Preisträger des Henri Nannen Preises 2010 stehen fest
Geschrieben am 07-05-2010 |
Hamburg (ots) - Henri Nannen Preis 2010 geht an:
Reportage: Hania Luczak (GEO), Dokumentation: Katja Gloger, Jan Christoph Wiechmann, Giuseppe Di Grazia (stern), Investigation: Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch, Jörg Schmitt (Der Spiegel), Humor: Andreas Bock, Dirk Gieselmann, Fabian Jonas, Lucas Vogelsang (11freunde.de), Fotoreportage: Tomás Munita (GEO) und Sonderpreis: Marc Baumann, Martin Langeder, Mauritius Much, Bastian Obermayer (Magazin der Süddeutschen Zeitung)
Weiterer Preisträger der vom Verlagshaus Gruner + Jahr und stern vergebenen Auszeichnung ist Helmut Schmidt für sein publizistisches Lebenswerk. Den Preis für Pressefreiheit erhalten unterdrückte Journalistinnen und Journalisten im Iran. Maziar Bahari nimmt den Preis stellvertretend entgegen.
Heute Abend haben der Verlag Gruner + Jahr und der stern zum sechsten Mal den Henri Nannen Preis vergeben, mit dem die Bestleistungen im deutschsprachigen Print und Onlinejournalismus ausgezeichnet werden. Die insgesamt 18 Preisträger wurden im Rahmen einer festlichen Veranstaltung im Deutschen Schauspielhaus Hamburg vor rund 1.200 prominenten Gästen aus Medien, Kultur, Politik und Wirtschaft geehrt.
Der Henri Nannen Preis 2010 wird verliehen an Hania Luczak (Reportage), Katja Gloger, Jan Christoph Wiechmann, Giuseppe Di Grazia (Dokumentation), Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch, Jörg Schmitt (Investigation), Andreas Bock, Dirk Gieselmann, Fabian Jonas, Lucas Vogelsang (Humor) und Tomás Munita (Fotoreportage), Marc Baumann, Martin Langeder, Mauritius Much, Bastian Obermayer (Sonderpreis).
Ebenfalls wird Helmut Schmidt vom Verlagshaus Gruner + Jahr und stern für sein publizistisches Lebenswerk geehrt. Der Preis für Pressefreiheit geht an unterdrückte iranische Journalistinnen und Journalisten. Da diese ihr Land nicht verlassen können und teilweise inhaftiert sind, nimmt der in London lebende iranische Journalist Maziar Bahari den Preis stellvertretend entgegen.
In ihrer Sitzung am 6. Mai 2010 hat sich die Hauptjury dazu entschlossen, den Preis für die "Beste Reportage" (Egon Erwin Kisch-Preis) an Hania Luczak zu vergeben. Ihre in GEO veröffentlichte Reportage "Ein neuer Bauch für Lenie" schildert das Schicksal von Menschen, die ohne künstliche Ernährung nicht lebensfähig sind, weil ihr Darm keine Nahrung verarbeiten kann. Nach zehn Monaten Vorarbeit konnte die Autorin die erste Einpflanzung eines gesunden Darmes an einem dreijährigen Kind verfolgen. Sie hat daraus eine Wissenschaftsreportage gemacht, die, so hob die Jury hervor, "bewegend ist und genau, präzise, empathisch und frei von Kitsch".
Für den Beitrag "Amerikas dunkles Geheimnis", im stern erschienen, wurde ein dreiköpfiges Autorenteam des Magazins in der Kategorie Dokumentation ausgezeichnet. Die Jury war beeindruckt von ihrem Bericht, der "auf beklemmende Weise nachzeichnet, wie die USA, die wichtigste Demokratie der Welt, zu einem Folterstaat wurde; wie ein ganzer Staat auf die dunkle Seite wechselte und mit Druck und Versprechungen Menschen zu willfährigen Mittätern machte".
