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Frankfurter Neue Presse: zur Übernahme von Woolworth "Schlechter als wie man denkt" Ein Kommentar von Panagiotis Koutoumanos

Geschrieben am 07-05-2010

Frankfurt am Main (ots) - "Besser als wie man denkt", flötet
Werbe-Ikone Verona Pooth allabendlich in die Kamera, nachdem sie
wieder einmal die "bezahlbare Mode" des Textil-Discounters Kik
geprüft hat. Scheinbar "besser als wie man" gedacht hat, findet
Kik-Holding HH plötzlich auch die insolvente Warenhauskette
Woolworth. Musste Insolvenzverwalter Ottmar Hermann das erste
HH-Angebot für Woolworth noch als völlig inakzeptabel ablehnen,
scheinen mit dem Zuschlag, den HH nun bekommen hat, alle Beteiligten
glücklich sein zu können: HH kann mit der Übernahme seine avisierte
Discounter-Expansion verwirklichen; Cerberus hat für die
Woolworth-Häuser einen solventen Mieter. Und bei Woolworth herrscht
große Erleichterung: Die Zerschlagung ist vom Tisch, die Zukunft
aller 4500 Mitarbeiter scheint gesichert.

Dass diese Erleichterung lange anhält, steht zu bezweifeln. Schon
bald dürfte der Kik-Werbeslogan wie Hohn in den Ohren der
Woolworth-Mitarbeiter klingen und sich die Erkenntnis durchzusetzen:
Dieser Deal ist in Wirklichkeit "schlechter als wie man denkt". Denn
es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Muttergesellschaft von Kik und
dessen Ein-Euro-Ramschladen-Ableger Tedi tatsächlich das
Woolworth-Konzept und die 4500 Beschäftigten langfristig halten wird.

Hauptvermieter Cerberus hat nicht von ungefähr alle potenziellen
Investoren, die zuvor genau dies versprachen, abgelehnt und Woolworth
damit in die Enge getrieben. Dahinter steckte offenbar der Plan,
Woolworth pleite gehen zu lassen, damit Cerberus die Kaufhäuser dann
besenrein und zu höheren Mieten an HH vergeben kann. Die hatte
deutlich signalisiert, dass sie nur an den Standorten interessiert
ist, nicht an der Marke Woolworth und deren Mitarbeitern. Schließlich
sollen die sehr erfolgreichen und stark expandierenden Kik und Tedi
zügig weitere Häuser eröffnen, werden die Woolworth-Beschäftigten
viel besser entlohnt als ihre Kollegen bei den beiden sogenannten
Hard-Discountern. Dass HH stattdessen in letzter Minute von Cerberus
in die Poker-Runde um Woolworth eingebracht wurde, ist schlicht
Image-Gründen geschuldet: Cerberus wollte nicht wieder als die böse
Heuschrecke dastehen, HH nicht als Aasgeier.

So ist absehbar, dass Woolworth-Häuser bald zu Kik oder gar
Tedi-Filialen mutieren werden und nach der einjährigen Schonfrist
Mitarbeiter werden gehen und /oder zu sehr viel schlechteren
Bedingungen arbeiten müssen. Um bei den Niedrigpreisen der beiden
Hard-Discounter noch gutes Geld verdienen zu können, dürfen
schließlich nicht nur die Arbeitskräfte der Kik-Zulieferer in den
Entwicklungsländern, sondern auch die hiesigen Beschäftigten nur sehr
sparsam entlohnt werden. Anders könnte HH auch die von Cerberus
geforderten Mieten nicht zahlen können. Beide agieren abgezockter
"als wie man denkt".

Originaltext: Frankfurter Neue Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/45990
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_45990.rss2

Pressekontakt:
Frankfurter Neue Presse
Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407


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