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Todesfalle Ölteppich / WWF befürchtet Langzeitwirkungen für Tier und Pflanzenwelt der Golfregion / Über 400 Arten betroffen

Geschrieben am 07-05-2010

Hamburg (ots) - Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko droht nach
Einschätzung des WWF zu einem Desaster für die Tier- und Pflanzenwelt
der Region zu werden. Das Öl hat den Strand der Chandeleur Inseln
erreicht. Die Inseln gehören zum Vogelschutzgebiet Breton National
Wildlife Refuge, in dem schätzungsweise 34.000 Seevögel brüten. Wenn
der Ölteppich sich entlang der Küste von Louisiana bis nach Florida
ausbreitet, könnten insgesamt 400-600 Arten negativ betroffen sein.
Die Ölpest trifft mit der beginnenden Brut- und Laichsaison vieler
Arten zusammen, so dass sich die ökologischen Schäden potenzieren.
"Der Nachwuchsjahrgang wird massiv geschwächt. Einige Populationen
werden diesen Aderlass durch das Öl auch in kommenden Jahren nicht
wieder wettmachen können" sagte Alfred Schumm, Leiter des
Internationalen WWF-Zentrums für Mee-resschutz.

Seevögel / Watvögel

Vier Naturschutzgebiete allein in der Krisenregion Louisiana sind
Heimat zahlloser Vogelarten. Im vom Öl betroffenen Schutzgebiet
Breton National Wildlife Refuge nisten etwa 2000 Brutpaare des
Braunen Pelikans sowie etwa 5000 Brutpaare der Königsseeschwalbe. Die
Küstenvögel ernähren sich von Fisch. "Wenn die Elterntiere bei der
Nahrungssuche verölen, bleiben die Küken zurück und verhungern" so
Schumm weiter. "Watvögel und Reiher können bei der Nahrungssuche auch
giftiges Öl mit aufnehmen." Auch beim Versuch ihr ölverklebtes
Gefieder zu reinigen, vergiften sich die Vögel. Zudem wird die
Wärmedämmung der Tiere außer Kraft gesetzt, so dass sie erfrieren
können.

Manatee (auch Seekuh genannt) / Status Rote Liste: Vom Aussterben
bedroht Diese planzenfressenden Meeressäuger siedeln und wandern in
Herden an der Golfküste von Florida bis Mississippi. Es gibt in der
Region zwei Unterarten. Laut wissenschaftlichen Schätzungen sind ihre
Populationen auf jeweils weniger als 2.500 erwachsene Tiere
geschrumpft. Die Manatees leben in Mündungsgebieten von Flüssen,
Seegraswiesen und küstennahen Gewässern, in denen sie geeignete
Futterpflanzen finden. Sie halten sich zumeist unter der
Wasseroberfläche auf. "Für die Seekühe könnte in erster Linie
vergiftete Nahrung zur Bedrohung werden, da die Pflanzen Giftstoffe
aus dem Öl aufnehmen" sagt Alfred Schumm weiter. "Wo Seegraswiesen
und küstennahe Vegetation beschädigt werden, verlieren die Seekühe
zudem ihre letzten Rückzugsräume."

Blauflossentunfisch (Westatlantischer Bestand) / Status Rote
Liste: Vom Aussterben bedroht Der Bestand des stark bedrohten
westatlantischen Blauflossentunfischs, dessen wichtigster Laichgrund
im nördlichen Golf von Mexiko liegt, wird durch das Öl massiv
belastet. In den letzten 30 Jahren ist der durch Überfischung enorm
strapazierte Bestand um rund 80 Prozent eingebrochen und dem
diesjährigen Nachwuchsjahrgang droht nun das Aus: Die Laichsaison des
Blauflos-sentunfischs reicht von April bis Juni. "Die Fische laichen
in oberflächennahen Wasserschichten - der empfindliche Laich der
Tunfische hat gegen den Ölfilm keine Chance" so WWF-Experte Schumm
weiter. "Der ausbleibende Nachwuchs wird den Westatlantischen Bestand
weiter schwächen und sich in 2-3 Jahren auch in den Fischereierträgen
widerspiegeln." Der Blauflossen-tunfisch zählt zu den teuersten
Speisefischen der Welt.

Meeresschildkröten

Fünf verschiedene Arten von gefährdeten Meereschildkröten leben
oder nisten im Golf von Mexiko, darunter auch die Echte
Karrettschildkröte, die Karibische Bastardschildkröte, die
Lederrückenschildkröte -alle drei Arten sind vom Aussterben bedroht.
Die Grüne Meeresschildkröte und die Unechte Karettschildkröte werden
auf der Roten Liste der IUCN als bedroht eingestuft. Die Brutzeit
der Meeresschildkröten erreicht derzeit ihren Höhepunkt. Insbesondere
die Unechte Karettschildkröte nistet an den Stränden von Mississippi
bis Florida. Der riesige Ölteppich liegt auf der Route zu den
Stränden, die sie zur Eiablage ansteuern. Eine besonders ernste
Gefahr stellt der Ölteppich für die nach etwa sechs Wochen
schlüpfenden Schildkrötenjungen dar. "Als Lungenatmer sind
Meeresschildkröten gezwungen, an der verseuchten Wasseroberfläche
aufzutauchen. Der Ölfilm schädigt dann ihre Atmungsorgane." so
WWF-Experte Schumm.

Mangroven

Mangrovenwälder sind besonders artenreiche Ökosysteme, die sehr
empfindlich auf Verschmutzungen reagieren. Zudem nutzen viele Fische,
Reptilien, Amphibien und Krebstiere die Mangroven als Kinderstube.
Sollte das Öl in die Mangrovengebiete gelangen, ist eine Reinigung
dieser Lebensräume nach Ansicht des WWF nicht möglich. "Das Öl nimmt
den Mangroven buchstäblich die Luft zum Atmen. Wenn die Luft- und
Stelzwurzeln verkleben, sterben die Pflanzen ab" so Schumm. Im
Schlick der Mangrovenwälder leben Krebse und Würmer, die das Öl in
tiefere Bodenschichten eintragen. Dort kann es ohne Luftzufuhr nicht
abgebaut werden und vergiftet Tiere und Pflanzen auf Jahre. Den
Schlick abzutragen käme der Zerstörung des Ökosystems gleich. "Ohne
Mangroven verlieren die Küsten einen Schutzwall gegen die in dieser
Region häufigen Hurricans", so WWF Experte Schumm.

Originaltext: WWF World Wide Fund For Nature
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6638
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6638.rss2

Pressekontakt:
WWF World Wide Fund For Nature
Britta König, Tel. 0151 188 549 73
Jörn Ehlers, Tel: 030 30874212


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