Den Henri Nannen Preis für die "Beste investigative Leistung" vergibt die Jury an drei Autoren vom Spiegel. Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch und Jörg Schmitt hatten der Rolle nachgeforscht, die Thomas Middelhoff beim Untergang des Arcandor-Konzerns gespielt hatte und waren dabei auf einen Wirtschaftsskandal und fragwürdige Bereicherungen gestoßen. Die Jury lobte die "großartige Rechercheleistung, die über Wochen immer neue Enthüllungen zu Tage förderte".
In der Kategorie "Herausragende unterhaltsame, humorvolle Berichterstattung" werden Andreas Bock,Dirk Gieselmann,Fabian Jonas und Lucas Vogelsang ausgezeichnet. "Wer die Humorlosigkeit in deutschen Fußballstadien kennt", urteilte die Jury, ist froh über "die neue Leichtigkeit", die das Team des "11Freunde-Livetickers" in die Fan-Gemeinde trägt. "Es ist Comedy-Journalismus, der über seine Schnelligkeit wirkt. Vielleicht wurde hier eine neue journalistische Form geboren."
Der Fotograf Tomás Munita wurde für die beste fotografische Autorenleistung ausgezeichnet. Für das Magazin GEO hat er die mühselige Guano-Ernte auf einer Felseninsel vor der Küste Perus beobachtet. "Auf einfühlsame Weise und in magischen Farben", so die Begründung der Foto-Jury,"vermittelt Munita die herbe Schönheit dieses Stückchens Erde, aber auch die Brutalität der Arbeit, mit der die Männer dieser Erde ihren Reichtum abringen".
Einen Sonderpreis vergab die Jury an das Magazin der Süddeutschen Zeitung. Gegen den Widerstand der Bundeswehr hatten Marc Baumann, Martin Langeder, Mauritius Much und Bastian Obermayer mehr als hundert Feldpostbriefe und E-Mails deutscher Soldaten aus Afghanistan gesammelt und veröffentlicht. Sie erzählen vom Alltag im Feldlager, von Einsätzen und den widersprüchlichen Gefühlen dabei, von Banalität und Langeweile, von Beklemmung und Wut. Diese Feldpost, so die Jury, "vermittelt ein authentisches Gefühl dafür, wie die Deutschen in den Krieg und der Krieg zu den Deutschen kam. Eine ferne Front ist plötzlich ganz nah."
Der Preis für sein publizistisches Lebenswerk erhielt Helmut Schmidt. Der 1918 geborene Hamburger und Ex-Bundeskanzler arbeitete zu Beginn seines Berufslebens als freier Mitarbeiter für die sozialdemokratische Zeitung "Hamburger Echo", entschied sich dann aber nicht für den Journalismus sondern für die Politik. Schon während seiner politischen Laufbahn publizierte Schmidt Essays und politische Meinungsartikel. Zum Jahreswechsel 1982/83 rief der Verleger Gerd Bucerius den gerade von Helmut Kohl als Kanzler abgelösten Staatsmann Schmidt als Mitherausgeber zu der Wochenzeitung "Die Zeit". Hier fand Schmidt, der sich selbst als "publizistischen Autor" bezeichnet, einen festen Platz in der Redaktion. Sein großer Sachverstand, seine umfassende Bildung und seine politischen Erfahrungen werden von den Redakteuren bis heute geschätzt und machen den überzeugten Hanseaten zu einem anerkannten Ratgeber und Leitartikler. Noch immer nimmt der 91-Jährige an den Redaktionskonferenzen der "Zeit" teil.
stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn: "Helmut Schmidt ist vom Politiker zum Erfolgsautor und Herausgeber geworden. Er kann auf ein beeindruckendes publizistisches Lebenswerk zurückblicken. Seine Bücher, Leitartikel und Essays haben ihn in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer überparteilichen, nur dem Gemeinwohl verpflichteten moralischen Instanz werden lassen. Wir freuen uns, diesen großen Publizisten und Elder Statesman mit dem Henri Nannen Preis auszeichnen zu dürfen."
