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IVA: Agrochemie trotz Einbußen krisenfest / Pflanzenschutz- und Düngemittelproduzenten nicht von Rezession verschont - Ausblick dank steigender Nachfrage weiter positiv - politische Risiken (mit Bild)

Geschrieben am 04-05-2010

Frankfurt/Main (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Die deutsche Pflanzenschutz- und Düngemittel-Industrie hat 2009
das rasante Wachstumstempo der Vorjahre nicht halten können. Die
Einbußen fielen jedoch vor dem Hintergrund der weltweiten
wirtschaftlichen Abschwächung weniger gravierend aus als in anderen
Wirtschaftsbereichen. Die Branche blickt bei der Vorlage ihres
Jahresberichts angesichts langfristig steigender Nachfrage nach
Agrarprodukten positiv in die Zukunft.

Der Pflanzenschutzmarkt

Der Nettoinlandsumsatz der im Industrieverband Agrar e. V. (IVA)
zusammengeschlossenen deutschen Pflanzenschutz-Hersteller betrug im
Jahr 2009 1,262 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 8,4 Prozent
gegenüber dem Rekordjahr 2008 (1,377 Mrd.) entspricht. Die
Exporterlöse fielen um 1,3 Prozent auf 2,975 Milliarden Euro. Daraus
ergeben sich ein Gesamtumsatz von 4,237 Milliarden Euro und ein
Rückgang von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr (4,391 Mrd.). Der
Weltmarkt für Pflanzenschutzmittel ist 2009 gegenüber dem Vorjahr um
4,6 Prozent geschrumpft auf ein Gesamtvolumen von 27,1 Milliarden
Euro, wobei die nach wie vor hohe Nachfrage aus dem asiatischen Raum
stabilisierend wirkte.

"Auch im Pflanzenschutzmarkt wachsen die Bäume nicht in den
Himmel, und mit Blick auf die enormen Herausforderungen für die
Weltwirtschaft im Jahr 2009 ist es als Erfolg zu werten, dass der
Umsatzrückgang in einem überschaubaren Maß blieb. Auch wenn der
Pflanzenschutzmarkt gegenüber dem Vorjahr um gut acht Prozent
geschrumpft ist, so dürfen wir beim Vergleich nicht vergessen, dass
2008 das bislang umsatzstärkste Jahr für die Branche in Deutschland
war. Wir bewegen uns immer noch über dem Niveau von 2007", sagte Dr.
Hans Theo Jachmann, Präsident des IVA und Geschäftsführer der
Syngenta Agro GmbH, Maintal, vor Journalisten in Frankfurt.

Die Ursachen für den leichten Rückgang sind nicht allein im
wirtschaftlichen Umfeld zu sehen, sondern hängen auch mit dem
witterungsbedingt sparsameren Betriebsmitteleinsatz in der
Landwirtschaft im Jahr 2009 zusammen. So ist etwa der Markt für
Herbizide (Unkrautbekämpfungsmittel) um 13,9 Prozent auf 538
Millionen Euro zurückgegangen. Der Markt für Getreideherbizide litt
unter einem späten Saisonstart und der hohen Vorbehandlungsrate im
Herbst des Vorjahres. Der Markt für Fungizide (Pilzbekämpfungsmittel)
ging um 3,2 Prozent auf 511 Millionen Euro zurück. Der Verkauf von
Insektiziden fiel um 3,5 Prozent auf 139 Millionen Euro, und die
Verkäufe der sonstigen Pflanzenschutzmittel sind um 7,5 Prozent auf
74 Millionen Euro zurückgegangen.

Da sie auf hohe Lagerbestände zurückgreifen konnten, brachten die
Landwirte über das Jahr in etwa gleich viel Pflanzenschutzmittel aus,
kauften aber in 2009 in geringerem Umfang nach. Die Lagerbestände an
Pflanzenschutzmitteln im Großhandel fielen zum Jahresende 2009 im
Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 245 Millionen Euro. Im Jahr
2009 sind in Deutschland 95.433 Tonnen Pflanzenschutzwirkstoffe
produziert worden. Das bedeutet einen Rückgang von 17,6 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr. Der Wirkstoffexport der IVA-Mitgliedsfirmen
betrug 100.843 Tonnen in 2009 und damit 7,4 Prozent weniger als im
Vorjahr.

Der Markt für Mineraldünger

Nach einem Boom bei Mineraldüngern im Jahr 2008 brachen die
Absätze 2009 in Folge der Wirtschaftskrise und sinkender Preise auf
den Agrarmärkten dramatisch ein. Im Düngejahr 2008/09 (Juli - Juni)
sank in Deutschland der Absatz an Stickstoffdünger um 14 Prozent auf
1,55 Millionen Tonnen Stickstoff (N), an Phosphat um 45 Prozent auf
174.000 Tonnen P2O5, an Kalidüngern um 65 Prozent auf 179.000 Tonnen
K2O; der Absatz an Kalkdüngern stieg leicht auf 2,24 Millionen Tonnen
CaO (plus 1 Prozent).

Dementsprechend sank der Umsatz von 3,991 Milliarden Euro im
Rekordjahr 2008 auf 2,091 Milliarden Euro in 2009, was einem Rückgang
von knapp 48 Prozent entspricht. Damit ist etwa wieder das Niveau des
Jahres 2006, d. h. vor Beginn der Boomphase, erreicht. Der
Exportumsatz ist weniger stark zurückgegangen als der Inlandsumsatz.

