollte die Schaffung von Werten durch Wachstum
stärker beachtet werden. Für das zu erwartende Nachfolgeprogramm des
Strategieansatzes "Fit for 2010" ist dies eine zentrale Aufgabe.

(Börsen-Zeitung, 30.4.2010)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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