Mit dem Henri Nannen Preis 2010 für einen besonderen Einsatz für die Pressefreiheit wurden iranische Journalistinnen und Journalisten ausgezeichnet, die in ihrem Land schwersten Repressalien ausgesetzt sind, weil sie versuchen, wahrheitsgetreu über den Iran zu berichten. Da sie ihr Land nicht verlassen dürfen und viele von ihnen inhaftiert sind, nimmt - stellvertretend für seine Kollegen - der in London lebende Iraner Maziar Bahari die Auszeichnung im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg entgegen. Bahari war selbst monatelang in iranischer Isolationshaft.
Illegale Festnahmen und Entführungen von Journalisten durch Polizei und Sicherheitskräfte, staatliche Überwachung von Medien, gewaltsame Übergriffe und Misshandlungen sowie eine größer werdende Zahl von Journalisten auf der Flucht bestimmen die derzeitige Situation der freien Presse im Iran. Seit der umstrittenen Wiederwahl des Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad im Sommer 2009 verfestigt sich das Misstrauen des Regimes gegenüber Medienmitarbeitern im In- und Ausland. Um eine unabhängige Berichterstattung zu verhindern, werden nicht nur Journalisten bedroht, inhaftiert und ausgewiesen, sondern auch Zeitungen geschlossen, Webseiten und Artikel zensiert, das Mobilfunknetz teilweise gesperrt und die Ausstrahlung von TV-Sendern gestört. Seit der Wahl im Sommer 2009 sind immer wieder Journalisten und Blogger verhaftet und teilweise bis heute nicht wieder frei gelassen worden. Vom Staat inhaftierte Journalisten können im Iran derzeit keinerlei Rechte geltend machen. Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" ist über die Situation im Iran sehr besorgt.
stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn: "Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass der Iran momentan eines der größten Gefängnisse für Medienmitarbeiter ist. Den Kollegen, die unter dem Regime zu leiden haben und nicht aufgeben, für die freie Presse zu kämpfen, gilt unsere Anteilnahme und Anerkennung. Wir freuen uns, dass Maziar Bahari, der selbst im Evin Gefängnis im Iran inhaftiert war und gefoltert wurde, den Preis für seine unterdrückten Kollegen entgegennimmt."
Mit dem Henri Nannen Preis stellen Gruner + Jahr und der stern die Bedeutung von anspruchsvollem Print und Onlinejournalismus heraus und erinnern zugleich an das Werk des stern-Gründers Henri Nannen (1913-1996). Der Preis ist mit insgesamt 35.000 Euro dotiert. Außerdem erhalten die Preisträger den "Henri", eine von dem Berliner Bildhauer Rainer Fetting geschaffene Bronzeskulptur Henri Nannens im Andenken an dessen Lebenswerk. Ein aufwendiges Sichtungsverfahren sowie eine hochkarätige Jury, der erfahrene Journalisten, Autoren, Chefredakteure und Herausgeber großer Verlage Deutschlands angehören, gewährleisten die Unabhängigkeit der Auszeichnung. Um den "Henri 2010" bewarben sich Journalisten mit 878 Arbeiten aus 186 Print- und Onlinepublikationen.
Der Jury gehören an: Gabriele Fischer (Chefredakteurin brand eins), Peter-Matthias Gaede (Chefredakteur GEO), Elke Heidenreich (Journalistin und Schriftstellerin), Thomas Hoepker (Fotograf und langjähriger Präsident der Foto-Agentur "Magnum"), Hans Werner Kilz (Chefredakteur Süd-deutsche Zeitung), Giovanni di Lorenzo (Chefredakteur DIE ZEIT), Helmut Markwort (Chefredakteur FOCUS), Georg Mascolo (Chefredakteur DER SPIEGEL), Thomas Osterkorn (Chefredakteur stern), Ulrich Reitz (Chefredakteur Westdeutsche Allgemeine Zeitung), Frank Schirrmacher (Herausgeber Frankfurter Allgemeine Zeitung), Gerhard Steidl (Foto- und Kunstbuchverleger) und Anja Niedringhaus (Cheffotografin Associated Press).