Der Stickstoffabsatz in der laufenden Düngesaison 2009/10 bis
einschließlich März bewegt sich leicht über dem Vorjahresniveau. Nach
den großen Verschiebungen der Marktanteile der verschiedenen N-
Düngersorten im Vorjahr haben sich mit Ausnahme der NPK-Dünger im
Großen und Ganzen wieder die alten Relationen eingestellt. Harnstoff
hat die im letzten Jahr preisbedingt auf Kosten von Kalkammonsalpeter
(KAS) gewonnenen Marktanteile wieder verloren. Die KAS-Ablieferungen
liegen bis Ende März leicht über dem mehrjährigen Mittel. "Insgesamt
kann in der laufenden Saison von einem Stickstoffverbrauch in Höhe
von etwa 1,7 Millionen Tonnen N ausgegangen werden, was um rund 6
Prozent unter dem langjährigen Mittel von 1,8 Millionen Tonnen N
liegt. Der Absatz von Phosphat- und Kalidüngern wird nach dem starken
Rückgang in der vorherigen Düngesaison wieder spürbar anziehen, aber
unter dem langjährigen Mittel bleiben. Damit langfristig keine
Verarmung der Böden erfolgt, werden die unterlassenen
Düngungsmaßnahmen mit Phosphat und Kali in der nächsten Saison
sicherlich nachgeholt", sagte Prof. Dr. Hermann Kuhlmann,
Vorsitzender des Fachbereichs Pflanzenernährung im IVA.

Risiken durch Volatilität - Chancen durch Nachfragewachstum

"Wenn wir auf die Entwicklung des weltweiten Agribusiness schauen,
sehen wir zwei deutliche Trends. Langfristig befinden wir uns in
einer der wichtigsten globalen Wachstumsbranchen. Ohne neue Produkte
und innovative Lösungen in der gesamten Wertschöpfungskette des
Agribusiness wird es nicht möglich sein, bis zur Mitte des
Jahrhunderts neun Milliarden Menschen zu ernähren. Kurzfristig
hingegen sind die Agrarmärkte enormer Volatilität ausgesetzt, wie
gerade die zurückliegenden beiden Jahre eindrucksvoll gezeigt haben",
sagte Jachmann. "Insbesondere für Landwirte bedeuten diese
Marktschwankungen erhebliche wirtschaftliche Risiken."

Vor diesem Hintergrund erwartet der Industrieverband Agrar von der
Politik verlässlichere Rahmenbedingungen. Nachdem im November 2009
die neue europäische Verordnung über das Inverkehrbringen von
Pflanzenschutzmitteln im Amtsblatt der EU veröffentlicht wurde, steht
nun die Novellierung des nationalen Pflanzenschutzrechts an. Einer
der Eckpunkte der europäischen Verordnung ist eine stärkere
Harmonisierung des Zulassungsverfahrens für Pflanzenschutzmittel.
Behörden und Pflanzenschutz-Industrie haben ein gemeinsames Interesse
daran, dass sich Deutschland in einem möglichen Wettbewerb von
Zulassungsstandorten durch flexible und zügige Verfahrenspraxis bei
hohem Schutzniveau für Anwender und Verbraucher bewährt.

Mit Blick auf die für 2013 anstehende Neuausrichtung der
Gemeinsamen Agrarpolitik in Europa sagte Jachmann: "Die Gemeinsame
Agrarpolitik muss auch nach 2013 sicherstellen, dass die
Landwirtschaft mit ihren zahlreichen Leistungen für die Gesellschaft
den in diesem Sektor Tätigen eine Existenz sichert. Zugleich aber
werden sich die europäischen Landwirte zunehmend dem Wettbewerb mit
Produzenten anderer Weltregionen stellen müssen. Heute hat Europa
noch einen Wettbewerbsvorteil, den es nicht dadurch verspielen darf,
dass die Gemeinsame Agrarpolitik mit sachfremden Anforderungen
überfrachtet wird."

Jachmann verdeutlichte die Position der Branche in wichtigen
Umweltthemen und erläuterte, warum sich intensive Landwirtschaft und
die ökologischen Herausforderungen von Biodiversität und Klimaschutz
nicht ausschließen. "Intensive Landwirtschaft bedeutet, in Zeiten
steigender Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten sparsam mit
den knappen Agrarflächen umzugehen. Wenn wir auf derselben Fläche -
mit Hilfe von innovativem Saatgut, Düngung und Pflanzenschutz - mehr
produzieren können, schaffen wir die Voraussetzung dafür, dass an
anderer Stelle Wälder, Grünflächen oder Moore geschont werden können.
Diese Ökosysteme haben eine wichtige Funktion für die Artenvielfalt
und als CO2-Speicher im Klimaschutz. Vor diesem Hintergrund ist
Europa mit seinen ertragreichen Böden verpflichtet, durch seine
leistungsfähige Landwirtschaft gleichermaßen zur Welternährung und
zum Klimaschutz beizutragen", sagte Jachmann.

Der Industrieverband Agrar e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main
vertritt die Interessen der agrarchemischen und agrarbiologischen
Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der 47
Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung,
Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.

Originaltext: Industrieverband Agrar e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/16070
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_16070.rss2

Pressekontakt:
Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle
Martin May
Tel. +49 69 2556-1249 oder +49 151 54417692
Fax +49 69 2556-1298
E-Mail: may.iva@vci.de
http://www.iva.de


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