Weitere Informationen zum Henri Nannen Preis unter www.henri-nannen-preis.de .
Originaltext: Henri Nannen Preis Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/74313 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_74313.rss2
Pressekontakt: Susanne Hacker Kommunikation Henri Nannen Preis G+J Unternehmenskommunikation Tel: 040-3703 2729 E-Mail: hacker.susanne@guj.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
267391
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu Theater / Kulturpolitik Osnabrück (ots) - Entscheidung mit Signalwirkung Eigentlich könnte man erleichtert aufseufzen: Die Politik, zumindest in Nordrhein-Westfalen, scheint verstanden zu haben, welchen hohen Stellenwert Theater in unserer sich stetig wandelnden Gesellschaft einnehmen. Oder ist die geplante Erhöhung der Landeszuschüsse in Niedersachsens Nachbarland als Belohnung für die gewaltigen Kulturhauptstadtanstrengungen des Ruhrgebiets zu verstehen? Oder als beschwichtigende Reaktion auf die bundesweiten Proteste gegen die geplante Schließung des mehr...
- WAZ: Denkmal für den modernen Maler. Kommentar von Jens Dirksen Essen (ots) - In Greifswald gibt es Streit, seit dort ein Denkmal für den großen Sohn der Stadt eingeweiht wurde: 170 Jahre nach seinem Tod steht dort nun Caspar David Friedrich, der Inbegriff der romantischen Malerei, in naturalistischer Pose, lebensgroß und in der Nähe seines Geburtshauses. So stellt die Caspar-David-Friedrich-Statue des Lübecker Bildhauers Claus Görtz eher ein fremdenverkehrstaugliches Ausrufezeichen denn ein Kunstwerk dar, das den Ansprüchen der Gegenwart genügt. Ja, es ist wahr, auch Caspar David Friedrich äußerte mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Kultur / Denkmäler / Caspar David Friedrich Osnabrück (ots) - Der Künstler als Biedermann Geld aus dem Zukunftsfonds für ein Denkmal von gestern: Das Greifswalder Monument für Caspar David Friedrich verfehlt nicht allein den Stand zeitgenössischer Bildhauerei, es wird auch Friedrich als Inbegriff des romantischen Malers nicht gerecht. Wo der Maler unentwegt ins Weite bislang ungedachter künstlerischer Entwürfe strebte, haben ihn die Greifswalder nun auf das Straßenpflaster ihrer Stadt gebannt. Unter gotischem Bogenfragment träumt er nun nicht länger von einem Leben ohne hemmende mehr...
- Historienepos ROBIN HOOD mit Russell Crowe erkämpft sich ein starkes Prädikat besonders wertvoll Wiesbaden (ots) - Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) empfiehlt aktuell zwei besonders wertvolle Filme, die ab dem 13. Mai in den deutschen Kinos starten. Allen voran die innovative Neuverfilmung der unsterblichen Legende um Robin Hood von Erfolgsregisseur Ridley Scott (GLADIATOR). Die FBW lobt ROBIN HOOD für seinen kraftvollen und zugleich frischen Ansatz und seinen eindrucksvollen Blick auf die historischen Hintergründe. Meisterlich seien zudem der Einsatz der Kameraarbeit, die atemberaubende Insezenierung der Abenteuer- und mehr...
- Alanus Hochschule erhält Promotionsrecht / Erste nichtstaatliche Kunsthochschule mit institutioneller Akkreditierung Alfter (ots) - Die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn ist seit heute vom Wissenschaftsrat akkreditiert. Sie ist damit die erste nichtstaatliche Kunsthochschule Deutschlands, der der Wissenschaftsrat sein Gütesiegel verleiht. Zusätzlich zur zehnjährigen Akkreditierung erhält die Hochschule das eigenständige Promotionsrecht für den Fachbereich Bildungswissenschaft und darf damit künftig Doktortitel verleihen. Die Alanus Hochschule bekommt damit die höchstmögliche Auszeichnung für Qualität in Lehre und Forschung, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|